☍ Twenty-Three

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Es ging alles so schnell, viel zu, viel zu schnell.

Weit riss Zayn seine Augen auf, sah förmlich dabei zu, wie seine gesamte Welt sich ins tiefe Nichts stürzte.

Die Sekunden zogen sich wie geschmackloser Kaugummi, Millisekunden wie ein einzelnes Sandkorn, welches quälend langsam aus dem Schlot einer Sanduhr fiel.

Zayn rappelte sich auf, stürzte nach vorn. Beinahe wäre er gefallen.

Jeglicher Ton war erloschen und es schien, als schwebten die vielen glasklaren Regentropfen nur Zentimeter über dem Asphalt.

Babump
Babump

Zayns Herz drohte zu platzen, er spürte den Druck in seiner Kehle, das Blut auf seiner Haut. Tränen rannen seine Wangen hinab, kleine Tropfen von seinem Kinn.

Babump
Babump

Es war nur der Bruchteil einer Sekunde. Der Schwarzhaarige warf sich in Richtung des Blonden.

Babump
Babump

Seine Arme breiteten sich aus, seine Finger krallten sich in durchnässten Stoff.

Babump
Babump

Ein gellender Schrei zerriss die Zeitlupe, die qualvolle Stille.

"Zayn, lass mich los!", Niall wehrte sich gegen den Griff des Anderen, doch schon im nächsten Moment fielen die beiden zu Boden.

Zayn hatte beide seiner Arme fest um die Taille des Blonden geschlungen. Um keinen Preis ließ er ihn los.

"Zayn, bitte.", wimmerndes Flehen verschluckt von brennend heißen Tränen.

"Ich will doch nur, dass es aufhört.", Schluchzen ließ Nialls Kehle enger fühlen und immer noch tobte er. Er war so nah gewesen. Endlich hatte er den Mut gehabt, zu gehen - alles hinter sich zu lassen.

"Es ist okay.", Zayn vergrub sein Gesicht tief in der Halsbeuge des Blonden, seine Tränen vermischten sich mit den kühlen Regentropfen, welche von Sekunde zu Sekunde weicher zu werden schienen. Er griff nach Nialls Händen, barg sie in seinen eigenen. Kalte Haut rieb aneinander.

"Ich will nicht mehr, Zayn. Es hört nicht auf.", Niall klammerte sich weinend an den Älteren, ihre Beine verflochten sich in einander. Der Asphalt kalt und hart unter ihren Körpern.

"Es ist okay. Ich bin da. Es ist okay. Ich lass' dich nicht los.", auch Zayns Stimme war nichts weiter als ein hoffnungsloses Schluchzen, welches von Wellen an Erleichterung übertrumpft wurde.

Ihre Hände und Finger verharrten in jeglicher Reichweite des jeweils Anderen, verlangten nach etwas, an dem sie sich festhalten konnten.

"Es tut mir so leid, Zayn. Es tut mir so leid.", er flehte, er wimmerte. Dem Tod gerade so entkommen und dabei war er doch schon geflogen, wie ein Vogel war er abgehoben - hätte fast einen Platz zwischen den vielen glitzernden Sternen im Nachthimmel ergattert. Er hatte schon förmlich das Ende in seine Lungen inhaliert, da hatte Zayn ihm jeglichen Sauerstoff entnommen.

Doch jetzt, wie sie so da lagen, so völlig sicher und ineinander gekehrt - so vollkommen verwirrt und vom Leben getreten, so traurig und doch so erleichtert - dies ließ Nialls Lungen erblühen, als säßen die süßesten Butterblumen in ihm. Zayns ganz eigener Duft in seiner Nase, die schwarzen Strähnen klebten und kitzelten unter seinem Kinn. Die Arme des Älteren eng um seine Hüften geschlungen - das war Zuhause, das war Geborgenheit und Liebe. Er wusste, Zayn würde nicht mehr loslassen. Zayn würde bleiben.

numb  › ziallWhere stories live. Discover now