5. Ekelhaft

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-Timeskip ein paar Tage-

Langsam hatte ich gecheckt, was ich für 'Fähigkeiten' hatte. Durch Wände gehen hatten wir ja schonmal, aber inzwischen hatte ich verstanden, dass ich fühlen konnte, was er fühlte. Es war nicht direkt ein Schmerz, eher ein unangenehmer Druck an der Stelle, an dem ihm etwas weh tat. Außerdem konnte ich seine Verletzungen, bisher nur blaue Flecken, schneller heilen lassen, ich hatte es einmal ausprobiert, während er schlief. Zusätzlich schlief er nun öfter, da ich ihm, wie an dem ersten Tag, helfen konnte, zu schlafen.

Was in dieser Verpackung war, die ich damals an mich genommen hatte, wusste ich inzwischen auch. Diese länglichen Dinger nannten sich wohl Zigaretten. Shoto hatte, nachdem er gemerkt hatte, dass sie weg waren, direkt neue gekauft. Fuyumi war ziemlich sauer, als sie es gemerkt hatte. Anscheinend wusste sie nicht einmal, dass ich Bruder rauchte. Sofort hatte sie ihm verboten, noch einmal welche zu kaufen, was Shoto dann auch ließ. Auf Stress mit seiner Schwester schien er keine große Lust zu haben.

-

"SHOTOOOO!"

Die Tür wurde aufgerissen und ein Mann stand mitten im Raum. Ich zuckte zusammen. Er war groß und kräftig gebaut und trug einen Anzug, auf dem 'Endeavor Agentur' auf die Brust gestickt war. Diese blauen Augen enttarnten ihn sofort als Enji, Shotos Vater. Schon öfter hatte ich nun Gespräche von Fuyumi und Natsuo mitbekommen, in denen es um ihn ging. Er leitete wohl eine sehr erfolgreiche Firma und wollte, dass Shoto sein Nachfolger wurde und die Firma nach seinem Tod übernahm. Dieser schien daran keine große Interesse zu haben. Im Moment schon gar nicht, er trauerte schließlich noch immer um mich.

"Was willst du?" fragte mein Schützling nun sichtlich dessinteressiert.

"Ich habe gehört, dass du geraucht hast. Ich will das nicht!"

"Ich hab ja auch aufgehört."

"Dann ist ja gut."

Der Rotweißhaarige seufzte und setzte sich auf. Kurz fuhr er sich durch die Haare, bevor er sich auf sein Knie stützte.

"Gibt es sonst noch etwas? Ich hätte wenig Lust, mich jetzt über die Firma zu unterhalten."

"Die Firma sollte dich aber sehr interessieren, mein Lieber. Es kann nie schaden, früh genug damit anzufangen, sich mit seiner Zukunft zu beschäftigen. Du bist in einem Jahr achtzehn, da sollte es für dich selbstverständlich sein!" erklärte sein Vater mit erhobenem Zeigefinger.

"Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass ich die Firma nicht übernehmen will? Mir ist scheiß egal, was aus der wird!"

"Hör endlich auf mit dem Schwachsinn! Natürlich wirst du sie übernehmen, da gibt es keine Widerrede!"

Stöhnend ließ sich der jüngere Todoroki nach hinten fallen und legte seinen Arm über seine Augen.

"Bald fängt ja wieder die Schule an. Am Besten fängst du jetzt schon an zu lernen. In meiner Kindheit bestanden die ganzen Sommerferien aus lernen."

Der Mann stapfte auf Shotos Schreibtisch zu und wühlte etwas in den Heften. Dann fischte er ein Buch hervor und warf es auf das Bett.

"Das zum Beispiel! Oder das!"

Wieder zog er ein Buch hervor, doch diesmal segelte dabei ein Zettel auf den Boden. Shoto bekam nicht mit, wie Enji sich nach dem Zettel bückte und ihn aufhob. Ich kannte ihn gut, das war der Liebesbrief an mich.

Enji überflog den Zettel und schnappte dann entsetzt nach Luft.

"Du bist schwul?!"

Kurz blinzelte sein Sohn unter seinem Arm hervor.

"Ach das..... ja, bin ich."

Da er das so einfach sagte, zeigte, dass er entweder nicht wusste, wie sein Vater nun reagieren würde, oder er war völlig lebensmüde. Denn sein Vater starrte ihn ein paar Sekunden mit kuhgroßen Augen an, bevor er wütend den Zettel zusammenknüllte.

"DAS KANN DOCH NICHT DEIN ERNST SEIN?! WIE SOLL DAS DENN AUSSEHEN, WENN MEIN SOHN SCHWUL IST?! UND WENN DU DANN AUCH NOCH DIE FIRMA LEITEST!!! DAS RUINIERT MEINEN GANZEN RUHM!!!" schrie er aufgebracht.

Shoto setzte sich nun auf.

"W-was.....?" stammelte er nur.

"MEIN SOHN IST NICHT SCHWUL, NEIN, NIEMALS!! D-DAS IST DOCH....DAS IST.....DAS IST EKELHAFT, JA GENAU! EKELHAFT!"

Langsam schien er sich gezwungenermaßen etwas zu beruhigen. Gestresst massierte er sich die Schläfen.

"Erst zieht Touya ins Ausland und jetzt das. So geht das nicht!"

Aufgebracht rauschte er aus dem Zimmer und ließ seinen völlig aufgelösten Sohn zurück. Dieser fing an zu schluchzen und legte seine Hände auf sein Gesicht. Vorsichtig zog ich ihn nach hinten, sodass er wieder auf seinem Bett lag.

"Wieso muss mein Leben so aus dem Ruder laufen...?" nuschelte er in sein Kopfkissen, dass von seinen Tränen schon nass war.

Langsam wurde ich echt wütend auf Enji?! Wieso war es denn eklig auf Jungs zu stehen? Ich verstand es nicht! In solchen Momenten wünschte ich mir mein Gedächtnis zurück. Die Menschen musste auch mal einer verstehen....

Fortsetzung folgt

Mein Persönlicher Schutzengel |TodoBaku|Where stories live. Discover now