𝙽𝙴𝚄𝙽𝚄𝙽𝙳𝚉𝚆𝙰𝙽𝚉𝙸𝙶

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Der Vormittag ist leider viel zu schnell vergangen und schon bald müssen wir uns auf den Weg zum Arzt machen. Ich habe keine Ahnung was mich erwartet, doch vielleicht kann mir dieser Arzt irgendwelche Schmerzmittel gegen die Schmerzen geben.

Greg treffen wir vor der Arztpraxis, da er auch bei dem Termin dabei sein möchte und so langsam werde ich immer nervöser. Es ist nur ein Arzttermin, komm mal wieder runter. Leute haben ständig Arzttermine. Wir betreten das Gebäude und laufen das Treppenhaus nach oben, in dem jeder unserer Schritte auf der Treppe hallt. Oben angekommen drückt Greg auf die Klingel, woraufhin ein unangenehmes Surren der Türe ertönt und er sie aufstoßt. Wir melden uns bei der freundlichen Dame hinter dem weißen Tresen an, die uns erst einmal ins Wartezimmer schickt. Es riecht strak nach Arztpraxis und die Möblierung ist größtenteils weiß gehalten. Wir setzten uns ins Wartezimmer auf die Stühle, während ich ständig nervös mit dem Fuß auf und ab wippe. "Hey, alles gut", flüstert Dylan mir zu und legt seine Hand auf mein Bein, sodass es nicht mehr zittert. Ich versuche ihn anzulächeln, doch mein Gesichtsausdruck muss alles andere als beruhigt aussehen. Außerdem sind die Schmerzen schon wieder viel zu stark, was er ebenfalls nicht merken soll. Ich will nicht, dass er sich zu viele Sorgen macht. Jetzt reiß dich mal zusammen, so schlimm ist es doch gar nicht. Ignorier die Schmerzen einfach, so schlimm kann es ja wohl echt nicht sein. Einatmen, ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Ich spüre Dylans Blick deutlich auf mir, der bestimmt alles andere als unbesorgt ist. Jetzt lass es dir doch nicht so offensichtlich anmerken das du schmerzen hast. Schnell nehme ich meinen Arm wieder runter, den ich unbemerkt um meine Rippen gelegt hatte. Verdammt, mit Arm davor hat es sich irgendwie besser angefühlt, auch wenn das gar keinen Sinn ergibt.

Endlich werden wir von der Blondine aufgerufen, die uns in ein Behandlungszimmer führt. Sie weißt mich an, mich dort auf die Liege zu setzten, während Dylan und Greg sich zwei der herumstehenden Stühle schnappen. Die freundliche Blondine verschwindet wieder und erneut warten wir einige Minuten, in denen ich nervös auf meine Hände starre. Du schaffst das, es ist bloß ein Arzttermin. Jetzt bloß nicht die Kontrolle verlieren, lass dir nicht anmerke wie schlimm die Schmerzen momentan sind. Immer wieder blicke ich zwischen Dylan, der versucht mich aufmunternd anzulächeln, und dem Boden hin und her. Die große Uhr an der Wand tickt vor sich hin, während die Minuten verstreichen. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, obwohl wir wahrscheinlich erst seit wenigen Minuten hier drin sind. Ganz ruhig. Was soll schon schlimmes passieren?

Schließlich steht Dylan auf und setzt sich einfach neben mich auf die Liege. "Ganz ruhig, es wird alles gut", flüstert er und streicht mir über den Rücken. Kurz fahre ich zusammen, da ich momentan wirklich keine unnötigen Berührungen gebrauchen kann, doch ich versuche mir einzureden, dass es bloß Dylan ist, was auch ganz gut funktioniert. Er lässt sich dadurch nicht beirren, sondern lächelt mich bloß warm an. Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und blickt mir tief in die Augen, was mich für einen Moment völlig vergessen lässt, dass ich hier bin. Dylan ist hier, also wird alles gut.

Plötzlich geht die Türe erneut auf und ein freundlich aussehender Mann im Arztkittel betritt den Raum. "Paul, lange nicht gesehen!" Greg begrüßt ihn freudig und auch Dylan scheint ihn zu kennen, der sich wieder auf seinen Stuhl setzt. Der Arzt wendet sich mir zu und meint: "Und du musst Thomas sein, freut mich, ich bin Dr. Harris." Er reicht mir die Hand und setzt sich anschließend auf einen Drehstuhl, mit dem er wieder vor mich hin rollt. Sieht lustig aus, mit so einem würde ich auch gerne mal fahren. "Also, Greg hat mich schon aufgeklärt, was deine Verletzungen angeht...", murmelt er nachdenklich und schlägt eine Seite auf seinem Klemmbrett um. Aufgeklärt im Sinne von welche Verletzungen oder meine Eltern waren das? Doch ich denke mal nicht, dass Greg meine Eltern erwähnt hat. Das würde er nicht tun. "Zuerst einmal würde mich interessieren, wie stark denn deine Schmerzen sind?"
"Es geht...", antworte ich und versuche so locker wie möglich zu klingen. Dylan jedoch zieht sofort eine Augenbraue nach oben, was Dr. Harris nicht entgeht. "Naja, also manchmal auch etwas stärker..." Dylan blickt mich immer noch nicht überzeugt an. "Okay, sie sind strak, aber das ist nicht so schlimm...glaube ich." Toll, das läuft ja super. Dr. Harris nickt und legt sein Klemmbrett beiseite. Plötzlich muss ich an den Abend denken, an dem Dylan vorgetäuscht hat mein Therapeut zu sein und mich zusammenreißen nicht loszulachen. Dylan deutet wohl meinen Blick, denn auch er grinst mich an.

𝖨 𝖫𝖮𝖵𝖤 𝖨𝖳 ∙ 𝖣𝖸𝖫𝖬𝖠𝖲Donde viven las historias. Descúbrelo ahora