30. 🥃 KAPITEL

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Tennessee, Nashville; August 2016

Alexander

Immer noch liegt meine Hand um ihren Oberarm. Kurz blitz Wut in ihren Augen auf, der jedoch schnell verfliegt.
„Ich bin immer noch dein Chef, Chloe. Vergiss das nicht." Mein Stimme ist nur ein leises Knurren. Doch es wirkt. Chloe schluckt merklich und blickt zu Boden. Plötzlich ist sie wieder das anschmiegsame Kätzchen.
Ich lasse ihren Arm los und kneife mir in den Nasenrücken. Irgendwie bin ich das Gespräch falsch angegangen. Ich wollte ihr nur sagen, dass ich sie unterstütze. Auch finanziell. Doch es kam falsch bei ihr an. In so etwas war ich noch nie gut. Gespräche führen kann ich nur, wenn es ums Geschäft geht.
Daher atme ich tief ein, bevor ich wieder zu sprechen beginne.
„Hör zu. Vielleicht sollten wir das nicht hier klären. Wie wäre es, wenn wir heute Abend essen gehen und in Ruhe darüber reden?" Schlage ich ihr vor. Chloe blickt zu mir hoch und ihre braunen Augen blicken in meine. Mein Herz schlägt einen ticken schneller, als es sollte, doch dieses Gefühl unterdrücke ich schnell wieder.
„Heute habe ich niemanden für Kiara. Wie wäre es morgen?" Kurz überlege ich, ob Termine anstehen. Doch bis auf den normalen Stress, steht nichts an.
„Ok. Ich reserviere einen Tisch und hol dich dann gegen sieben ab." Doch sie schüttelt den Kopf.
„Nein. Ich entscheide wo wir hingehen." Beharrt sie und etwas in ihrem Blick, den sie mir zuwirft, sagt mir, ihr dieses Mal nicht zu widersprechen. Daher nicke ich nur und ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen.
„Gut. Ich sollte langsam anfangen. Auf meinem Schreibtisch türmen sich schon die Akten." Auch auf ihren Lippen legt sich ein Lächeln und gemeinsam verlassen wir die Küche.
Chloe biegt in die Waschräume ab, während ich, mit meinem Smartphone in der Hand, zu meinem Büro schreite.

Nachdem ich die Tür geschlossen habe, fällt mir sofort Liam ins Auge, der auf einen der Besucherstühle sitzt. Seine Augenbrauen sind nach unten gezogen, als er sich zu mir umdreht.
Verdammt. Ihn hatte ich schon wieder erfolgreich verdrängt.
Immer noch mit meinem Smartphone in der Hand, gehe ich zu meinem Schreibtisch.
„Schön, dass du dich auch mal wieder im Büro blicken lässt." Bringt er grimmig heraus und spielt bestimmt meine Abwesenheit letzte Woche an. Anstelle ihn zurechtzuweisen, da ich wieder das Pochen meines Kopfes spüre und keine Lust habe zu streiten, erwidere ich nichts. Ich öffne den Knopf meiner Jacketts und setze mich auf meinen Stuhl.
„Liam, ich habe keine Zeit. Mach es bitte kurz." Ich öffne mein E-Mail-Postfach und hundert ungelesene Nachrichten springen mir sofort ins Auge. Das wird wieder ein langer Tag.
Diese Woche ist die Eröffnung in Berlin und ich wollte Freitag früh hinfliegen und Sonntag zurück. Da fällt mir ein, dass ich Chloe fragen wollte, ob sie mitmöchte. Doch das kann ich später immer noch machen.
„Gut, dann mache ich es kurz." Liam räuspert sich und ich blicke von der Nachricht auf, die ich gerade überflogen habe. „Du hast meine Mitarbeiter und mich überprüfen lassen." Ich hebe eine Augenbraue. Dass er es herausfindet, war mir schon klar. Dass er mich darauf anspricht, wundert mich. Liam hatte noch nie wirklich Eier in der Hose. Er hat immer gemacht, was andere gesagt haben. Die meiste Zeit, nimmt man ihn kaum wahr.
Da sein Vater öfter bei uns war, wuchs ich mit Liam zusammen auf. Meiste Zeit war er mir eher lästig.
Er lief mir permanent hinterher. Ahmte mich regelrecht nach. Angefangen mit Sätzen die er mir nachplapperte bis hin zu der gleichen Kleidung. Versuchte bei den gleichen Mädchen zu landen die ich mochte und später verkaufte er meine Ideen als seine. Auch Mason und Scott versuchte er immer auf seine Seite zu ziehen. Doch Gott sei Dank dachten die beide das gleiche wie ich. Für uns war er immer eher nervig. Doch mein Vater verlangte von uns, ihn mitzunehmen und mit ihm abzuhängen, da er keine eigenen Freunde besaß.
Später stellte er ihn auch noch hier ein, was bestimmt der bettlerei meines Onkel zu verdanken war. Er war schon immer scharf auf die Firma seines Bruders und es hat ihn sichtlich getroffen, als er sie mir überschrieb, anstelle Liam.
„Das ist korrekt." Gebe ich ihm zurück, auch wenn ich weiß, dass es keine Frage war.
„Meine Mitarbeiter kann ich ja noch verstehen, aber deinen eigenen Cousin?" Er deutet auf sich und schiebt seine Augenbrauen weiter nach unten. Langsam lege ich mein Smartphone auf den Tisch und falte meine Hände darauf.
„Du hattest ein Leck in deiner Abteilung. Es zählt zu meiner Pflicht als Chef, alle zu überprüfen." Bringe ich trocken heraus. Ich hoffe das Gespräch ich bald vorbei. Dafür habe ich wirklich keine Zeit.
„Ich hatte alles unter Kontrolle." Schreit er mich wütend an. Das stechen in meinem Kopf beginnt stärker zu werden. Ich schlage auf den Tisch, was ihn zucken lässt. Langsam erhebe ich mich und spüre wie er unter meinem Blick kleiner wird.
„Liam. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Das ist meine Firma." Dabei betone ich das meine nur zu deutlich.
„Dich hat diese Firma nie interessiert, im Gegensatz zu mir." Knurrt mich Liam an. Meine Augenbrauen schieben sich tief in meine Augen. Seit wann bietet er mir die Stirn?
Innerlich versuche ich mich zu beruhigen und das jucken in meinen Fingern zu unterdrücken. Langsam setzte ich mich wieder auf meinen Sessel und setze ein diabolisches Lächeln auf.
„Und trotzdem sitze ich hier und du nicht." Liams Blick verfinstert sich und purer hass schlägt mir entgegen. „Mein Vater hat dies hier alles aus dem Boden gestampft und ich werde die Firma an die Spitze treiben. Wenn du dabei sein möchtest, rate ich dir, mir gegenüber einen anderen Ton anzuschlagen. Familie hin oder her. Ich bin dein Chef."
Ich sehe meinen Cousin schlucken und seine Gesichtszüge entspannen sich. „Noch etwas?" Frage ich ihn barsch und er schüttelt schnell den Kopf. Ohne ein weiters Wort, schnappt er sich seinen Laptop und verschwindet aus meinem Büro.
Schnaufend lasse ich mich wieder in meinen Sessel fallen und öffne abermals das Postfach. Noch 103 Mails. Seufzend reibe ich mir über die Stirn.
Da ich letzte Woche in New York war, blieb viel liegen. Die Eröffnung ist zwar erst in einem Monat, doch ich wollte mich selbst bei den Baufortschritten erkundigen. Rede ich mir zumindest ein. Dass die Nacht mit Chloe auch etwas damit zu tun hat, verdränge ich lieber.

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