𝚅𝙸𝙴𝚁 ✅

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Wie erwartet ist das Freibad nicht sonderlich groß, es gibt ein Schwimmerbecken mit Bahnen, ein normales Becken mit Sprungturm und ein Kinderbecken. Dylan hatte uns vor dem Eingang erwartet und erfreulicherweise ist es auch nicht voll, sodass wir noch einen schönen Schattenplatz unter einem großen Baum finden.

Kaum habe wir unsere Handtücher ausgebreitet, ruft Dylan: „Wer zuletzt im Wasser ist gibt nachher ein Eis aus!" Er rennt los, woraufhin Kaya und ich uns erst verwirrt anblicken, jedoch im selben Moment auch losrennen. „Warte, dass ist unfair!", ruft sie Dylan zu, welcher schon ins Becken gesprungen ist. Ich tauche nach ihm ein und sie als Letzte. „Kaya zahlt!", ruft Dylan lachend und spritzt ihr Wasser entgegen. „Du bist doch blöd!", entgegnet diese und spritzt mit Wasser zurück. Ich lege mich auf den Rücken und lasse mich auf der Oberfläche treiben. Ich kann mich erinnern, wann ich das letzte Mal im freien geschwommen bin. Ich lasse die Sonne in mein Gesicht strahlen und genieße die warme Luft. Dylan versucht das Selbe, wird jedoch sofort von Kaya unter Wasser gezogen. "Das war für vorhin!" Ich beobachte die Beiden lächelnd und lasse mich weiter treiben. Diese zwei Idioten gefallen mir jetzt schon. Vielleicht ist das wirklich der beginn einer Freundschaft. Ja, damit meine ich auch Dylan. So richtig kann ich ihn immer noch nicht leiden, doch ich fange an ihn immer mehr zu mögen. Ich schließe meine Augen und lasse das Gefühl der Zufriedenheit auf mich wirken. Ich kann nicht sagen, wann ich das letzte Mal wirklich glücklich war.

Glücklich war. Im nächsten Moment bekomme ich einen Schwall Wasser ins Gesicht, woraufhin Dylan mich auslacht. "Tommy, nicht einschlafen!" Genervt erhebe ich mich aus meiner Position und bin im begriff etwas beleidigendes zurück zu feuern, als mir seine Wortwahl auffällt. Tommy? Er hat mich wirklich Tommy genannt. So nennt mich niemand. So nenne ich mich bloß in meinen eigenen Gedanken. Normalerweise würde ich ihn wohl anfahren und ihm klarmachen, er soll nicht nicht so nennen, doch irgendwie fühlt es sich gut an einen Spitznamen zu haben. Ich hatte noch nie einen Spitznamen. Wie bei wirklichen Freunden. Also grinse ich zurück und mache ihn ebenfalls nass. Kaya kommt mir dabei gerne zur Hilfe. Dylan taucht unter und hebt Kaya unter Wasser hoch, welche einen spitzen Schrei loslässt. Als er sie wieder ins Wasser wirft, kommt er zu mir geschwommen und legt brüderlich einen Arm um meine Schulter. Zuerst fahre ich leicht zusammen, da ich es nicht gewohnt bin jemanden so nahe zu haben, woraufhin er mich wieder loslässt, jedoch zum Glück keine Fragen stellt. Eine Sache, an der ich definitiv arbeiten muss. Von meinen Eltern habe ich nie so etwas wie Liebe verspürt und auch meinen Freunden stehe ich nicht nahe, weswegen ich wohl ein leichtes Problem damit habe. Ach, dass bekomme ich schon noch hin, kein Grund sich jetzt darüber Gedanken zu machen.

Als wir aus dem Wasser kommen holen wir uns besagtes Eis und setzten uns damit auf unsere Handtücher im Schatten. Die Zeit ist erstaunlich schnell vergangen, denn am Horizont verschwindet die Sonne so langsam. Der Tag war auf jeden Fall viel besser als erwartet.

„Woran denkst du?", fragt Kaya und rutscht zu mir vor. „Ach, nur daran, dass ist lange nicht mehr so glücklich war." Kaya strahlt und meint: „Das freut mich!"
„Natürlich hat das etwas mit mir zu tun!", meldet sich auch Dylan zu Wort. Geht das wieder los. Es scheint ihm wohl wirklich Spaß zu machen, dieses ständige geflirte. Ich verdrehe die Augen, kann mir jedoch ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Aw, er mag mich!", ruft Dylan sofort und rammt mir seinen Ellenbogen in die Seite. Ich fahre stöhnend zusammen und funkle ihn böse an. Dennoch ist es irgendwie süß wie sehr er sich freut. Wegen mir freut. Auch wenn er manchmal ein idiot sein kann, ich fange an ihn immer mehr zu leiden. Diese Genugtuung möchte ich ihm jedoch noch nicht gönnen, weswegen ich mein Pokerface aufsetzte und ihn weiterhin beleidigt anstarre.

Wir essen unser Eis fertig und beobachten dabei die untergehende Sonne. Diese Aussicht ist wirklich wunderschön, in London hat man das nie. Ich denke an Gestern und wie frustriert ich war hier herzukommen. Das ich die Ferien nicht mit meinen Freunden in London verbringen kann. Freunde, wenn ich nicht lache. Und das Alles war erst gestern. Vielleicht war es ja doch gut herzukommen.

𝖨 𝖫𝖮𝖵𝖤 𝖨𝖳 ∙ 𝖣𝖸𝖫𝖬𝖠𝖲Where stories live. Discover now