Kapitel 11 - Der Weg zum Rattenspuck

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Es war kalt und rot und doch kroch die Realität langsam in Shouta. Er war in den Bergen, weit weg von ihnen. Alle Angreifer waren tot, es war niemand da, der ihm etwas tun würde. Sadao war nicht hier. Tadashi war nicht hier. Tadashi war tot. Er musste tot sein.

Zitternd blickte Shouta auf die Schriftrolle in seiner Hand. Sie war mittlerweile zerknittert. Ára würde es lesen können. Notfalls Kakuzu, obwohl Shouta bezweifelte, dass der Geduld dafür hatte.

Shouta setzte sich in Bewegung. Er war zu müde, zu verwirrt, um auf dem Schnee zu laufen. Er hinterließ Spuren im Schnee, rutschte aus.

Er stolperte in die Hütte, in der die anderen gegangen waren. Kakuzu saß an einem Tisch und sah ihn durchdringend an und Ára wärmte sich die Hände am Kamin.

„Ára", sagte Shouta ungewöhnlich leise, „steht da was von Tadashi?"

Er drückte hen die Schrifttrolle in die Hand ohne auf eine Antwort zu warten.

Ára sah ihn, statt der Schriftrolle, an. „Er ist tot Shouta."

„Ich will wissen, ob sein Name dort steht."

Hen las sich alles mit sichtlichen Problemen durch. Das Blut musste es für jeden Lesenden schwer machen. Schließlich schüttelte Ára den Kopf.

„Nichts."

„Bist du dir sicher?" Shouta wurde schlecht.

„Er ist tot."

„Das habe ich nicht gefragt."

Ára seufzte schwer. „Nein, tut es nicht. Aber was von Sadao. Danke für die Vorwarnung."

„Ich weiß", sagte Shouta mit versagender Stimme. Er wandte sich von Ára ab und ging zum Tisch, wo er sich gegenüber von Kakuzu auf einen Stuhl fallen ließ. Er sackte zusammen.

Ára fragte ihn was, dann Kakuzu, Shouta hörte es gar nicht mehr richtig. Es war egal. Wichtig war, dass dort nichts von Tadashi stand.

Der nächste Morgen war noch kälter und zum ersten Mal sah Shouta, wer überlebt hatte. Es waren nicht viele und die meisten von ihnen waren jung- Keine Alten. Keiner, der nicht schnell genug war um wegzurennen. Es schien nur ein Kind überlebt zu haben, Suzu, ein kleines Mädchen, dass sich an den Mantel ihrer älteren Schwester klammerte. Die Eltern waren nicht zu sehen.

„Ich danke dir, Ára", sagte Vilja. Sie war das Dorfoberhaupt und mit Mitte fünfzig die älteste Überlebende. Vilja war eine große Frau mit so viel Stolz, dass sie zu viel für ein so kleines, unwichtiges Dorf wirkte, heute war es anders. Sie sah müde aus und alt. Ihre Kinder waren nicht unter den Überlebenden und auch nicht ihre Enkel.

„Dankt mir nicht, sondern beeilt euch. Wenn die Soldaten nicht zurückkehren, wird man nach ihnen suchen, und zwar hier." Ára klang als würde hen die Tränen zurückhalten müssen.

Shouta konnte nicht weinen. Ihm war danach. Hier waren sie nett zu ihnen gewesen. Hier wurden sie mit einer warmen Mahlzeit und Feuer im Kamin begrüßt, das war jetzt vorbei und die meisten der freundlichen Gesichter gab es nicht mehr. Jetzt waren nur noch neun von ihnen über.

„Wir werden es wiedergutmachen." Vilja ergriff Áras Hände.

Ára ließ es geschehen. „Kümmert euch erstmal um euch selbst. Mein Volk weiß, dass ihr kommt, sie werden euch helfen."

Shouta wandte sich von der Unterhaltung ab. Er wollte das jetzt nicht hören. Er wandte sich Richtung Süden. Es würde noch einige Tage dauern, bis sie in Arashi waren.

Und jetzt, nach dem das passiert war, war sich Shouta nicht sicher, ob er dahin wollte. Es gab keinen anderen Weg, sie mussten irgendwo unterkommen und die Vorräte auffüllen – und um Zweifel herausfinden, wieso die Soldaten hier gewesen waren. Und ob er nicht etwas damit zu tun hatte.

Nur wer frei ist, ist ein KönigWhere stories live. Discover now