Das Missgeschick

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Es begann gerade erst hell zu werden, als ein lautes Rascheln mich weckte. Ehrlich gesagt war ich ziemlich erleichtert darüber. Meine Träume hatten alle mit Ben und dem Angriff zu tun gehabt und ich war mehrmals mitten in der Nacht schweißgebadet aufgewacht. Als ich jetzt die Augen aufschlug war ich einfach nur erleichtert das die Nacht vorbei war und ich etwas anderes sehen konnte, als Bens wirre Augen.
Ich sah mich um, woher das Rascheln gekommen war. Es war Thomas. Er lag nicht weit von mir in seiner Hängematte und warf sich unruhig hin und her. Ich war wohl nicht die einzige mit schlechten Träumen. Leise stand ich auf und schlich um die anderen Hängematten herum, um Thomas zu wecken. Wenn er sich weiterhin so heftig bewegte würde er früher oder später einfach herausfallen.
„Hey Thomas.", flüsterte ich und tippte ihn an. Als das nichts brachte, nahm ich seine Schultern und schüttelte sie.
„Thomas.", flüsterte ich erneut, diesmal eindringlicher.
Er fuhr nach oben und hätte mir beinahe eine Kopfnuss verpasst. Kurz sah er verwirrt aus und schien einen Moment zu brauchen, bis er sich orientiert hatte.
„Alles klar?", fragte ich.
Er nickte und versuchte seinen Atem unter Kontrolle zu bringen, der schnell und unregelmäßig war. „Hab nur geträumt.", flüsterte er schließlich und sah zu mir auf. „Wieso bist du schon wach?"
„Aus dem selben Grund. Willst du drüber reden?"
Thomas überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Willst du drüber reden?", bot er dann an.
„Nein, danke.", sagte ich lachend. „Ich habe mich heute Nacht schon lange genug damit beschäftigt."
Mit einem lauten Rumpeln setzten sich die Tore in Bewegung. Wir sahen gleichzeitig in die Richtung und ich konnte Newt, Alby und Minho sehen, die vor der Mauer standen, die sich langsam öffnete. Sie sagten etwas zueinander, doch sie waren viel zu weit weg, als das ich verstehen könnte, was sie sagten. Newt klopfte Alby auf die Schulter und dann liefen unser Anführer und Minho ins Labyrinth. Was taten sie denn da? Ignorierte Alby da gerade seine eigenen Regeln?
Thomas sah mich verwirrt an. „Ich dachte nur die Läufer dürfen ins Labyrinth?"
Ich nickte. „Also komm nur ja nicht auf dumme Ideen, Frischling." Mein Blick wanderte wieder zu Newt, der unruhig vor dem Tor auf- und ablief.
„Schlaf noch ein bisschen.", schlug ich vor.
Thomas reagierte nicht. Vermutlich war er mit seinen Gedanken schon so weit weg, dass er gar nicht mehr zugehört hatte. Solange er liegen blieb und nicht auf die Idee kam es Alby gleich zu tun, sollte mir das Recht sein.
Aus Erfahrung wusste ich, dass ich kein Auge mehr zumachen würde, also lief ich zwischen den Hängematten umher, bis ich auf die offene Wiese trat und auf Newt zuging.
„Was machst du denn schon hier? Solltest du nicht so lange wie möglich schlafen, um dich auszuruhen.", rief mir dieser entgegen, bevor ich ihn erreicht hatte.
„Ich weiß nicht wovon du redest, ich bin topfit.", antwortete ich und brachte ihn kurz zum schmunzeln.
„Erklär das mal deinen Augenringen."
Ich zuckte mit den Schultern. „Schon ausprobiert. Sie sind ausgesprochen schlechte Zuhörer."
Newts Lächeln verschwand langsam, als er auf meinen Hals sah. „Wie gehts dir damit?", fragte er, Sorgenfalten auf der Stirn. Verlegen begann ich meine Haare nach vorne fallen zu lassen, sodass sie die blauen Flecken verdeckten. Bevor ich antworten konnte begann Newt wieder zu reden: „Tut mir leid, ich war gestern so beschäftigt das ich gar nicht gefragt habe, ob du darüber sprechen möchtest." Er rieb sich verlegen über den Nacken.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Newt, mir gehts gut. Wirklich. Ich brauch nicht darüber zu sprechen."
Er betrachtete mich misstrauisch, bedrängte mich aber nicht weiter.
„Wieso ist Alby ins Labyrinth?", fragte ich und sah in den Gang hinein, den die Tore tagsüber offenbarten. Efeu wuchs die Wände hinauf und bedeckte den grauen Stein fast komplett. Einzelne Stränge wuchsen zwischen den Mauern hin und her, so als wollten sie eine Art Dach bilden.
„Er versucht Bens Schritte nachzuvollziehen, um herauszufinden wo er gestochen wurde."
„Was?", fragte ich geschockt. „Was ist, wenn Alby auch gestochen wird? Wie könnt ihr denn wissen, dass es sicher genug ist?"
Newt schien überrascht von meiner Reaktion zu sein. „Alby weiß was er tut und es ist nicht so als hätten wir eine Wahl. Wir müssen herausfinden, ob und wieso die Griewer jetzt auch tagsüber herauskommen."
„Und warum genau?", hakte ich nach.
„Wenn die Griewer wirklich tagsüber im Labyrinth herumlaufen, was hält sie davon ab einfach hier hereinzuspazieren? Immerhin sind die Tore den ganzen Tag geöffnet.", gab er zu bedenken.
Ein Schauder lief mir über den Rücken. Ich wusste das er Recht hatte und das es vermutlich keine andere Möglichkeit gab, zumindest keine bei der kein anderer Lichter in Gefahr gebracht wurde, und doch begann ich mir Sorgen zu machen. Ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus, so als würde etwas nicht stimmen. Es war allerdings zu ungenau, als das ich es benennen könnte.
„Komm schon. Es bringt nichts den ganzen Tag die Tore anzustarren." Newt drehte sich um und ging in Richtung Gehöft davon. Ich folgte ihm.
„Mal schauen, ob Bratpfanne schon wach ist und Lust hat uns Frühstück zu machen."

Lauf, solange du noch kannst [Maze Runner Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt