Kapitel 11

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Liz PoV


Es hat tatsächlich funktioniert! Im ersten Moment war ich doch etwas nervös und angespannt, aber das Ritual war ein krönender Erfolg! Vater konnte es selber kaum glauben, als die Muster am Boden mehr und mehr verschwunden sind, als wäre ein unspürbarer Wind im Keller gewesen und hat den Sand herum gewirbelt und wieder eben und glatt gemacht. Als das Licht dann verblast ist und ich die beiden Omegas da so am Boden schlafen gesehen habe war es auch mir klar.

Ich bin schon voll gespannt auf ihre Reaktionen, wenn sie aufwachen und merken wie viel sie jetzt wissen! Vater hat alles vorbereitet, sodass wir die Geschwister zügig wieder ins Haus tragen und in mein Schlafzimmer aufs Bett verfrachten. Erschöpft torktelt er wieder in den Keller runter und ich eile ihm nach, aber er schweigt. Erst als er unten angekommen ist und sich erstmals ein Glas mit Whisky eingeschenkt hat, meint er: "Wir werden gut auf sie aufpassen. Morgen haben wir beide zwar noch frei, aber ab Montag geht deine Schulter weiter und ich muss wieder arbeiten."

"Ist es wirklich weise sie alleine zu lassen?" "Das werden wir mit ihnen morgen schon alles bereden. Sie haben binnen weniger Minuten Wissen von fast 17 Lebensjahren erhalten und werden dieses jetzt während sie schlafen verarbeiten. Im besten Fall sind sie dann soweit gebildet, dass sie für ein paar Stunden alleine sein können... sonst überlegen wir uns wieder was." Ich nicke und helfe ihm beim Zusammenräumen, während ich meine Gefühle in Worten fasse:

"Ich fasse es nicht, dass es geklappt hat! Bei den Werwölfen und Vampiren ist ja der Mond eine sehr starke, symbolische Bedeutung... ob er schützend über die Beiden gewacht hat?" "Auch für uns ist der Mond ein wichtiges Symbol, Liz. Uns Magiern hat er die Magie in die Welt gebracht. Die Werwölfe beten im Mond ihre Göttin an, die sie zu dem gemacht was sie sind. Mit ihren Rängen im Rudel und dieser Mate-Verbindung."

Kurz macht er eine Pause und gemeinsam kehren wir den Sand zusammen und schütten ihn in eine Kiste zurück. "Die Vampire sehen ihn als ein Quell ihrer Stärke und Macht. Je nachdem wie er steht, nahe oder fern, ob er voll oder leer ist oder Einflüsse wie eine Mondfinsternis oder ein Blutmond... das alles verleiht ihnen bei der Geburt besondere Kräfte oder vermehrtes Wissen. Also auf gewisse Art auch ein Schutzpatron oder Gott." "Ich verstehe immer noch nicht, warum die Vampire so... herablassend und hochnäsig sind. Sie könnten zusammen mit den Werwölfen und ja auch mit uns, so eine starke Gemeinschaft sein."

Ich höre ihn Seufzen und schaue zu meinem Vater, wie er den Rest wegräumt und dann seinen Whisky zur Gänze aus dem Glas trinkt. Langsam dreht er sich zu mir und lächelt gebrochen, schwach... als last sein hohes Alter stärker auf ihm als er es allen glauben machen will. "Friede wurde versucht... vor keine Ahnung wie vielen Jahren. Keiner weiß was der Auslöser für den Krieg war aber Fakt ist, er endet wenn eine Seite tot oder sich beide gleichzeitig vernichtet haben."

"Irgendwie traurig diese Vorstellung... aber wenn es wirklich stimmt und diese Omegas wirklich das alles beenden können, warum sperren wir sie dann ein?" Mein Vater legt mir die Hände auf die Schultern und schaut mich wieder etwas gestärkt mit einem eindringlichen Blick an. "Wir sperren sie nicht ein und ich hoffe sie verstehen das auch, aber solange sie noch so jung sind und ihren Mate nicht gefunden haben, laufen sie Gefahr wo anders wieder Sklaven zu sein."

"Aber wenn wir sie zu einem Rudel bringen? Dort sind sie doch unter ihres Gleichen?" "Und wenn sie dann 17 werden und keiner im Rudel Teil von ihnen ist? Denkst du sie werden zwei so kostbare Schätze ziehen lassen? Es gibt genauso böse Werwölfe, wie es gute Vampire gibt Liz, das macht es ja so schwer." Daran habe ich irgendwie gar nicht gedacht und verstehend nicke ich, was meinen Vater leicht lächeln lässt.

"Ich verspreche dir und den Kleinen auch wenn es sein muss, wenn sie alt genug sind und sich der Mate finden lässt, lassen wir sie ziehen. Bis dahin... Es wäre Verrat an deiner Mutter, ihre Forschungen zu ignorieren und die Beiden auszunutzen oder zu verstoßen. Es wird nur jetzt Regeln geben müssen sollten sie sich nicht anpassen können." "Das verstehe ich, dann warten wir bis sie aufgewacht sind."

Mein Vater nickt und gemeinsam gehen wir hoch ins Haus und er legt sich in sein Zimmer, während ich es mir wieder am provisorischen Schlafplatz aus Decken und einem Schlafsack gemütlich mache.



Sam PoV


Wieder nichts! Diese Sucherei zehrt an den Nerven, da muss ich meinem inneren, im Moment frustrierten, Wolf Nash zustimmen. Schon seit einem verfluchten Jahr suche ich unsere Mate, aber weder in meinem Rudel, noch in einem der benachbarten Verbündeten war sie dabei. Vor wenigen Stunden kam ich von einer etwas längeren Reise zurück, aber selbst dort war sie nicht dabei.

Wie sollen wir als Alpha ein Rudel leiten, wenn wir unsere Luna gar nicht finden können?! Die Frustration nagt auch an meinem Gemütszustand und auch wenn ich erst versucht habe ihn zu beruhigen, starre ich nun mit zusammengezogenen Augenbraue aus dem Fenster meines Hauses. Früher war hier viel leben, aber seit vor eineinhalben Jahr meine ganze Familie starb... Wütend schüttel ich den Kopf und gebe ein leises Knurren von mir, derweil eine vertraute Präsenz das Zimmer betritt.

Es ist Martin, mein bester Freund seit Kindertagen und nur ein halbes Jahr jünger als ich, aber ein ausgezeichneter Strategie der meinen Hintern schon aus mindestens einer heiklen Lage gerettet hat. Er ist auch mein Beta, mein persönlicher Leibwächter könnte ich fast schon sagen, aber mir ist gerade nicht nach spaßen zumute. "Hey Sam, schön dass du wieder da bist. Klara und ich haben wie versprochen aufgepasst und ist alles ruhig hier." Ich antworte nicht, aber ein Nicken bekommt er immerhin als Antwort.

Er braucht nichts zu sagen und ich weiß, dass er weiß, dass es diesmal wieder nichts geworden ist. Ich spüre seine Hand an einer Schulter, wohl die beste Geste. Denn hätte er was gesagt dann... "Der entfernte Coptos-Clan hat zwei Suchtruppen losgeschickt." Eine Nachricht die mich verwirrt den Kopf drehen lässt. Trotz des unbedeutenden Inhaltes, werfe ich Martin einen fragenden und interessierten Blick zu. Mein Beta streicht sich kurz durch seine kurzen, hellbraunen Haare, ehe er erklärt:

"Ein verbündetes Rudel hat einen Boten mit der Nachricht geschickt. Kurz nach Morgengrauen wurde eine Gruppe aus drei Vampiren losgeschickt, Späher und Sucher mit Werkzeugen und Ausrüstung. Die zweite Gruppe bestand aus nur einem Vampir, ohne Ausrüstung. Angeblich soll es sich um den Sohn des Grafen handeln." DAS hat nun meine volle Aufmerksamkeit und ich drehe mich Martin zu und erhebe mich aus meinem Sessel.

"Und was suchen sie?" "Das wissen wir nicht, der Delta der das alles gesehen hat, wollte kein Risiko eingehen. Aber der Ausrüstung nach zu Urteilen sind sie auf Werwolf-Jagd. Mindestens ein Wolf muss wohl geflohen sein." Hmmm... das ist sowohl erfreulich als auch beunruhigend. Erfreulich, weil wohl einer oder hoffentlich mehrere Werwölfe fliehen konnten. Beunruhigend, weil jeder weiß, dass der Coptos-Clan einer der sadistischen und ruchlosesten Vampir-Clans ist.

Noch dazu, wenn man den Berichten glauben schenken darf, haben sie sich mit dem Schattenrudel verbündet, was gleich doppeltes Pech ist, da das Schattenrudel eines der stärksten Werwolf-Rudel ist. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wieso Werwölfe sich freiwillig mit diesen Blutsaugern abgeben! Egal, erstmals auf das Wesentlichste konzentrieren. "Haben wir irgendeine Spur?"

"Nur die Richtung und die führt ungefähr in unsere Richtung. Selbst wenn sie das Gebiet gründlich durchsuchen, werden sie uns niemals hier bei den Menschen finden, aber es könnte uns helfen die Suche nach dem oder den Entflohenen aufzunehmen." "In Ordnung. Wir gehen der Sache nach. Soll keiner sagen, dass das Ferenz-Rudel sich nicht um Seinesgleichen kümmert, egal welches Rudel sie angehören... mit Ausnahme den Schatten-Verrätern!"

"Du machst dich schlau und findest heraus was du kannst, Karten, Landbeschaffenheit und was weiß ich. Morgen nach dem Frühstück brechen wir zwei und ein paar Freiwillige auf, Klara bleibt solange hier und hält den Rest zusammen." Martin lächelt und nickt mir zu. "Wird gemacht Alpha!", schon geht er grinsend aus dem Raum. Ich habe mich an den Titel noch nicht so ganz gewöhnt, auch wenn ich ja einer bin, geschah der Wechsel doch ziemlich... zügig. Aber egal, erst einmal heißt es entflohene Wölfe von Vampiren suchen, auch wenn es nur einer ist! Jede Information über diese Sadisten ist Gold wert!

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