15. Kapitel

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Fasching war vorüber als Luce wieder in Hogwarts auftauchte. Die Lehrer nahmen es wortlos zur Kenntnis, erteilten ihr ohne einen weiteren Blick die Hausaufgaben und setzten Termine für versäumte Aufsätze. Auch wir sprachen es nicht an. Als wäre nichts passiert. Es wäre nicht anders gewesen, hätte sie die schlimmste Grippe ihres Lebens gehabt und zwei Wochen im Krankenflügel verbracht. Vielleicht doch. Darüber hätten wir geredet. So hing das stumme Wissen in der Luft, dass schreckliche Dinge passierten und wir, sicher hinter diesen Mauern, nicht viel tun konnten, um sie aufzuhalten.

Den ersten Freitagabend nach ihrer Rückkehr fanden wir uns wie gewohnt im Raum der Wünsche ein und weil wir sonst nichts mit uns anzufangen wussten, drehten sich die Gespräche großflächig über Essen und Jungs. Luce wollte alles von meinem Date mit Alex erfahren und Davinia war mehr als Feuer und Flamme davon zu erzählen. Es war, als hätte sie es selbst durchlebt. Allerdings kann man Davinias Erzählung wohl kaum als vorbehaltlos bezeichnen, geschweige denn objektiv. Während sie noch dabei war von dem, meiner Meinung nach doch recht spektakulären, Kuss zu erzählen, schweifte sie schon ab und kam zu irgendwelchen Schlüssen, die ich für mich selbst noch nicht einmal gezogen hatte.

"Jason ist galanter, er wirkt weniger unkontrolliert, weißt du? Alex dagegen hat eine überraschende Art. Man kann ihn schwer einschätzen und deshalb ist Malea sich auch immer noch nicht sicher was sie mit ihrem hübschen Herz anfangen soll - "

"Mein hübsches Herz?", warf ich skeptisch ein und angelte mir eine Weintraube aus der Schale.

"Ach du weißt schon wie ich das meine", erwiderte Davinia und warf sich schwungvoll die glänzenden braunen Haare über die Schulter, "Wie dem auch sei - so viel zu ihrem ganz entzückenden Date. Du bist nun offiziell eingeweiht und es sei dir erlaubt deine Meinung dazu kundzutun. Unter der Bedingung, dass du uns endlich mal erzählst ob bei dir und Lucas noch etwas läuft".

Luce schnaubt grinsend, "Gut zu wissen das meine eigentlich freie Meinungsäußerung dennoch deinen Bedingungen unterliegt".

"Wenn du nur halb so verschlossen wärst müsste ich keine Bedingungen aufstellen", erklärt Davinia sachlich und greift sich ebenfalls eine Weintraube. Ich habe es immer noch unterlassen meinen Kommentar zu dem Ganzen abzugeben, unsicher ob ich überhaupt eine Meinung habe, aber auf Luce ist Verlass.

"Bevor ich hier irgendetwas erzähle würd ich gern von unserem Mädchen der Stunde wissen was sie von der ganzen Sache hält".

Eine Weintraube. Zwei. Drei. Irgendwie versuche ich mit jeder weiteren Frucht den Moment heraus zu zögern an dem ich tatsächlich etwas sagen muss, aber Luce lässt mich nicht eine Sekunde aus den Augen und nach der fünften wird es mir schließlich doch unangenehm.

"Also ähm... ", ich räuspere mich ein wenig peinlich berührt, "Jason ist galant. Das ist sehr wahr nur... nur, er hat so eine Art. Ich kann ihn nicht einschätzen. Irgendwie hab ich das Gefühl es ist alles nur Spiel und er wird jeden Moment um die Ecke kommen und mich auslachen. Alex ist... ich kenne ihn schon so lange. Er war eigentlich immer zuverlässig. Im Grunde immer da. Nur verhält er sich in letzter Zeit so seltsam. Im einen Moment ist er aufmerksam und vertraut und dann rennt er plötzlich davon als hätte er eine Horde Dementoren gesehen. Ich weiß auch nicht...".

"Hast du ihn mal gefragt, was das sollte?", hakt Luce nach und greift sich ein Stück Baguette. "Vielleicht hat er ja gute Gründe".

"Gute Gründe nach einem Date einfach wegzurennen? Wohl kaum", wirft Cassie skeptisch ein.

Ich zucke nur mit den Schultern, weil ich es auch nicht weiß und Penelope dreht sich geistesabwesend eine pechschwarze Strähne um den Finger. Aria hat sich zum Thema noch gar nicht geäußert, aber sie sieht aus als würde sie demnächst einschlafen.

Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt