Kapitel 35

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Marie

Als ich wenig später in meinen Bett lag, bereute ich meine Entscheidung, nicht bei Wincent zu schlafen, schon wieder. Vor allem nach unserem Gespräch vorhin kam ich jetzt einfach nicht zur Ruhe und musste die ganze Zeit daran denken, dass wir uns ja schon irgendwie eine kleine Liebeserklärung gemacht hatten. Ich wusste gar nicht wohin mit meinen Glücksgefühlen und würde am liebsten den Kopf auf Wincents Brust legen und mich in seine starken Arme kuscheln.
Nachdem ich eine Weile erfolglos versuchte in den Schlaf zu finden, gab ich es auf und stand leise auf. Ich konnte nicht hier liegen bleiben in dem Wissen, dass Wincent direkt nebenan schlief. Um die anderen nicht zu wecken, schlich ich mich also möglichst leise zu Wincents Schlafzimmer rüber, öffnete vorsichtig die Tür und schlüpfte hinein, bevor ich sie wieder schloss. „Wincent?“, flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. „Mmh?“, machte er nur und schaltete das Licht an, wodurch ich erkennen konnte, dass auch er wohl noch nicht geschlafen hatte. „Ich kann nicht schlafen, kann ich doch zu dir kommen?“ „Klar, komm her. Ich hab‘ gehofft, dass du doch noch kommst“, lächelte er mich an und rutschte ein Stück zur Wand, um mir Platz zu machen, und breitete seine Arme aus. Ich ließ mich natürlich nicht zweimal bitten und kuschelte mich direkt an ihn. Nicht nur er war im Moment ziemlich anhänglich, auch ich genoss seine Nähe sehr. „Am liebsten würde ich jede Nacht neben dir einschlafen und jeden Morgen wieder neben dir aufwachen“, nuschelte er in meine Haare und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor wir schließlich gemeinsam einschliefen.
 
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lagen wir noch immer eng umschlungen in genau derselben Position wie ein paar Stunden zuvor, als wir eingeschlafen waren. Ich hob meinen Kopf, um auf die Uhr zu schauen und ob Wincent auch schon wach war. Es war gerade mal 7.30 Uhr und Wincent schlief noch tief und fest, also löste ich mich vorsichtig ein wenig von ihm und legte mich so, dass ich ihn anschauen konnte. So lagen wir dann noch eine ganze Weile und ich beobachtete meinen Freund, welcher im Schlaf noch jünger aussah als sonst. Als er sich schließlich regte und die Augen aufschlug, sahen wir uns direkt an und fingen zeitgleich an zu lächeln. „Guten Morgen, Süße. Hast du gut geschlafen?“, nuschelte er noch halb verschlafen. Ich nickte nur und strich mit meinen Fingern über seine Wange und von dort in seine Haare, was ihn genießerisch aufseufzen ließ. Seine Hand wanderte in meinen Nacken und zog mich zu sich, bis unsere Lippen sich berührten. Im ersten Moment blieb dieser Kuss sehr sanft und vorsichtig, doch das schien Wincent nicht zu reichen. Er vertiefte den Kuss und begann, an meiner Unterlippe zu knabbern, bis ich ihm Einlass gewährte. Gegen ein bisschen Rumknutschen am Morgen war ja bestimmt nichts einzuwenden. Er drehte uns um, sodass ich nun unter ihm lag, und stützte sich neben meinem Kopf ab. Spätestens jetzt konnte ich meine Hände nicht mehr bei mir behalten und ließ sie auf Wanderschaft über Wincents Körper gehen. Irgendwann kam ich am Saum seines Shirts an und schob meine Finger einfach darunter und fuhr über seinen muskulösen Rücken. Wie lange wollte ich schon wissen, wie sich das anfühlte? Ich merkte, dass sich eine Gänsehaut auf seiner Haut ausbreitete und grinste in den Kuss hinein, bevor meine Finger weiter auf Erkundungstour gingen. Auch seine Hand hatte mittlerweile den Weg unter mein Schlafshirt gefunden und strich vorsichtig über meinen Bauch weiter nach oben. Seine Berührungen auf meiner nackten Haut ließen meinen ganzen Körper in Flammen aufgehen und ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Dieser Kerl machte mich verrückt. Wincent presste seinen Körper gegen meinen und ließ mich somit spüren, dass auch ich ihn alles andere als kalt ließ, denn ich merkte die Beule in seiner Boxershorts an meinem Unterleib, was ein Verlangen nach ihm in mir auslöste, welches ich bisher noch nie verspürt hatte.
Doch so gerne ich an dieser Stelle auch weitergemacht hätte, setzte plötzlich mein Verstand wieder ein und ich drückte meinen Freund ein wenig von mir. Atemlos, mit geröteten Wangen und riesigen Pupillen sah er mich an und brauchte scheinbar auch einen Moment, um wieder klar denken zu können. „Nicht hier, Wincent. Nicht, wenn jederzeit jemand reinkommen könnte“, versuchte ich ihm mein Verhalten zu erklären. Mehr brachte ich gerade einfach nicht hervor. „Sorry, ich hab‘ wohl ein bisschen die Kontrolle verloren“, meinte er entschuldigend. „Hey, ich hab‘ nicht gesagt, dass es mir nicht gefallen hat“, grinste ich ihn an und wartete auf seine Reaktion. Diese kam auch prompt, denn er kam wieder näher und schob seine Hand erneut unter mein Shirt. Ich wollte ihn gerade davon abhalten, als er auch schon eine meiner kitzligen Stellen an meiner Taille entdeckt hatte und ich zusammenzuckte. Er begriff natürlich sofort und begann mich durchzukitzeln. Ich versuchte mich zusammenzureißen und nicht direkt laut los zu quieken, aber da ich wirklich ein sehr kitzliger Mensch war, hielt ich das nicht lange durch. „Wincent, bitte lass gut sein“, flehte ich ihn zwischen zwei Lachanfällen an, doch natürlich brachte das rein gar nichts. Eher im Gegenteil, er ließ dann erst recht nicht locker. Ich lachte und schrie so sehr, dass ich schon fast keine Luft mehr bekam, und wand mich unter ihm, während ich unkontrolliert um mich schlug, um mich irgendwie zu befreien – natürlich erfolglos.
Und dann passierte alles auf einmal. Es klopfte an der Tür und kurz darauf steckte Amelie ihren Kopf herein. „Guten Morgen. Sagt mal, was treibt ihr denn hier? Man hört euch im ganzen Bus“, lachte sie. Wincent schaute kurz auf und achtete genau in diesem Moment nicht mehr auf meine Bewegungen, sodass mein Arm mit voller Wucht in seinem Gesicht landete. Erschrocken hielt ich inne, während er neben mich fiel und sein Gesicht in seinen Händen vergrub. „Oh nein, es tut mir so leid! Hab‘ ich dir sehr weh getan?“, entschuldigte ich mich sofort und beugte mich über ihn. Auch Amelie sah im ersten Moment geschockt aus. Wincent rieb sich über seine Wange und atmete ein paar Mal tief durch, bevor er antwortete: „Ne, alles gut. Du hast echt mehr Kraft, als ich erwartet hätte.“ Dabei fing er an zu schmunzeln und wir mussten alle drei lachen. „Ich glaub, ich lass euch dann mal wieder allein. Wir treffen uns dann zum Frühstück in der Halle“, schmunzelte Amelie, drehte sich um und schloss die Tür hinter sich. „Ist wirklich alles gut?“, fragte ich nochmal nach, denn mein schlechtes Gewissen war immer noch da. Hätte ich doch nur nicht so herumgefuchtelt. „Marie, mach dir keinen Kopf. Es ist alles gut, so schnell lass ich mich nicht ausknocken. Außerdem hab‘ ich ja angefangen dich zu kitzeln, also bin ich auch selbst schuld.“ „Zeig mal her“, forderte ich ihn auf, seine Hand wegzunehmen. Man sah schon eine leichte Rötung auf seiner Wange, aber bis zum Konzert heute Abend würde diese hoffentlich nicht mehr zu sehen sein. Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stelle. Wincent versuchte das natürlich auszunutzen und mich wieder zu küssen, aber ich drückte ihn leicht von mir weg. „Meinst du nicht, es wäre langsam mal Zeit aufzustehen und zu den anderen in die Halle zu gehen?“, schlug ich vor, denn ich wusste genau, wir würden sonst nicht allzu schnell aus dem Bett kommen. Wincent schien zwar nicht allzu begeistert davon, jetzt schon aufzustehen, aber er gab schließlich nach und somit saßen wir wenig später alle in der Halle beim Frühstück.
Der Tag verlief ähnlich wie der letzte, nur dass Wincent heute wieder seine Sporteinheit absolvierte, statt mich vom Bahnhof abzuholen. Ich schaute dann wieder beim Soundcheck zu, half beim Merch aus und versuchte mich möglichst gut in die Crew zu integrieren.
Dieses Mal wollte ich mir das Konzert unbedingt aus der Menge heraus anschauen. Ich ließ mich also während des Einlasses von Amelie unauffällig in die Menge schmuggeln, sodass ich letztendlich irgendwo mitten im Innenraum stand. Kurz vor Konzertbeginn war die Halle voll und alle hatten ihre Plätze gefunden. Wahnsinn, dachte ich, hier drin waren zwölftausend Menschen, die alle wegen Wincent gekommen waren. Als später bei der Show alle ‚Musik Sein‘ sangen, bekam ich eine Gänsehaut, so krass war das. Wie musste es da erst Wincent da oben auf der Bühne gehen? Es war so überwältigend, wie riesig das alles war…

Seit du bei mir bist, bin ich wieder ichWhere stories live. Discover now