𝚂𝙸𝙴𝙱𝚉𝙴𝙷𝙽

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Dylan POV

„Tommy?"
„Mhm."
„Schläfst du schon?"
„Ja."
„...witzig."
„Was denkst du denn, wenn ich dir antworte."
„Ich kann nicht schlafen."

Tommy liegt auf der Matratze neben meinem Bett, während draußen das Unwetter des Jahrhunderts tobt. Ich wäre ja so gerne wieder mit ihm auf dem Balkon gesessen, aber da hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Dauerregen, der gegen die Fenster und auf das Dach prasselt, ist auch wahrscheinlich der Grund, der mich vom schlafen abhält.

„Ich auch nicht." Plötzlich ertönt ein ohrenbetäubend lauter Donner, der mich erschrocken zusammenfahren lässt. Man, ist das ein Wetter „Boar, hab ich mich gerade erschrocken!", flüstert er sofort. Ich drehe mich zur Seite und versuche ihn im Dunkeln zu erkennen. „Ich auch voll." Auch wenn ich ihn kaum sehen kann, finde ich es witzig das wir uns zur selben Zeit erschreckt haben. Ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab und blicke zu ihm hinunter. Seine Umrisse kann ich erkennen, wie er daliegt und die Decke anstarrt. Schließlich dreht er seinen Kopf zu mir und fährt sich durch seine verstrubbelten Haare. „Das hört sich an, als würde da draußen die Welt untergehen." Tatsächlich ist das Unwetter, auch für ein Hitzegewitter, ziemlich stark und selbst von hier drinnen kann man den Sturm durch die Bäume fegen hören. Das letzte Mal als ein Gewitter hier so dermaßen stark war, ist schon gefühlt eine Ewigkeit her. Trotzdem finde ich es irgendwie gemütlich. „Hast du Lust auf einen Film?" Es ist zwar schon spät, aber so wie es aussieht können wir beide in absehbarer Zeit nicht einschlafen. Er setzt sich auf und fährt sich erneut durch seine etwas wirren, blonden Haare, die ich so noch viel schöner finde. Für einen Moment wird mein kompletter Körper von einem angenehmen Kribbeln durchzogen und mein Herz nimmt die doppelte Geschwindigkeit an, als es davor zu schlagen schien. Wie kann man selbst Nachts im Dunkeln noch so perfekt aussehen? Wenn perfekt überhaupt noch ein Ausdruck ist, ich würde ihn eher als einen Engel beschrieben, der den Weg in den Himmel verfehlt hat, und nun hier in unserem kleinen Dorf gelandet ist.

„Aber nur wenn es ein Horrorfilm ist." Ich brauche kurz, um aus meiner Starre zu erwachen, und mich wieder daran zu erinnern was ich ihn eben gefragt habe. Ein Horrorfilm? Möchte er das ich mich komplett lächerlich vor ihm mache? „Wir können doch auch einen lustigen oder schönen Film schauen...etwas weniger angsteinflößendes und mit weniger...Tod." Soweit ich das erkennen kann, formen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen und mir ist sehr wohl bewusst dass er absichtlich darauf besteht. Das Problem hierbei ist bloß das ich seinem Lächeln, mag es auch nur schwach im Dunkeln zu erkennen sein, nichts ausschlagen kann. „Ich weiß überhaupt nicht ob ich Horrorfilme da habe." Ich reiße meinen Blick von seinem Gesicht los und hoffe inständig, so einen Film nicht zu besitzen. Doch diese Hoffnung löst sich augenblicklich wieder in Luft auf, als ich mich daran erinnere, einen Horrorfilm mal von Kaya geschenkt bekommen zu haben. „Dann kannst du deine Angst abhärten", hatte sie mit einem Zwinkern gesagt und mir diesen Film in die Hand gedrückt, dessen Cover allein mich schon dazu veranlasste den Film in die hinterste Ecke meiner Filmesammlung zu stecken und niemals anzusehen. Auch wenn die Halloween Filme laut dem allwissenden Internet sehr harmlos sein sollen und laut mehrer Beiträge dort die „Einsteiger der Horrorfilme", habe ich mich nie getraut ihn anzusehen. Schon gar nicht bei Gewitter und im Dunkeln. Tommy blickt mich abwartend an und ich drücke seufzend den Schalter der kleinen Nachttischlampe neben mir, damit es nicht mehr komplett dunkel ist. Wenn ich ihm meine Filme zeige wird er den Film mit Sicherheit finden, wenn ich mich jedoch so davor stelle, dass er sie nicht sehen kann, könnte ich behaupten keinen zu haben. Tommy scheint jedoch meine Gedanken zu lesen oder zumindest mein zögerndes Verhalten zu interpretieren. „Du hast einen." Sein Grinsen wird noch breiter und ich hasse mich im Moment dafür, dass ich es nicht fertig bringe ihn anzulügen. Kaum merklich nicke ich also und stehe dann auf, um zu meinem Regal neben dem Schreibtisch zu laufen. Dort öffne ich die Unterste Schublade und murmle etwas zerknirscht: „Hier sind alle Filme drin." Er läuft zu mir und blickt in die Schublade, in der eine ganze Menge Filme aufgereiht sind. Vielleicht habe ich Glück und er übersieht in einfach. „Halloween."
Zu spät. Er nennt den Filmtitel extra ausgedehnt und grinst mich erneut an. Irre ich mich oder habe ich ihn noch nie so froh wie jetzt gerade erlebt? Ich beobachte wie er den Film aus der Schublade zieht und damit zufrieden wieder zurück zu meinem Bett läuft. „Ich hab gelesen der soll ganz doof sein und ist es überhaupt nicht wert." In meinem Magen breitet sich ein ungutes Gefühl aus und ich versuche den Klos in meinem Hals herunterzuschlucken. „Wirklich?", fragt er und zeiht eine Augenbraue nach oben. Ich dachte nur ich kann das so gut, aber er scheint diese Kunst offenbar auch zu beherrschen. „Fand ich nicht, die letzten drei Male als ich ihn gesehen habe." Misst.

𝖨 𝖫𝖮𝖵𝖤 𝖨𝖳 ∙ 𝖣𝖸𝖫𝖬𝖠𝖲Where stories live. Discover now