Teil 15 - Michael

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Piep. Pause. Piep. Pause. Piep. Pause. Piep. Pause.

Nichts als dieses gleichmäßige Geräusch. Kein Atmen, keine Stimmen. Stille und Piepen. Michael musste nicht einmal die Augen aufmachen, musste nicht den sterilen, weiß gestrichenen Raum sehen um zu wissen, was das hieß.

"Haben wir das nicht schon durch?" fragte er gereizt in die Stille und setzte sich ruckartig auf. Keine gute Idee, sofort drehte sich wieder alles und der Teenager ärgerte sich über sich selbst. Er hätte es besser wissen müssen, immerhin war er schon häufiger in der Situation gewesen.

Bis heute wussten die Ärzte nicht, woran es lag, dass Michael manchmal einfach umkippte und der braunhaarige hatte eigentlich gedacht, dass das vorbei war, weil es schon seit ein paar Monaten nicht mehr passiert war, aber dem schien ja nicht so zu sein.

Eigentlich wusste Michael auch, dass er hier brav liegen bleiben sollte, aber er wollte nicht. Ohne mit der Wimper zu zucken zog er sich die Nadeln aus dem Arm und löste sich vorsichtig von all den Maschinen und Infusionen, um aufstehen zu können.

Man hatte schon viel zu viel an ihm herum gedoktort, er war schmerzfrei geworden was das anging.

Ein lauter Alarm signalisierte ihm,  dass er das hier wirklich nicht durfte, aber er ignorierte es auch dieses Mal. Zum einen fühlte er sich so gut wie schon lange nicht mehr, zum anderen hatte er keine Lust noch länger zu bleiben und.. Ein bisschen fragte er sich auch, wo Maurice war.

Er erinnerte sich noch daran, dass sie gemeinsam unter dem Auto gelegen hatten und wie nahe sie sich gewesen waren, das war auch noch ziemlich präsent, der Gedanke daran ließ Michael erröten, doch ab dem Zeitpunkt als er unter dem Auto hervor war, war alles weg.

Hoffentlich lag Maurice nicht immer noch unter dem Auto. Und hoffentlich hatte der andere es noch rechtzeitig nach Hause geschafft.

Unbewusst tastete Michael nach seinem Handy, auch wenn ihm klar war, dass er es in dem Kittel, den man ihm angezogen hatte, nicht finden würde.

Es war die Sorge, die ihn dann dazu brachte, die paar Schritte bis zur Tür zu gehen und diese zu öffnen. Gerade rechtzeitig, ihm kamen schon die Ärzte entgegen, die nach ihm sehen wollten. Doch Michael ignorierte sie und sah sich um. Er konnte Thorsten nicht sehen, das war schon mal sehr gut. Doch er konnte auch seine Mutter nicht sehen und das war ziemlich ungewöhnlich.

"Michael?" einer der Ärzte fasste ihn an der Schulter. "Was machst du hier draußen?" Michael drehte sich zu ihm um und musterte ihn kurz. Schmale Lippen, starke Wangenknochen und eine schmale Nase. Ziemlich sicher hatte er ihn noch nie gesehen.

"Wo ist Maurice?" fragte Michael statt einer Antwort und lehnte sich dem Druck, der ihn zurück in das Zimmer schieben wollte, entgegen. "Wo ist er? Ich will zu ihm!"

Die Ärzte ließen sich von Michaels Geschrei wenig beeindrucken, sondern schoben ihn einfach zurück in das Zimmer. "Wo ist Maurice?!"

Michael blendete aus, dass sie beruhigend auf ihn ein redeten, er sah einfach nur raus auf den Flur, probierte den Blonden zu erspähen, auch wenn er wusste, dass Maurice nicht hier war. Das war unmöglich, der andere musste zuhause sein. Zuhause.. Oder irgendwo in Lebensgefahr.

Michael konnte trotzdem nicht aufhören zu brüllen. "Maurice!" er wusste, dass das dämlich war, dass der andere ihn nicht hören konnte, aber das war das einzige was er tun konnte. Und es half. Zumindest ein bisschen.

"Michael?" er sah das blonde Mädchen noch über den Gang joggen, doch noch bevor er sagen konnte, ob das Real oder Einbildung war, schloss sich die Tür, er wurde auf das Bett verfrachtet.

Midnight Tears ~ ZomdadoWhere stories live. Discover now