11. Kapitel

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Ich sehe beide wieder öfter. Als hätten sie sich abgesprochen, eingewilligt mir wieder unter die Augen zu treten. Allerdings kann ich aus ihrem Verhalten nicht schlau werden und obwohl Davinia es versucht - froh einen Vorwand zu haben mit Jason zu sprechen - hat sie kaum mehr Erfolg als ich. Er weist sie mit einem Grinsen und Kopfschütteln ab, ohne ihr auf die wenig subtil gestellte Frage zu antworten. Alex ignoriert mich nicht, aber scheint dennoch nie ein Wort an mich zu richten, oder ist vertieft in irgendwelche Bücher. Als müsste er jetzt schon für die UTZ's lernen. 

Es ist schließlich Jason, der mir als erstes über den Weg läuft, als ich mit Cassie zurück zum Gemeinschaftsraum laufe. Er schlendert allein, ein Buch in der Hand, an uns vorbei, als würde er uns gar nicht bemerken. Am liebsten würde ich auch so tun als wäre nichts passiert, aber Cassie stößt mir wenig subtil mit dem Ellenbogen in die Seite und ich stolpere in ihn hinein. Noch während wir ineinander purzeln kann ich das erschrocken verdeckte Grinsen in ihrem Gesicht sehen. 

"Woah!", presst Jason heraus und versucht mich abzufangen, obwohl wir schon einige Schritte zur Seite getaumelt sind. "Nicht so hastig". 

So schnell es geht befreie ich mich aus dem Wirrwarr meiner Robe um seinen Armen zu entkommen, die mich festhalten als würde ich jeden Moment fallen. "Nichts passiert", murmle ich fahrig und bin schon dabei weiter zu gehen, aber der hochgewachsene Slytherin hält mich fest. "Können wir kurz reden?"

Cassie ist schon weg, als hätte sie geahnt, dass so etwas passiert und kann mir deshalb nicht mehr als Ausrede dienen. Innerlich schwer seufzend drehe ich mich wieder zu ihm um und versuche so abwartend wie nur irgend möglich auszusehen. Vielleicht sogar ein bisschen genervt. Zum Glück ist er niemand der lange rumdruckst, nachdem er die Falten seines Umhangs glatt gestrichen hat, kommt er augenblicklich zur Sache. 

"Wegen letztens - das war nicht ganz richtig", beginnt er und ich habe tatsächlich Mühe meine Überraschung zurückzuhalten, er lässt sich davon allerdings nicht beirren, "Ich hätte dich nicht so überfallen sollen oder die ganze Zeit drängen sollen, aber...", er stockt, holt tief Luft und setzt dann an weiterzusprechen, während ich nur völlig perplex dastehe und ihn anstarre, "ich wusste keinen anderen Weg wie ich mit dir reden soll. Ich wollte ... einfach Zeit mit dir verbringen". 

Ich glaube ich schweige eine lange Zeit. Stehe einfach nur da und starre ihn an, weil ich nicht weiß, was ich darauf sagen soll. Er ist Jason Travers und die Vorstellung, dass er zu schüchtern war um mich anzusprechen, ist zu absurd. In der Annahme, dass es ein fieser Scherz ist, ein Spiel, dass er mit seinen Freunden ausgeheckt hat um mich reinzulegen, verziehe ich fast angewidert die Lippen und schüttle ungläubig den Kopf. 

"Ich glaube das einfach nicht... Zuerst überfällst du mich mitten auf dem Gang, ruinierst alles was ich mit Alex hätte haben können und dann ziehst du sowas ab?", ungläubig schüttle ich ein weiteres Mal den Kopf, als hätte er etwas gesagt, dass mir einfach nicht in den Kopf will. Zu meiner Überraschung verdüstert sich seine Miene und ich glaube schon, ich bin ihm auf die Schliche gekommen. Dass er mir gleich erzählen wird, welche Wette er am Laufen hat, aber meine Erwartungen werden enttäuscht. 

"Oh ja - dein Gryffindor-Quidditchkapitän-Boyfriend ist ein Heiliger! Du wirst schon sehen was du an ihm hast". Und mit diesen Worten dreht er sich einfach um und stürmt davon. Und mal wieder stehe ich völlig verwirrt da, ohne ganz zu wissen was gerade passiert ist. 

Cassie wartet nur einen Gang weiter auf mich, ein breites Grinsen im Gesicht, das allerdings abschwächt, als sie meine Miene sieht. Tatsächlich schaue ich wohl so wie ich mich fühle. Sie macht Anstalten zu fragen, aber ich mache eine wegwerfende Handbewegung, noch ehe sie das erste Wort beendet hat. Den Gurt meiner Tasche so fest umklammert das meine Knöchel weiß hervortreten, stapfe ich stur Richtung Gemeinschaftsraum, Cassie schweigend neben mir. Sie schafft es tatsächlich nichts zu sagen, obwohl sie förmlich zu brennen scheint und ich bin ihr mehr als dankbar dafür. Wie soll ich Fragen beantworten, die von anderen kommen, wenn ich nicht mal eine Antwort auf meine eigenen habe? 

Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt