13. 🥃 KAPITEL

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Tennessee, Nashville; Juli 2016

Alexander

Miss Cambell steht immer noch vor mir und ich sehe ihr die Wut an. Sie ballt ihre kleinen Hände zu Fäusten und ihr Blick fixiert mich. Ich sehe wie sie mehrmals Luft holt und sich sichtlich darunter entspannt. Erst dann öffnet sie ihren süßen Mund um mir zu antworten.
„Nein. Ich würde es nur bevorzugen nicht jedes Mal von ihnen getestet zu werden." Ihre Stimme zittert noch ein wenig, doch schnell setzt sie ein Lächeln nach um dies zu überspielen. Miss Cambell hat mich in den letzten Wochen positiv überrascht. Sie arbeitet schnell und gewissenhaft. Sogar die Gala hat sie tadellos auf die Beine gestellt. Sie ist eine der ersten Assistenten mit der ich zufrieden bin. Daher sollte ich es mir nicht mit ihr verscherzen. Doch ich fühle mich ausgelaugt und leer. Das Wochenende hat an meiner Psyche gezerrt. Ich habe nicht mal vier Stunden am Stück die letzten zwei Tage geschlafen. Auf Catherine zu treffen hat die Alpträume noch realer wirken lassen. Immer wieder habe ich Natascha vor mir gesehen. Blutverschmiert und Schreiend.
Mir läuft es Eiskalt den Rücken hinab, als ich wieder daran denke.
Miss Cambell dreht sich herum und stapft energisch in Richtung Tür.
„Miss Cambell." Langsam erhebe ich mich und spüre jeden einzelnen meiner Muskeln. Da ich nicht schlafen konnte, bin ich bis zur Erschöpfung laufen gegangen um etwas zur Ruhe zu kommen.
Sie hält am Türgriff inne und blickt über ihre Schulter.
Das schwarze Kleid umschmeichelt ihre Rundungen und schmiegt sich eng an ihren Körper. Wie des Öfteren in letzter Zeit, lässt mich ihre Erscheinung alles andere als kalt. Da ich immer noch schweige, dreht sie sich langsam komplett zu mir um.
„Ja?" Schnell räuspere ich mich und wende meinen Blick in ihr Gesicht. Immer noch sehe ich ihr die Verärgerung an. Ihre Brauen sind tief in die Augen gezogen und ihre Stirn ist in Falten gelegt.
Nach einem tiefen Atemzug, setze ich ein Lächeln auf.
„Sie leisten sehr gute Arbeit für mein Unternehmen. Vielen Dank." Es fällt mir nicht leicht jemanden zu loben. Mein Vater hat dies auch nie getan und es hat mich nicht schwächer gemacht. Eher Gegenteilig. Es hat mich stark gemacht und zu dem wer ich heute bin.
Ich sehe in ihrem Gesicht die Überraschung an. Ihre Brauen heben sich und ihre Augen werden groß. Ein Lächeln ziert ihre wunderschönen Lippen. Dieses Mal wirkt es nicht gespielt, sondern ehrlich. Automatisch gleitet mein Blick auf diesen vollen Mund, den ich nur allzu gerne auf meinem Spüren würde. Am Samstag war ich ihr so nahe, dass ihr lieblicher Duft mich ganz verrückt gemacht hat.
„Danke." Haucht sie. „Einen schönen Abend Ihnen noch." Damit verschwindet sie lächelnd aus meinem Büro.

Nachdem ich meinen Puls, der viel zu schnell geht, wieder beruhigt habe, mache ich mich noch an die letzten Mails für heute. Doch lange kann ich mich nicht konzentrieren. Dabei fällt mein Blick auf die dicke Mappe auf meinem Tisch. Abermals blättere ich sie durch und lese mir ihre Zusammenfassung durch. Hat Chloe dies wirklich binnen eines Tages geschafft? Ich habe sie doch schon vor einer Woche darum gebeten. Oder?
Kurz versuche ich mich daran zu erinnern, wann ich ihr die Aufgabe gegeben habe. Ich gebe zu, sie mit der Gala getestet zu haben, wie sie unter Druck arbeitet. Aber ihr so eine komplexe Aufgabe zu geben, die in einem Tag auszuarbeiten, wäre für mich schon zu hart. Daher habe ich Respekt, dass sie es trotzdem geschafft hat.
Ich lege die Zusammenfassung beiseite und fahre den Computer hinunter. Für heute reicht es mir.
Nachdem ich mein Büro abgeschlossen und dem Sicherheitsdienst Bescheid gegeben habe, verlasse ich das Gebäude durch die Tiefgarage.

Zuhause angekommen, betrete ich mein Apartment. Es liegt in der Nähe von der Firma und direkt neben dem Centennial Park, wo ich jeden Morgen laufen gehe. Ich trete durch die geräumige Wohnung die hell und modern eingerichtet ist. Vor sechs Jahren bin ich hier eingezogen zusammen mit Natascha.
Es ist immer noch mit ihrer Note versehen. Die bunten Zierkissen auf dem grauen Sofa hat sie damals gekauft, ebenso den weißen flauschigen Teppich davor. Mir war egal wie es in unserer Wohnung aussah, daher habe ich ihr freie Hand gelassen. Sie dabei zu beobachten, wie sie alles dekoriert und wohnlich gestaltet, hat mich alleine schon glücklich gemacht. In der weiß-grünen modernen Küche hat sie am liebsten gestanden. Zusammen haben wir gekocht und gelacht. Seitdem habe ich sie nicht mehr benutzt. Zu sehr schwirren die Bilder in meinem Gedächtnis von ihr herum, wie sie lachend die Zutaten geschnitten hat. Oder ihr erster Versuch, Pfannenkuchen zu werfen. Der erste landete direkt auf dem Boden, doch das hat ihrer Freude keinen Dämpfer gegeben. Natascha war Lebensfroh und hat mich immer zum Lachen gebracht. Seither ist mir nicht nach lachen. Ich stürze mich in die Arbeit umso selten wie möglich an sie zu denken. Doch nachts kommen die Bilder immer wieder zurück.
Langsam trete ich an die kleine Kommode im Raum über der ein großer vergoldeter Spiegel hängt. Ich nehme den einzigen Bilderrahmen, der darauf steht, in die Hand. Wie von selbst streicht mein Daumen über das Foto. Lächelnd strahlt mich Natascha an. Das Bild ist in Europa am Strand entstanden. Sie trägt ein leichtes Sommerkleid und ihre blauen Augen strahlen in die Kamera. Es war so ein schöner Tag an dem ich mich schmerzlich zurück Erinnere. Mein Blick fällt auf den schwarzen einfachen Ring an meiner Hand. Liebevoll stelle ich das Foto zurück und schiebe den Ring von meinem Finger. Immer noch sind deutlich die filigranen Linien im Inneren zu erkennen.
Für immer dein
Abermals gleitet mein Blick auf das Bild, während ich den Ring in den Händen halte.
„Es tut mir leid, Natascha. Ich habe versprochen dich zu beschützen, doch ich konnte dich nicht mal vor mir beschützen." Ich fasse mir an meine Wange und spüre wie nass sie ist. Mir ist nicht mal aufgefallen, dass ich angefangen habe zu weinen. Schnell wische ich mir mit den Ärmeln über mein Gesicht, bevor ich den Ring wieder auf den Finger schiebe.

Fateful Night - Für immer verbundenWhere stories live. Discover now