Kapitel 36

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Die Stimme hatte recht, ich wusste es.
Ich wusste, was ich wollte, doch ich wusste auch, was ich verlieren würde und dann griff ich nach meinem Handy.

Die Nummer hatte sich in meinen Kopf gebrannt, gleich nachdem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte.

"Hey Sweatheart, schön von dir zu hören", begrüßte er mich, seine Stimme ganz locker, leicht, glücklich.

Mein Herz krampfe sich zusammen.
"Hey", meine Stimme klang belegt und ohne dass ich es merkte, schlich sich der Tonfall ein, den ich immer bekam, kurz bevor ich weinte.

"Alles okay?", er wusste sofort, dass etwas los war.

"Ich muss mit dir reden", ich riss mich zusammen.

"Klar, wollen wir uns morgen sehen, oder...", er wurde immer ernster.

"Das kann nicht bis morgen warten"

"Na dann. Ich bin da", ich hätte schwören können, dass er sich gerade irgendwo nieder ließ, ein Kissen auf dem Schoß, den Blick aus dem Fenster gerichtet.

Unschlüssig, was ich sagen sollte, fing ich an durch mein Zimmer zu laufen und blieb schließlich vor meinem Fenster stehen. Ein Knie legte ich auf der Fensterbank ab, der Bank, auf der ich mich in Toms Küssen verloren hatte.
Der Garten lag friedlich im Mondschein und erinnert mich auf bizarre weise an mein erstes Zusammentreffen mit Tom.

"Ich-" Ich holte ein mal ganz tief Luft, bereitete mich innerlich vor und dann fing ich an zu erzählen.

Ich erzählt ihm von Downey, und wie dieser mich zur Seite genommen hatte. Wie er mir den Job angeboten hatte, wie ich an nichts anderes denken konnte, wie zerrissen ich mich fühlte. Die Tränen kamen, ohne, dass ich sie bemerkte. Erst als ein Tropfen auf meine nackten Beine fiel – ich hatte mich im Schneidersitz vor die Fenster, auf die Bank gesetzt –, spürte ich, wie sie aus meinen Augen quillten. 

Als ich fertig war, herrschte kurz Stille. Ich konnte ihn am anderen Ende atmen hören.

"Du willst gehen", sagte er ruhig.

Mein Aufschluchzen war Antwort genug.

Keiner von uns wusste, was er nun sagen sollte und so verfielen wir wieder in Schweigen. Ich versuchte seinen Worten und seinem Tonfall mehr Bedeutung zu entnehmen, aber da war nichts. Kein Vorwurf, keine ungläubige Frage. Es war einfach eine Feststellung, nüchtern und neutral.

"Bitte, es ist mein Traum. Ich... ich-", versuchte ich mich zu erklären, Verständnis in ihm zu wecken. Obwohl das gar nicht nötig war.

"Ja, ich weiß. Du musst dich nicht erklären. Ich verstehe dich"

Erleichterung durchflutete mich und das Gewicht auf meinen Schultern schien sich langsam zu lösen.
Doch es zerriss mich noch mehr. Da hatte ich so einen tollen Typen gefunden, lustig, ernst, gut aussehend, verständnisvoll und doch wollte ich gehen?

Wieder hörten wir nur unsern Atem.
"Woran denkst du?", fragte ich vorsichtig. Meine Stimme zitterte etwas.

"Ich versuche krampfhaft eine Lösung zu finden, in der wir beide bekommen, was wir wollen."

"Du lässt mich gehen?" Unglaube erfüllte meine Stimme.

"Was wäre ich für ein Mann, wenn ich dich hier behalten würde? Niemals könnte ich für den Rest meines Lebens in deine Augen sehen, in dem Wissen, dir diese Chance genommen zu haben."

"Tom, ich will nicht, aber ich glaube es ist das Beste, wenn-"

"Wenn wir uns trennen?", unterbrach er mich. Er klang aufgebracht, aber nicht wütend. "Sicher nicht. Lieber warte ich ein Jahrzehnt auf dich" und nun löste sich auch der Stein, der auf meinem Herzen gelegen hatte.

"Tom, ich liebe dich", ich konnte es nicht zurück halten. Die Worte purzelten einfach so aus meinem Mund.
Kurz sagte er nichts, dann: "Ich weiß." Wieder eine Pause "Was wenn ich mit komme?"
 
                           the end

Und die Nachtigall singt | Tom Holland ffWhere stories live. Discover now