Streit und Trauer

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„Teresa!", rief ich. Doch sie war mir einen Schritt voraus, ließ sich bereits neben Thomas fallen und zog das Gegenmittel aus ihrer Hosentasche.
Ich legte mein Hände um den metallenen Stachel und zog ihn aus Thomas heraus. Achtlos ließ ich ihn fallen. Newt stand neben mir und sah erschrocken auf Thomas hinab. „Wieso hat er das getan?"
Teresa versenkte die Nadel der Spritze in Thomas Arm. „Er hat gemeint, dass er sich erinnern müsste." Sie drückte das Serum aus dem Gefäß. Sofort hörte Thomas auf zu zittern. Sie strich ihm zärtlich durch die braunen Haare.
„Wieso das denn?", fragte Newt.
Teresa zuckte mit den Schultern.
Gally baute sich vor uns auf. „Es ist seine Schuld.", wiederholte er. Sogar im Dämmerlicht das die Fackeln erzeugten, konnte man sehen, dass sein Gesicht scharlachrot war.
„Gally, halt den...", begann Newt, doch Gally schubste ihn so heftig, das er beinahe über Thomas gefallen wäre.
„Vergiss es Newt. Ich bin fertig mit dem Klonk hier. Du hast nicht das Zeug zum Anführer. Du bist zu weich."
„Gally!" Ich sprang auf, um mich zwischen die beiden zu drängen, doch Gally schob mich mit dem Arm zur Seite, als würde er ein Blatt wegschieben. Dann ging er auf Newt zu. „Hättest du die richtigen Entscheidungen getroffen, wäre nichts davon passiert. Jetzt schau dir unser Zuhause an. Das passiert, wenn man die Regeln missachtet und Ausnahmen für ˋTommyˋ hier macht."
Ich hatte erwartet, dass Newt sich dem entgegenstellen würde, das er sich verteidigen würde. Doch er tat nichts. Er stand einfach nur da und ließ Gallys Anschuldigungen über sich ergehen.
„Wo ist Alby, Newt? Wo ist Minho?"
Die Umstehenden schnappten leise, aber doch deutlich hörbar nach Luft. Newt taumelte einen Schritt zurück, als hätte Gally ihn geschlagen. Das war ein Tiefschlag gewesen und jeder hier wusste das. Der Schmerz in Newts Augen, war nicht zu ertragen.
Doch Gally interessierte das nicht, er setzte sogar noch einen hinterher. „Du hast keinen retten können."
Mir platzte der Kragen, ich würde nicht länger zusehen, wie er Newt fertig machte. "Und du hättest es?", schrie ich Gally entgegen.
Bedrohlich langsam drehte er sich zu mir. „Ja! Ich hätte mich direkt richtig um diesen Strunk gekümmert, nachdem er ins Labyrinth gelaufen war. Nichts von alledem wäre passiert."
Wut loderte heiß in meinem Bauch. „Das kannst du doch gar nicht wissen. Wie kannst du es wagen Newt für alles zu beschuldigen? Es waren immer noch die Schöpfer, die uns hier rein gesteckt haben! Sie haben die Griewer geschaffen!" Meine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und ich stellte mich wieder einmal direkt vor Gally. Er wollte mich von sich schieben, doch ich schlug seinen Arm zur Seite, bevor er mich erreichte. „Sie kontrollieren den Mist hier. Niemand von uns hat Schuld an dem was passiert ist!"
Gally sah mich mit seinem steinharten Blick an. „Es wird Zeit das hier jemand die Kontrolle übernimmt, der es auch kann."
„Und das sollst du sein?"
Moment, diese Stimme kannte ich doch. Das war doch nicht etwa...Ich drehte mich um und sah Minho auf uns zukommen. Er war voller Erde und blutete am Kopf, aber ansonsten sah er gut aus, lebendig. Beinahe hätte ich vor Erleichterung angefangen zu lachen, doch die Stimmung um mich herum war so angespannt das ich noch nicht einmal ein Lächeln zustande brachte.
Ganz wie es Minho's Art war, grinste er mir und Newt zu und stellte sich dann zwischen uns.
„Ich hab dich was gefragt.", erinnerte er Gally. Seine Stimme war kalt, das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden.
„Du lebst.", sagte Gally überflüssigerweise.
Minho nickte. „Ich wäre zu spät zum Gehöft gekommen, hab mich stattdessen in den Gärten versteckt." Er legte Newt einen Arm um die Schulter. „Ich lebe, also kein Grund jemandem die Schuld an meinem Tod in die Schuhe zu schieben." Er zwinkerte Newt zu und dieser lächelte sogar ein wenig.
„Was ist mit Alby? Clint? Sie sind tot. Alles nur, weil unser Frischling hier dachte er müsste die Schöpfer verhöhnen. Bringt Thomas in den Bau."
Augenblicklich verschwand Newts Lächeln wieder. Ich sah das Minho die Gesichtszüge entglitten. Ich verstand, was er gerade fühlte. Mir ging es genau so. Gally war schon immer schwieriger im Umgang gewesen, als die anderen. Irgendwie hatte er es aber doch geschafft das ich ihn gemocht hatte. Er hatte seine guten Seiten gehabt. Das hier war allerdings ein ganz neuer Tiefpunkt. Es tat weh ihn so zu sehen. Er war seiner Angst verfallen. Die Panik, die in seinem Inneren herrschen musste, nahm ihm die Fähigkeit Dinge zu hinterfragen.
„Das hat immer noch Newt zu bestimmen.", merkte ich an und sah Gally herausfordernd an.
Newt legte eine Hand auf meine Schulter.  „Ist in Ordnung. Das ist es nicht wert."
„Newt...das kann doch nicht dein Ernst sein?", fragte Minho überrascht und sah seinen Freund an.
Newt nickte. „Ist es. Wenn Gally meint das er es besser kann, dann soll er es machen. Eine Sache weniger, um die ich mich sorgen muss."
Es war nicht in Ordnung. Gally hatte Newt dort getroffen, wo es wehtat. Das wusste Gally. Das wusste ich. Das wussten alle, die hier standen. Die Wut in mir war noch nicht abgeklungen. Ich trat vor Gally und sah ihn an. „Du bist verabscheuungswürdig.", zischte ich, spuckte ihm auf die Schuhe und ging davon.

Lauf, solange du noch kannst [Maze Runner Fanfiction]Where stories live. Discover now