𝙴𝙸𝙽𝚂 ✅

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Habe beschlossen diese Story nochmal zu überarbeiten, da mir mein Schreibstiel von damals nicht mehr so gefällt und ich finde sie sowieso nicht sonderlich gut geschrieben. Die überarbeiteten Kapitel sind mit ✅ gekennzeichnet. Joa, viel Spaß beim lesen :)

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Wutentbrannt renne ich auf mein Zimmer und lasse die Türe ins Schloss knallen. Wie können meine Eltern mir das nur antun? Interessiert es sie mittlerweile überhaupt nicht mehr was ich denke? Bin ich ihnen so egal geworden, dass sie mich einfach irgendwo hin abschieben können, ohne mich auch nur zu fragen?

Erschöpft und wütend lasse ich mich auf meinem Bett nieder. Ich fahre mir frustriert durch die Haare und vergrabe mein Gesicht in meinen Handflächen. Das war's dann wohl mit einem schönen Sommer. Jetzt kann ich diese Ferien, die das Einzige waren worauf ich mich noch gefreut hatte, komplett vergessen. Geplant war, den Sommer mit meinen Freunden Will und Ki Hong zu verbringen, doch daraus wird wohl nichts. Mich stört noch nicht einmal die Tatsache, dass ich meine Ferien nicht mit den Beiden verbringen kann, sondern viel mehr der Fakt, dass ich ganz alleine nach Amerika fliegen muss zu meinem mir unbekannten Großvater und nicht selbst, wie es sich für einen Teenager in meinem Alter gehört, entscheiden kann was ich unternehmen möchte.

Will und Ki Hong können das jederzeit. Das ist einer der wenigen Gründe, worum ich sie beneide. Genau genommen der Einzige. Den Rest ihrer Persönlichkeit können sie gern behalten, denn auch wenn sie es versuchen zu verstecken, kenne ich ihre wahren Gesichter. Meine Freundschaft, der Mensch der ich bin, hat sie noch nie interessiert. Es ging immer nur um das Geld. Um die Villa, in der ich lebe, und all die tollen Dinge, mit denen meine Eltern versuchen sich meine Liebe zu ergattern. Die neuste Playstation, den Hightech Computer, der antike Plattenspieler und noch vieles mehr. Bestimmt gibt es eine Millionen Teenager da draußen, die sich ein Leben wie meines wünschen würden, doch hinter der wohlhabenden Fassade bröckelt das Familienleben wie fünfzig Jahre alter Putz. Ich bekomme nie Aufmerksamkeit von meinen Eltern, ich bin ihnen komplett egal und alles was sie für mich übrig haben sind ihre Regeln, Anweisungen und mürrische Laune. Ich bekomme vorgeschrieben wie ich zu leben habe, was ich anziehe, was ich esse und auch meine Zukunft wird geplant.

Mein Zimmer ist für das eines normalen Teenagers eigentlich viel zu groß. Der Raum mit den weißen Wänden und dem hellen Parkett ist weitestgehend kahl und lieblos. In der Mitte steht ein großes Himmelbett, an der Wand ein Kleiderschrank, welcher gerade einmal bis zur Hälfte gefüllt ist, ansonsten habe ich einen Schreibtisch und ein weißes Sofa mit einem Fernseher davor. Luxus? Nein, völlig überzogen. Ich habe mich in diesem Haus noch nie wohl gefühlt, obwohl ich seit meiner Kindheit nie wo anders gelebt habe.

„Thomas, packst du?", dröhnt die hohe Stimme meiner Mutter durch die verschlossene Türe. Wutentbrannt stehe ich auf und trete als Antwort einmal fest dagegen. Mein Verhalten mag kindisch sein, doch sie sollen ruhig wissen wie „begeistert" ich Momenten bin. Da von ihrer Seite aus keine Reaktion mehr kommt, lasse ich mich mit dem Rücken zur Türe auf den Boden sinken und starre auf mein riesiges Bett. Was mache ich hier bloß? Damit meine ich nicht nur in dieser Situation, sondern ganz allgemein in diesem Haus. Die weiße Uhr an der Wand tickt im Sekundentakt weiter und mir wird bewusst, dass ich mich niemals gegen meine Eltern durchsetzen kann. Nicht, solange ich nicht volljährig bin und unter ihrem Dach lebe. Da kann ich noch so oft beleidigt gehen meine Zimmertüre kicken.

Ich atme tief durch und krame mein Handy aus der Hosentasche. Sie werden mich hassen, doch eine andere Wahl gibt es nicht.

Du: Ich bin diese Ferien weg. Meine Eltern habe soeben beschlossen mich nach Amerika zu meinem Opa zu schicken.

Will: Wie jetzt, du lässt uns im Stich? Typisch reich, haut mal schnell zu seinen Verwandten in Amerika ab! Sind dir deine Freunde egal?

Freunde? Fast hätte ich ironisch aufgelacht.

Ki Hong: Grüß deinen Opa von uns, vielleicht steht er ja auf Verräter. Falls es dir nicht passt, hast du's verdient!

Ja, ich nenne diese Personen wirklich meine Freunde. Es ist dieser kleine Trost, nicht ohne jegliche Freunde dazustehen. Ich stecke mein Handy weg und starre den Boden vor mir an. Ich kann ein bisschen nachvollziehen das sie sauer sind, da wir schon einiges für die Ferien geplant hatten. Doch könnte ich es ändern, säße ich jetzt nicht hier in der Patsche. Ein weiterer Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch eine halbe Stunde habe, bis wir uns auf den Weg zum Flughafen machen müssen. Von der Uhr wandert mein Blick weiter zum Fenster. Ich könnte abhauen oder gleich einfach rausspringen. Würde mein Tod etwas ändern? Würden sie mich vermissen?

Ich sage mir innerlich mich zusammenzureißen und erhebe mich seufzend, um meinen Koffer von meinem Schrank zu hieven. Alles was mir spontan brauchbar vorkommt schmeiße ich hinein, bei den Klamotten habe ich sowieso keine große Auswahl. Die meisten meiner Kleidungsstücke bestehen aus Hemden oder Anzügen. Ganz hinten in meinem Schrank finde ich noch ein altes T-Shirt, eine Jeans und sogar eine Jogginghose. Ich packe auch diese in meinen Koffer, in der Hoffnung mein Großvater nimmt es nicht so ernst mit meiner Bekleidung.

Als ich alles eingepackt habe und meinen Koffer zuklappe, fällt mir das gerahmte Bild auf meinem Nachttisch ins Auge. Darauf sind Will, Ki Hong und ich zu sehen. Wirklich glücklich wirke ich nicht auf dem Foto, dennoch greife ich danach und werfe es ebenfalls hinein.

Pünktlich um 10 Uhr klopft es wild an der Türe. „Komm, wir müssen los!" Mein Vater. Seufzend hänge ich mir meinen Rucksack für den Flug um, nehme meinen Koffer in die Hand und verlasse mein Zimmer. Der Koffer ist schwer und ich bekomme ihn nur mit Mühe die Treppe hinunter. Meine Eltern stehen bereits unten und blicken mich ungeduldig an. Danke für die Hilfe. Ich streife mir meine Schuhe sehr langsam über und lasse mir auch bei meiner Jacke Zeit, woraufhin mein Vater die Augen verdreht und sich meinen Koffer schnappt. Seit wann so hilfsbereit der Herr? Er trägt ihn zum Auto, wo ich mich auf die Rückbank fallen lasse. Das werden die schlimmsten Ferien meines Lebens.

𝖨 𝖫𝖮𝖵𝖤 𝖨𝖳 ∙ 𝖣𝖸𝖫𝖬𝖠𝖲Where stories live. Discover now