Kapitel 22

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"Was ist?" Seine Augen strichen über mein Gesicht, seine Hand an meiner Wange.

"Ich will nicht, dass du gehst und ich will dich nicht gleich ignorieren müssen oder so tun müssen, als würde ich mich nicht nach deiner Hand in meiner sehnen."

"Ich weiß, Süße, ich weiß." Er klang resigniert, dann legte er seine Stirn an meine und wir schlossen beide für einen Moment die Augen.

"Ich muss..."

"Ja, es wird auffallen, wenn du so lange weg bist." Ich löste mich von ihm und er wollte sich schon umdrehen.

"Warte!" Ich hielt ihn fest, wischte ihm die Farbe aus dem Gesicht und erinnerte ihn noch mal. "Vergiss nicht, Layla Harrison vorzustellen!"

"Wie könnte ich?" Er zwinkerte noch mal und dann musste ich ihm schweren Herzens dabei zusehen, wie er den Gang hinunter, von mir weg, lief.

Alles in mir verlangte, ihm schnell zu folgen, ihn fest zu halten und nie wieder gehen zu lassen, aber meine Füße rühren sich nicht.

Ersten wusste ich, dass es wieder ausarten würde und zweitens war da noch diese kleine unbedeutende Tatsache, dass wir nicht machen konnten, was wir wollten. Alles konnte und würde Konsequenzen haben und es war besser, diese nicht über zu strapazieren. 

Ich ging zur Wand, lehnte mich da gegen, schloss die Augen und nahm mir einen Moment für mich. Und dann noch einen, bis ich meine Augen wieder öffnen musste und ich mich in die Richtung, aus der wir gekommen waren, auf machte.

Als ich die Tür zum Salon öffnete, schlug mir zuallererst das helle Lachen des Königs entgegen. "Sie sind mir ja einer, Mr. President!"

Auf den ersten Blick erkannte ich den König und die Königin, beide in ihre festlichen, offiziellen Gewänder, aus rotem und dunkelblauem Stoff und der goldenen Schärpe, die ihnen um die Schulter hing, gekleidet. Daneben in einem schon schlichteren aber dennoch eleganten schwarzen Anzug, stand der Präsident der Vereinigten Staaten mit dem Rücken zu mir, offensichtlich ein Glas Sekt in der Hand, die nicht auf der Schulter des Königs lag.

Neben ihm wiederum stand eine hochgewachsene, sehr schlanke blonde Frau, der enge Stoff ihres dunkelgrünen Kleides endete kurz über ihrem Knie. Sie unterhielt sich mit einem jungen Mann, dessen braune Locken ihm ins Gesicht fielen. Sein weißes Hemd versprach nicht weniger Muskeln als bei Tom und sein Lächeln wirkte einnehmend. Ich nahm an, dass das Harrison sein musste. Zu meinem Verdruss sah ich Layla bei Tom stehen, ebenfalls ein Glas Sekt in der Hand, während auch die beiden sich angeregt unterhielten.

"Lady Barthon." Erschrocken drehte ich mich zu dem etwas kleineren Dienstmädchen zu meiner Rechten, die mir, schüchtern lächelnd, ein Glas hinhielt. Ich nahm es an mich.

"Vielen Dank", sagte ich lächelnd und nickte ihr zu. So leise, wie sie angekommen war, so leise schwebte sie auch wieder davon.

"Da sind Sie ja, Miss Ashley!" Fröhlich winkte die Königin mir zu. Ich erwiderte ihr Lächeln und gesellte mich zu ihnen.

Ein leichter Knicks, ein klares "Eure Majestät", dann hatte ich auch schon die Hand des Königs auf meiner Schulter und wurde zum Präsidenten gedreht.

"Darf ich vorstellen", tönte des Monarchen tiefe Stimme neben meinem Ohr, "Miss Ashley Maria Barthon. Tochter des Ludwig Barthon, mein engster Vertrauter.“

"Freut mich sehr", erwiderte Mr. Downey mit charmantem amerikanischen Akzent und streckte mir seine Hand entgegen. Zögerlich griff ich danach, doch als sich seine Finger fest um meine Hand schlossen, drückte ich meinerseits ebenfalls zu.

"Ouh, eine Frau mit Händedruck. Sehr schön." Mr. Downey zwinkerte mir zu und ich lachte.

"Und Sie sind ein Mann des guten Geschmacks wie mir scheint. Ihr Liebe zum Detail ist verblüffend!" Lächelnd deutete ich auf den doch nicht schwarzen, sondern dunkelblauen Anzug, in dessen Stoff ganz fein silberne Muster eingenäht wurden. Sein dunkles Hemd passte ganz hervorragend zum leicht gebräunten Teint seiner Haut und das kleine Silberkettchen um seinen Hals funkelte im hereinfallenden Sonnenlicht.

Und die Nachtigall singt | Tom Holland ffOnde histórias criam vida. Descubra agora