Wiedersehen

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Es war Mittag. Meine Zuversicht war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Ich sah seit Stunden die gleichen Wände und den gleichen Boden. Meine Umgebung veränderte sich nie und ich hatte mittlerweile begonnen sie auszublenden. Die grauen Steinwände wurden überdeckt von Bildern der Lichtung. Dem Gehöft, Pfanne am Herd. Gally, der mit den anderen Jungen rangelte. Minho, wenn er abends aus dem Labyrinth zurückkam und sich zu uns ans Lagerfeuer setzte. Ich wünschte mir so sehr, dass Thomas und Minho es geschafft haben. Ich blinzelte und sah Newt. Uns beide in den Gärten mit den anderen. Es war tröstend diese Bilder zu sehen. Heute Morgen war ich voller Lebensmut gewesen, doch ich war auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Fakt war, wenn ich nicht bald eine Idee hätte, wäre es wieder Nacht und die Griewer würden mich jagen. Ich raufte mir verzweifelt die Haare. Noch eine Abzweigung. Sie sah so aus wie die hundert, die ich davor gesehen hatte. Ich bog links um die Ecke, nicht weil ich glaubte das dies der richtige Weg wäre, sondern einfach nur weil ich das letzte Mal nach rechts gegangen war. Doch sobald ich um die Ecke getreten war, blieb ich abrupt stehen. Kurz glaubte ich zu halluzinieren. Ein paar Meter entfernt glaubte ich Minho, Thomas, Winston, Zart und Jeff stehen zu sehen. Sie hatten mir den Rücken zugekehrt, starrten auf etwas das Minho in der Hand hielt und unterhielten sich leise.
Ich ging langsam einen Schritt näher, ängstlich das die Illusion verschwand, wenn ich einen Fehler machte.
Winston richtete sich auf und drehte sich um. Er sah mich, zuckte zurück und erschreckte damit alle anderen.
"Was ist denn bei dir los?", fragte Zart spöttisch ohne sich umzudrehen. Niemand bemerkte mich, weil sie alle nur Winston ansahen.
"Ich glaube ich sehe Gespenster.", flüsterte Winston und zeigte in meine Richtung. Plötzlich lagen alle Blicke auf mir, während ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich mir die Lichter nicht doch nur einbildete. Minho war der erste, der seine Überraschung abschüttelte. Er gab Jeff, was immer er in der Hand hatte und stürmte auf mich zu. Bevor ich mich versah, hatte er mich in eine feste Umarmung gezogen. Erst als ich seine breiten, warmen Arme um meinen Körper spürte, begriff ich das er wirklich hier war. Ich ließ mich kurz einfach von ihm halten, erleichtert darüber nicht mehr alleine zu sein. Minho nahm meine Schultern und schob mich sanft ein Stück weg von sich. Er betrachtete mich von oben bis unten. „Ich dachte du wärst tot."
„Das müsste ich sein. Der Griewer hatte mich.", antwortete ich. „Was macht ihr hier?"
Minho zeigte hinter sich, zu einem Spalt in der Wand aus dem der Schleim eines Griewers quoll. „Wir wollten etwas untersuchen. Ich denke wir sind fündig geworden."
Auch Thomas kam zu uns und sah mich mit einer Mischung aus Freude und Unglauben an. „Wo warst du so lange? Wie hast du uns gefunden?" Er zog mich in eine kurze Umarmung.
Zart stellte sich zu uns. „So sehr ich mich auch freue dich zu sehen Marie." Er lächelte mir zu. „Ich denke wir sollten die Fragen auf der Lichtung klären. Erstens ist es mir hier zu unheimlich. Zweitens gibt es da noch jemanden, der sich ganz besonders über deine Wiederauferstehung freuen wird."
Ich sah verwirrt zu Zart. „Wen meinst du?"
„Newt. Er ist ausgerastet, als die beiden mit Alby, aber ohne dich zurückgekommen sind.", erklärte Zart.
„Oh..." Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich Sorgen gemacht hatte. So wie ich Newt kannte, nahm er die ganze Schuld auf sich.
Minho ging vor mir in die Hocke. „Komm, ich trag dich. Du siehst nicht so aus, als hättest du genug Kraft übrig zum laufen."
Als ich neu auf der Lichtung war, hatte ich die Hilfsangebote der Jungs meistens abgelehnt, weil ich dachte sie würden mich für schwach halten. Allerdings hatte ich mit der Zeit verstanden das Stärke vor allem darin bestand, einzusehen das man Hilfe brauchte.
„Danke.", murmelte ich, kletterte auf Minho's Rücken und legte mein Arme um seinen Hals.
Ich bewunderte, wie Minho selbst mit mir auf dem Rücken mit den anderen Jungen mithalten konnte, die mit schnellen Schritten durch das Labyrinth liefen. Niemals würde ich seine Ausdauer besitzen. Allerdings hatte ich vorerst auch genug vom Labyrinth. Niemand würde mich da mehr reinbekommen. Ich wollte einfach weiter in den Gärten arbeiten, froh darüber, dass ich überhaupt noch am Leben war. Wir bogen nach rechts ab und ich sah die Tore und die Lichtung im Schein der Sonne. Niemand lief herum und erledigte Arbeiten. Alles sah irgendwie ausgestorben aus.
„Wo sind denn alle?", fragte ich. Thomas der neben uns herging antwortete: „Es ist viel passiert, seitdem wir zurück sind. Wir erklären dir später alles."
Ich nickte, zu müde um mich zu wundern was wohl passiert war. Wir verließen das Labyrinth und liefen auf die Lichtung. Gally kam aus dem Gehöft gelaufen. Newt, Chuck und ein paar andere folgten ihm.
„Seid ihr bescheuert? Was habt ihr euch dabei gedacht einfach..." Er brach mitten in seinem Geschrei ab und starrte mich an. Ich glitt von Minho's Rücken und trat hinter ihm hervor.
„Marie? Aber du..." Wieder sprach er nicht zu Ende. Seine Meine drückte absolute Verwirrung aus, doch ein erleichtertes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Newt hatte Gally eingeholt. Als er mich sah, blieb er so plötzlich stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen.
„Marie...", flüsterte er, offenbar vollkommen fassungslos. Dann lief er los, so schnell sein Humpeln es ihm erlaubte. Er wurde nicht langsamer, bis er mich in seinen Armen hatte. Er umfasste mich fest und zog mich so nah er konnte an sich heran. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und atmete tief durch. Ich war Zuhause. Ich hatte es zurück geschafft. Newts Wange lag an meinem Hinterkopf und ich hörte ihn leise flüstern: „Ich dachte du wärst tot." Seine Stimme klang angespannt. „Ich habe noch versucht nach dir zu greifen, dich aber nicht mehr erwischt."
Ich strich ihm sanft über den oberen Rücken. „Es geht mir gut. Ich bin zurück." In dem Moment wurde es zu viel. Die Erleichterung, die Müdigkeit, die Anstrengung, Newts Umarmung. All diese Gefühle rollten gleichzeitig über mich hinweg. Stille Tränen liefen mir über die Wangen.
Langsam schob Newt mich ein Stück von sich weg und sah mich besorgt an. Er wischte mir eine Träne von der Wange.
„Bist du verletzt?"
Ich schüttelte den Kopf. „Aber ich könnte etwas zu Essen und zu trinken gebrauchen."
Newt lachte. „Das kann ich mir vorstellen." Er winkte den Sanis zu. „Lass dich trotzdem einmal untersuchen. Nur zur Sicherheit. Ich gehe dir Essen holen und dann müssen wir die Geschichten abstimmen und aus diesem Wirrwarr ein stimmiges Bild machen." Er ging mit Bratpfanne in Richtung Gehöft davon, während Jeff und Clint, der Hüter der Sanis, mich in ihre Mitte nahmen und zu ihrer Hütte begleiteten.

Lauf, solange du noch kannst [Maze Runner Fanfiction]Where stories live. Discover now