Das Mädchen

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Ich ging zu den Gärten. Die meisten Lichter saßen beisammen und redeten über die Ereignisse der letzten Tage. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Es war so viel passiert. Ich war alleine zwischen den ganzen Sträuchern. Die Erde war von dem Platzregen noch aufgeweicht und ich versank mit meinen Schuhen ein wenig. Ich dachte über all das nach was passiert war, seitdem Thomas hier erschienen war. Die Lichtung. Ich sah mich um. Betrachtete die Hütten, den Wald, unsere Schlafplätze. Nichts hatte sich verändert und doch sah dieser Ort so anders für mich aus. Alles lag nun im Schatten der meterhohen Wände. Es fühlte sich an, als hätte ich sie all die Monate, die ich nun hier war, ausgeblendet und jetzt, da ich eine Nacht zwischen ihnen verbracht hatte, konnte ich das nicht mehr. Egal wo ich hinsah, ich sah den grauen Beton der uns hier einschloss, ohne erkennbaren Grund. Mir war mehrmals der Gedanke gekommen, ob wir vielleicht Verbrecher waren und in einem Art Gefängnis gelandet waren, aber warum hatte man dann unsere Erinnerungen gelöscht? Mein Inneres war aufgewühlt. Vielleicht war es nur der Schlafmangel. Vielleicht war es die Nacht im Labyrinth, die mich einfach verschreckt hatte. Morgen könnte alles wieder so werden wie es war. Meine Gedanken würden wieder zur Ruhe kommen. Oder das genaue Gegenteil könnte eintreten. Was wäre, wenn ich morgen immer noch so fühlen würde?
Ich begann zu arbeiten, um mir die Zeit zu vertreiben und nicht in meinen Gedanken zu versinken. Meistens half die körperliche Arbeit, so was wie Unkraut jäten oder graben, tatsächlich dabei meinen Kopf zu klären, doch nicht heute. Zu den Bildern von Ben, die mich heimsuchten, hatten sich nun auch die Griewer gemischt. Ich richtete mich auf und strich mir den Schweiß von der Stirn. Der Himmel war wolkenlos und es herrschte eine drückende Mittagshitze.
„Wieso wusste ich das du hier sein würdest?"
Ich drehte mich um und sah Newt auf mich zukommen. „Weil du mich kennst."
Er grinste. Doch schon kurz darauf verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. „Hör mal, es tut mir leid wie Gally mit dir umgesprungen ist."
Ich winkte ab. „Erstens bin ich das von ihm gewohnt. Zweitens hatte er wirklich Recht. In beiden Punkten. Ich will nicht das für mich irgendwelche Ausnahmen gemacht werden."
Newt sah zu Boden. Er schien mir wiedersprechen zu wollen, sagte aber schließlich doch nichts.
„Also was habt ihr noch besprochen?", fragte ich, meiner Neugier nachgebend.
„Thomas und Minho haben etwas in dem Griewer gefunden. Darauf befinden sich die gleichen Buchstaben, wie auf all den Kisten, die monatlich hier hoch geschickt werden."
„ANGST.", murmelte ich. Niemals würde ich den Anblick in der Box vergessen, als ich zum ersten Mal die eingravierten Buchstaben gesehen hatte.
Newt nickte.
„Das heißt, wer immer uns hier reingesteckt hat, hat auch die Griewer erschaffen?"
„Sehr wahrscheinlich."
„Aber das macht doch keinen Sinn. Nichts von dem was hier passiert, passt zusammen."
Newt sah mich nachdenklich an.
„Was?", fragte ich, als er nichts sagte.
„Ich frage mich nur gerade, wie du und das Mädchen hier hineinpassen."
Das hatte ich mich auch schon gefragt. Ich kam anderthalb Jahre, nachdem Alby hier angekommen war und die Neue anderthalb Jahre nach mir. Selbst wenn es einen Zusammenhang gab, ich konnte ihn nicht sehen.
„Komm schon. Du bist gerade erst zurück. Niemand arbeitet momentan." Newt streckte mir seine Hand hin und als ich danach griff, zog er mich aus den Gärten und über die Wiese an einen schattigen Platz. Dort setzten wir uns nebeneinander, den Rücken an einen Baumstamm gelehnt.
„Was passiert mit Alby?", fragte ich, den Blick auf die Sanitärshütte gerichtet.
„Tommy hat vorgeschlagen das wir uns bis morgen Zeit lassen sollen, um zu entscheiden ob wir ihn verbannen." Newt sah erleichtert aus. Alby ist mit Minho eine der wichtigsten Personen für Newt. Es schien, als würde die drei etwas verbinden. Ich wusste nicht was, aber ich wusste das es Newt zerstören würde, wenn er Alby verbannen müsste.
„Wie sieht das Ding aus, dass die zwei in dem Griewer gefunden haben?"
„Es ist rund, aus Stahl oder Metall. Auf der rechten Seite befindet sich ein kleines Display das die Zahl 7 anzeigt. Links befinden sich die Drähte, mit denen es mit dem Griewer verbunden war."
„Sieben? Wieso gerade Sieben?"
Newt zuckte mit den Achseln. „Vielleicht finden die beiden das ja noch heraus."
„Kannst du glauben, dass das alles ist was wir in drei Jahren jemals gefunden haben?"
Newt grinste. „Sieht so aus, als hätten wir die ganze Zeit über nur einen Frischling gebraucht, der die Regeln brechen kann."
Ich lachte und sah zur Mauer, die uns gegenüber lag. Die Sonne stand tiefer als gedacht. Ihre Strahlen beleuchteten die graue Fläche und ließen das Efeu saftig grün strahlen. Newts Schulter berührte meine und wir lächelten uns an.
Wenn das hier wirklich ein Gefängnis war, dann war es wohl das schönste.

Lauf, solange du noch kannst [Maze Runner Fanfiction]Where stories live. Discover now