11. Halt mich fest

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"Wir könnten zum Beispiel damit anfangen....."

Erschrocken hielt ich die Luft an, als Shoto seine Lippen auf meine drückte. Federleicht, als würde er darauf warten, was ich nun tun würde. Doch auch wenn es nur ganz leicht war, reagierte mein Körper extrem. Ob es nun das war, was ich oder er fühlte, wusste ich nicht, doch mein Herz begann zu rasen und mir wurde warm. Extrem warm. Meine Wangen glühten wie zwei heiße Kohlen, doch mir gefiel das Gefühl. Das Kribbeln, das sich von meinen Lippen in meinen ganzen Körper ausbreitete, fühlte sich angenehm und vertraut an.

Am liebsten würde ich mich diesen Gefühlen vollkommen hingeben. Einfach von ihnen führen lassen und sehen, was daraus wurde. Wie in einen Ozean, in den man eintauchte und nicht wieder hinaus wollte.

Doch viel zu schnell war es auch schon wieder vorbei, als der Todoroki sich wieder zurück zog. Auch seine Wangen waren krebsrot....

"Was war das...?" hauchte ich fast tonlos.

"Ein Kuss... Man drückte seine Lippen auf die eines anderen und küsst sich. Das macht man, wenn man sich liebt..." erklärte er leise.

Schüchtern sah ich auf meine Hände. Ihn danach zu fragen, ob wir das nicht wiederholen könnten, traute ich mir nicht. Es hatte mir gefallen, ja. Doch ich konnte nicht sicher sein, ob dies mein Empfinden gewesen war, oder das des Rotweißhaarigen. Vielleicht waren seine Gefühle einfach so stark, dass sie meine komplett verdrängt hatten und mir hatte es in Wirklichkeit gar nicht gefallen... Ich wollte ihm keine Hoffnung machen, falls mir später auffallen sollte, dass es gar nicht stimmte, dass es mir gefallen hatte.

》Ich will ihn nicht wieder verletzen....《

"Shoto! Komm jetzt endlich essen!!" rief Fuyumi nun von unten und hörte sich dabei nicht freundlich an.

Erschrocken sprang Shoto auf.

"Äh....T-tut mir leid, aber wir sollten jetzt wirklich runter gehen.... Sonst macht sie mich einen Kopf kürzer."

Zustimmend nickte ich.

-

Ich saß neben Shoto, während dieser mit seinen Geschwistern Mittag aß. Er kalte Soba, während die anderen Beiden Soba heiß bevorzugten.

"Was hast du denn an deinem Arm gemacht?" fragte Natsuo, der nun auch den Verband bemerkt hatte.

"Äh....N-nichts...Hab mich nur- gestoßen!"

"Aber da macht man doch keinen Verband drum." meinte Fuyumi mit hochgezogener Augenbraue.

"Es hat ganz doll weh getan!" bekräftigte mein Schützling nur und schaufelte sich dann eine große Portion Soba in den Mund, um dem Gespräch zu entkommen.

Ich biss währendessen auf meiner Unterlippe herum und überlegte, ob ich Bertram wohl irgendwie kontaktieren könnte... Dass ich mich Shoto gezeigt hatte, konnte man nicht mehr ändern. Durfte ich das überhaupt? Was würde passieren, wenn ich es eigentlich nicht durfte?

"Ich bin fertig!"

Schnell stand Shoto auf und lief ohne ein weiteres Wort hoch in sein Zimmer. Natürlich folgte ich ihm.

"Kann ich mal deine Flügel anfassen?" fragte er dann, als wir wieder in seinem Zimmer waren.

"Äh....lieber nicht!" meinte ich schnell.

Berührungen an den Flügeln waren total unangenehm, weshalb ich sie schnell unsichtbar machte.

"Also....Was willst du machen?" fragte ich, um ein anderes Thema amzufangen.

"Weiß ich nicht....Wollen wir spazieren gehen?"

Ich nickte. Es war komisch, dass es so wirkte, als habe er sich schon total daran gewöhnt, dass ich da war.

"J-a, können wir machen."

-

Wir liefen, beziehungsweise er lief und ich flog, in ein paar weniger belebten Straßen, die um die Uhrzeit nicht so voll waren.

"Durftest du dich mir überhaupt zeigen? Also gibt es da nicht vielleicht irgendein Gesetz, das dir das verbietet?"

"Das weiß ich auch nicht....Aber das müsste ich einmal in Erfahrung bringen...."

"Verstehe...."

Ich flog etwas näher an ihn heran und nahm seine Hand.

"Mach dir keine Sorgen, das wird schon alles. Und selbst wenn... Es geht dir ohne mich doch viel besser...." murmelte ich leise.

"Wie kommst du denn darauf?!"

Wir blieben an einer Seitengasse stehen. Kurz sah ich mich um, doch wir schienen allein zu sein. Auf der anderen Straßenseite saß nur ein Mann auf einer Bank und trank ein Bier, sonst war niemand in Sichtweite.

"Shoto, genau genommen, kenne ich dich jetzt seit knappen zwei Monaten und...ich hab doch gesehen, wie schlecht es dir geht! Du hast versucht dich zu ritzen! Hätte ich nie existiert, hättest du dich vielleicht in einen anderen Jungen oder Mädchen verliebt und müsstest das jetzt nicht alles ertragen...." erklärte ich unter Tränen.

"Hey, Kat. Sieh mich an."

Ich sah zu ihm auf und er lächelte mich sanft an.

"Es ist nicht deine Schuld. Siehst du, auch du musst meinetwegen leiden. Niemand ist perfekt und hat seine Fehler, aber bitte wünsch dir nicht, dass du nicht existierst. Ich könnte mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen, du hast doch gesehen, wie grau es ohne doch aussehen würde.... Ich will dich bei mir haben und dich in meinen Armen halten können, damit ich weiß, dass es dir gut geht-"

Ich sprang ihm in die Arme und Shoto brach mitten in seinem Satz ab, um mich festzuhalten. Unsere Nasenspitzern berührten sich fast, so nah waren wir einander und unser beider Gesichter zierte ein starker Rotton.

"Dann halt mich fest und lass mich nie wieder los."

Fortsetzung folgt

Mein Persönlicher Schutzengel |TodoBaku|Where stories live. Discover now