Kapitel 5

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Jonas PoV


Die Sonne geht am Horizont unter und meine Füße brennen. Zitternd und wackelnd stolpere ich neben Janine, immer geradeaus wie es uns gesagt wurde. Den ganzen Tag über haben wir kein einziges Mal angehalten. Einmal haben wir eine Pause von wenigen Augenblicken getätigt um zu Atem zu kommen und unsere schmerzenden Glieder zu lockern... was nicht wirklich geholfen hat. Die Luft wird langsam kühler und ich danke Silas innerlich, dass wir so viele Sachen anhaben.

Weil uns war schon oft in den Fetzen im Keller kalt und hier draußen ist es noch viel schlimmer, aber diese Sachen die wir anhaben wärmen so richtig! "Jonas...", quängelt meine Schwester erneut. "Ich kann nicht mehr..." "Ich auch nicht... aber wir müssen weiter. Erinnerst du dich an Silas' Worte? Bis zum Wald." Janine schaut mich müde und beleidigt an, schweigt dann aber vorerst wieder für die nächsten paar Minuten.

Die ganze Zeit über sind wir nur durch über Gras gewandert. Einige Bäume waren verstreut und einmal war da sogar ein Wald, aber ziemlich weit weg von uns und wir hätten abbiegen und von unserem Weg abkommen müssen. Zumindest hoffe ich das. Hier und da haben wir auch einige Häuser gesehen. Mehrere nebeneinander und wir haben den Geruch von Menschen wahr genommen oder ein leises Brummen. Wie entferntes Donnergrollen, obwohl der Himmel strahlend Blau ist.

Bei den Kontakt zu anderen Gebäuden haben wir uns immer versteckt oder sind auf allen Vier weiter gekrochen, um nicht aufzufallen. Vielleicht leben dort ja weitere dieser Blutsauger die uns nur zu gern zurück bringen und einsperren und allein der Gedanke bringt nicht nur mich zum Erschauern. Inzwischen ist der gelbe Feuerball nur noch halb zu sehen und taucht den Himmel in ein prächtiges Farbenspiel.

Dort wo die Sonne ist, sehen wir noch blauen Himmel. Aber je weiter es weg geht, wird der Himmel erst orange, dann goldig, dann rosa und schließlich dunkel. Weiße Punkte leuchten über den Himmel verstreut und ein große Sichel steigt in den Himmel auf. Janine und ich gehen einen Hügel hinauf und schauen in den Himmel, bestaunen das Schauspiel und die Schönheit der Natur.

Auf dem Höhepunkt des Hügels schlägt uns ein sanfter Windstoß ins Gesicht und bringt den intensiven Geruch von Bäumen mit sich. Neugierig schaue ich mich um und sehe vor uns diese Giganten mit den Blättern in der Luft. Der Wald... "Wir haben es geschafft Janine! Schau, da vorne ist er!", rufe ich erfreut aus und falle ihr um den Hals, während sie erfreut winselt. Wir bleiben so stehen und halten uns gegenseitig fest, als unsere Mägen leise Grummeln.

"Ich hab hunger..." "Ich auch Bruderherz. Beim Grafen hätten wir bestimmt schon was bekommen." Ich werfe ihr einen tadelnden, aber auch besorgten Blick zu. "Du... willst doch nicht etwa zurück?" Janine schüttelt den Kopf und fügt hinzu: "Nein! Aber ich frage mich, wie wir jetzt etwas zum Essen bekommen?" "Nun... Silas meinte, dass der Mond uns hier im Wald helfen wird? Vielleicht finden wir da ja etwas?"

Meine Schwester zuckt mit den Schultern und ein weiteres Grummeln unserer Mägen vereitelt uns dann dazu, die Umarmung zu unterbrechen. Einander an den Händen haltend laufen wir langsam den Hügel hinunter und kommen zügig dem Wald näher. Wie wir so da zwischen den Bäumen hindurch schauen, sehe wir braunen Boden und hier und da etwas Gras. Ein paar Gestrüppe und Büsche scheinen hier auch zu sein, davon haben wir auch schon so einige getroffen.

Licht scheint hier drinnen wenig zu sein und trotzdem stelle ich fest, dass ich alles in Grautönen erkennen kann. "Siehst du auch, was ich sehe?", frage ich daher gleich und atme erleichtert ein und aus, als meine Schwester bestätigt. "Ja. Die Farbe ist weg, alles nur noch... so grau?" "Ob das an diesem... "Werwolfding" liegt, von dem die Erwachsenen im Keller im erzählt haben?" Janine neigt den Kopf zur Seite und schweigt ein paar Atemzüge lang, ehe sie nickt.

Blutiges GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt