Kapitel 9 - Alte Freunde

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Die Luft war klar und kalt, die Berge leuchteten im Sonnenlicht und Shouta, der gut zehn Meter vor Kakuzu und Hidan lief, erstarrte in der Bewegung. Er hätte es fast übersehen: An einem der wenigen Bäume, die hier noch wuchsen, waren Zweige abgebrochen. Die Bruchstellen waren noch frisch.

Es ergab Sinn. Schon seit dem Aufbruch aus dem Dorf hatte Shouta das Gefühl gehabt, dass jemand sie beobachte. Die anderen schienen es nicht bemerkt zu haben, weswegen er sich fragte, ob er nicht bloß paranoid war. Aber das hier war ein Anzeichen.

Er warf einen Blick zu seinen Begleitern. „Ich muss was überprüfen. Geht weiter Richtung Nordwesten, ich komme nach."
Ohne auf eine Antwort zu warten, lief er los. Sie konnten ihm dankbar sein, dass er ihnen sein Verschwinden diesmal ankündigte.

Abgebrochene Äste brauchte man für Feuer und da er keinen Rauch sah, war es entweder noch nicht an, wieder aus oder ein Feuer der Diebe. Sie konnten als einzige Feuer machen, die nicht rauchten, und bisher war das Geheimnis darum nicht aus den Diebesreihen gedrungen. Es gab nur einen Ort hier, an dem man sich ausruhen konnte, weswegen sich Shouta gen Osten wandte und nach einigen Minuten fündig wurde.
Eine Kuhle in einer Schneewehe, die nicht von einem Tier stammen konnte. Tiere hinterließen Kot, Abdrücke von Pfoten, manchmal Haare oder Spuren von Sprüngen und Jagden. Shouta starrte in die Kuhle. Dunkelgraue Wollfasern hingen im Schnee. Wahrscheinlich von einem Umhang.

Shouta hob den Kopf und aktivierte sein Kekkei Genkai. Der Wind war eiskalt und schneidend, die Sonne blendete. Wenige Meter vor Shouta zeichneten sich Fußabdrücke im Schnee ab. Ganz leicht, vom Wind beinahe verweht, und kaum sichtbar. Nur zwei, beide vom rechten Fuß. Es waren sehr kleine Abdrücke und Shouta wusste, zu wem sie gehörten. Er kannte nur eine Person, die diesen Fehler machte und noch dazu so kleine Füße hatte.

Er lächelte und einen Moment später verwandelte sich sein Magen in einen schmerzenden Klumpen. Das Lächeln verschwand, weil er Gespräche erahnte, denen er schon seit Ewigkeiten auswich. Beim nächsten Mal, hatte er schon viele Male gesagt, doch er wusste, dass es nicht noch mehr Male gab.

Er könnte die Spuren einfach ignorieren und gehen. Niemand würde wissen, dass er hier gewesen war und Kakuzu und Hidan würden auch nicht nachfragen, was los war.
Aber er tat es nicht. Stattdessen setzte er sich in Bewegung, weil es sonst vielleicht kein nächstes Mal geben würde.


Hinter einer Klippe, nicht weit von ihm entfernt, gab es eine geschützte Stelle im Fels. Man konnte sogar dort übernachten, wenn man genug Vorkehrungen traf. Aber vor allem konnte man sich dort ausruhen, ohne dass man von den Wegen aus dem Blick Fremder ausgesetzt war.
Shouta fand schnell, was er suchte. Eine Ausbuchtung im Felsen, gerade tief genug, um vor den kalten Winden zu schützen. In dieser Ausbuchtung saß eine Person und am Boden prasselte ein rauchloses Feuer.

Die Person war gut einen Kopf kleiner als Shouta und sehr zierlich. Sie trug die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass Shouta nur dessen nachdenklichen Ausdruck erkennen konnte.

„Ára", sagte Shouta.
Ára hob den Kopf. „Shouta", sagte hen und zog sich die Kapuze vom Kopf. Struppiges schwarzes Haar und warm blickende, schwarze, glänzende Augen kamen zum Vorschein. Wie Shouta hatte hen Monolider. Unter dem Mantel trug hen die Kleidung der Rentiermenschen: Ein dunkelblaues Oberteil mit rotem Kragen und Schuhe und Hose aus Rentierleder.

„Wie hast du mich gefunden?"

„Die Äste", antwortete Shouta. „Für's Feuer, oder wolltest du auf dich aufmerksam machen?"
Ára lächelte. „Vor allem das Feuer, aber ich ging davon aus, dass es dir auffällt."

„Hast du uns beobachtet?" Shouta setzte sich hen gegenüber. Er deaktivierte sein Kekkei Genkai. Kein beißender Wind mehr, kein blendender Schnee. Er streckte seine Hände zum Feuer. Es tat gut.

Nur wer frei ist, ist ein KönigWhere stories live. Discover now