6. Kapitel

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Als ich den Gemeinschaftsraum betrete ist er bereits gerammelt voll, dabei ist es gerade erst dunkel geworden. Laute Musik dröhnt von irgendwoher durch das rotverhangene Gemäuer, ich glaube die Schicksalsschwestern zu erkennen, aber sicher bin ich mir nicht, schließlich scheinen alle Anwesenden zu schreien. Die Party hätte ich beinahe vergessen. 

Mit Sicherheit finden sich irgendwo die anderen, aber die Menge aus schwarz und vornehmlich rot macht es fast unmöglich irgendwen zu unterscheiden. Das dämmrige Licht ist dabei auch nicht gerade zuträglich. Somit wühle ich mich durch, bis zu den Treppen die in die Schlafsäle führen um mir etwas anderes anzuziehen oder zumindest meinen Mantel abzulegen, aber ich habe kaum drei Stufen genommen da ruft mich irgendwer in der Masse zurück. 

"Wir sind hier drüben! Malea!". Es ist Luce, die zwar in unscheinbarem schwarz und weiß kaum von den anderen zu unterscheiden ist, aber wie zur Erkennung ein blaues Seidenband in ihre Haare geschlungen hat. Fast ein wenig enttäuscht nicht in die Ruhe meines Schlafsaals flüchten zu können steige ich die wenigen Stufen wieder hinunter um ihr am Rand des Raums entlang zu folgen. Sie haben uns die beliebten Plätze vor einem der großen Kamine gesichert, zwei Sessel stehen uns zur Verfügung, beide sind besetzt. 

"Hey!", beschwert sich Luce als wir sie ganz erreicht haben und deutet in Entrüstung auf Cassia, die in einem der beiden Sessel sitzt. Diese grinst nur schelmisch zurück und bewegt sich keinen Zentimeter. 

Ich ignoriere den stummen Streit der beiden und lasse mich stattdessen neben Penelope auf dem Boden nieder, den Rücken gegen ein Stück von Davinias Sessel gelehnt. Da Luce und Cassia ihren Disput nicht allzu schnell beilegen, habe ich Zeit meine Gedanken zu ordnen und mich geistlich in das laute Getümmel an Feiernden zu stürzen, was mich davon abhält völlig durchzudrehen. Fragen stürzen auf mich ein, die ich nicht beantworten kann oder will und sie deshalb schnell wieder fallen lasse.
  Es hat keinen Zweck sich zu viele Gedanken darüber zu machen, das war schon immer mein Motto, aber es wird zunehmend schwerer, desto länger ich mich mit Alex und seinem Verhalten beschäftige. Nach dem letzten Date haben wir ein paar Blicke ausgetauscht, haben hin und wieder Worte gewechselt, die man leicht als Flirten einstufen könnte und ich war definitiv auf dem besten Weg Gefühle zu entwickeln, die über Freundschaft und dergleichen hinausgehen, aber der heutige Tag hat alles wieder durcheinander gewürfelt. Als hätte Merlin etwas gegen mich. 

Die Ruhe vor den Fragen und Neugierde der anderen bleibt mir nicht ewig erspart, denn schließlich gibt Luce es auf Cassie aus ihrem Sessel zu scheuchen und nimmt stattdessen auf dem Boden platz, den Rücken gegen Cassies Beine gelehnt, welche Betroffene schnell nach oben zieht. Zufrieden macht Luce es sich nun vollständig bequem, nur um anschließend die erste zu sein, meine Rückkehr anzusprechen. 

"Also?", fragt sie, "Wie war es diesmal?".

Fast hilflos zuckte ich mit den Schultern und rieb mir mit den Händen über die Augen. Ich wusste nicht, wie ich beschreiben sollte, was der heutige Tag gebracht hatte, denn eigentlich hatte er gut angefangen. Eigentlich war es so verlaufen, wie ich wollte. Wie ich, ohne es je laut zuzugeben, gehofft hatte. Aber am Ende tat er doch immer wieder etwas Seltsames, zerstörte die Atmosphäre die wir vorher so sorgfältig aufgebaut hatten. 

"Jetzt erzähl schon, du siehst aus als würdest du gleich daran ersticken", drängte Aria. Mir blieb letztendlich keine Wahl und am Ende war es doch immer so, dass andere mehr sahen, als man selbst. Vielleicht wurden sie ja schlau aus dem Ganzen. 

"Also", begann ich seufzend, "Wir waren diesmal zuerst im Drei Besen. Die Kälte hat es nicht anders zugelassen und außerdem verändern sich die Geschäfte ja auch nicht jedes Mal wenn man ins Dorf geht".

"Du klingst als würdest du aus einem Buch vorlesen", bemerkte Davinia neckend, aber wie so häufig bei diesen Themen ignorierte ich ihren Einwurf. Stattdessen begann ich zu schildern, wie die Begegnung mit dem Slytherin-Jungen verlaufen war und erntete daraufhin nicht nur neugierige Blicke sondern auch schiefgelegte Köpfe. 

Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt