𝖅𝖜𝖊𝖎𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

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Ich musste sehr lange geschlafen haben. Als ich aufwachte, war es draußen dunkel. Ich lag in einem Krankenbett im Palast und hatte meinen linken Arm, mein rechtes Bein und mein linken Fuß verbunden. Alles an meinem Körper schmerzte um brannte. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was passiert war. Doch sobald ich die Augen schloss, sah ich nur noch das Feuer der Explosion. Es hatte mich umschlungen und wollte mich töten. Und ich hatte keine Ahnung wieso es ihm nicht gelungen war.
In dem Moment schossen meine Gedanken zu Shadow und Milky. Die Beiden waren nach der ersten Explosion abgehauen, aber ich wusste nicht wo sie hin waren. Ich wusste, das Shadow schlau genug war, zu wissen, wo sie in Sicherheit waren. Aber ich konnte mit dem Unwissen einfach nicht wieder einschlafen.
Also blieb ich die restliche Nacht wach. Dachte darüber nach, ob es jemand nicht heil aus der Sache geschafft hatte. Und wieso das überhaupt passiert war.
Ein Zufall war es bestimmt nicht, ich tippte eher auf ein Attentat.
Ich hatte schon mal gehört, dass es ab und zu Attentäter gab, die in den Palasthof kamen. Erlebt hatte ich es noch nie.

Am nächsten Morgen kam eine Krankenschwester zu mir. Sie verband mich neu und brachte mir Tee und Gebäck. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht und war todmüde. Doch ans Schlafen konnte ich jetzt nicht denken.
„Der König will euch sprechen, Prinzessin Asena. Ihr sollt euch so schnell wie möglich auf den Weg machen."
Mein Vater war der letzte, den ich jetzt sehen wollte. Vorsichtig stand ich auf. Es schmerzte, wenn ich auftrat, aber dagegen konnte man nichts machen.
„Wissen sie was gestern passiert ist?" fragte ich die Krankenschwester.
Sie schaute mich mitleidig an.
„Das war nicht gestern. Es war vor einer Woche."
„Ich war eine ganze Woche bewusstlos?!"
Sie nickte.
„Und über das Geschehene weiß ich leider nichts. Nur das fast alle Schäden behoben wurden."
Ich setzte mich wieder.
„Wurde jemand außer mir verletzt?"
Die Frau schwieg eine Weile. Dann nahm sie meine leere Teetasse.
„Ich mache Ihnen einen neuen, in Ordnung?"
Das sie mir nicht antworten wollte, machte es noch schlimmer. Mein Herz raste. Was wenn jemand ernsthaft verletzt war?
„Wissen sie wenigstens ob es Shadow gut geht?"
Sie nickte und mir fiel ein Stein vom Herzen als sie sagte: „Er ist auf die Koppel geflohen und war dort in Sicherheit."
Die Frau stand auf und ging Richtung Tür.
„Und Milky?"
Sie drehte sich um.
„Wer?"
„Das ist ein neues Pferd auf der Weide. Hellblond."
Sie schaute mich verwundert an.
„Prinzessin, es gibt kein neues Pferd auf der Weide."
Ich stockte. Also muss es ein Wildpferd gewesen sein, das irgendwie in den Hof gekommen war.
Und das bedeutete es gab schon vor der Explosion einen Durchgang durch die Mauer.

Ich atmete noch einmal tief ein und aus, dann betrat ich den Thronsaal. Der riesige Raum wurde an der Decke von Malereien der Götter und Kronleuchtern geschmückt. Riesige Säulen ragten zu ihr hinauf. Der rot-goldene Teppich führte einen direkt auf die Erhöhung.
Und auf ihr stand der Thron von Arîs.
Er war komplett aus Silber und hatte schwarze Verziehrungen. Die Lehne bestand aus allen Schwertern der gefallenen Könige. Keiner von ihnen ist jedoch in einer Schlacht gefallen. Das Schwert des Königs ist eher symbolisch gedacht.
Die Lehne des Throns war aus schimmernden, silbernen Drachenschuppen. Ich fand es grausam, so etwas in einen Thron zu verarbeiten. Heutzutage war das Jagen von Drachen strengstens verboten, doch früher wurden sie auf brutalste Weise getötet.
Und auf dem Thron saß mein Vater.
Ein großer, breitgebauter, muskulöser Mann. Seine Mine war kalt und grausam und er schaute finster auf mich hinab. Seine Silberne Krone glänzte auf seinem Kopf.
Ich kniete vor ihm nieder.
„Ihr wolltet mich sprechen, Vater."
„Asena, wie ich sehe hast du dich erholt. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich die Sicherheitsmaßnahmen in deinem Teil des Palastes um einiges erhöhten lies."
Er machte eine lange Pause.
„Außerdem wollte ich dich bitten, von nun an täglich zum Unterricht zu gehen."
War das dein Ernst? Nach all dem was passiert war dachte er nur daran?
„Mein König, was ist vor einer Woche geschehen?"
Mein Vater hob die Augenbrauen.
„Wieso hat dich das zu interessieren?"
„Weil verdammt nochmal alles um mich herum in die Luft geflogen ist!" Meine Stimme wurde lauter und ich bereute meine Worte im nächsten Moment.
„Wie sprichst du mit mir!?" Auch die Stimme meines Vaters war lauter geworden.
Jetzt ja nicht einschüchtern lassen.
„Ich finde, ich hab ein Recht zu erfahren, was passiert ist."
Ein schweigen brach aus.
Und ich hätte nie erwartet das mein Vater nachgeben würde.
„Rebellen haben es auf dich abgesehen und wollten dich töten. Bei der Explosion sind fünf Männer und ein Vogel ums Leben gekommen. Ist das alles was du wissen willst?"
„Ein Vogel?"
Der König seufzte.
„Ja, ein Vogel. Du willst doch immer genaue Antworten. Hier hast du sie."
Ich richtete mich auf. Schuldgefühle plagten mich, das wegen mir fünf Männer ums Leben gekommen waren. Und natürlich auch ein Vogel. Leider war es nicht das erste mal das Leute ihr Leben für mich opferten. Meine Mutter hatte ihr Leben bei meiner Geburt geopfert.
„Aber wieso sollten Rebellen wollen das ich tot bin? Seit wann gibt es überhaupt Rebellen in Arîs?"
„Du hast genug gefragt. Du kannst nun zum Unterricht gehen."
„Ich...kann?"
Ein weiteres lautes Seufzen entglitt meinem Vater.
„Wieso machst du immer alles komplizierter. DU MUSST! Und jetzt geh."
Er machte eine Handbewegung als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen. Was ich für ihn bestimmt auch war.
Aber ich war lieber die lästige Fliege, die nachfragte, als ein dummes Huhn das alles tut was er sagt.
Ich drehte mich auf dem Absatz um und verließ den Thronsaal.
Als ich nach einigen Minuten endlich mein Teil des Palastes erreichte, erwarteten mich bereits zwei Wachen. Sie schlossen die Schwere Tür auf und ich begab mich in meinen Käfig, der mich unwissend von allem trennte. Bis jetzt.

Von meinem Schlafzimmer aus konnte ich die zerstörte Mauer sehen. Sie war zur Hälfte fertig gebaut, doch ein Stück fehlte noch. Und das war wie perfekt. Ich brauchte einfach mal ein paar Tage Ruhe von diesem perfekten Ort. Sobald die meisten schlafen würden, würde ich mich aufmachen und ausbrechen. Vielleicht würde ich einfach ein paar Tage herumziehen, vielleicht auch einen Monat.
Eigentlich hatte ich vor, durch den geheimen Eingang zu fliehen, in dem Milky herein gekommen war. Und leider auch wieder raus. Ich hatte den ganzen Hof abgesucht, sie war nirgends zu finden.

Als die Sonne dabei war, unter zu gehen, packte ich alles nötige in eine große Satteltasche. Ich hatte mir Essen aus der Küche geklaut und Medizin vom Heiler, für den größten Notfall.
Ich packte meine besten Pfeile in den Köcher und schnappte mir meinen Bogen. Dann Schlich ich mich aus dem Palast. Im Hof waren nicht viele Leute und ich gelang einfach zu den Ställen. Als ich sie betrat wieherte Shadow aufgeregt. Ich stellte die Satteltasche ab und öffnete ihre Box.
„Hey meine Schöne. Bereit für ein Abenteuer?"
Ich sattelte sie in Rekordzeit. Dann holte ich mir aus einem Nebenraum Hosen und ein T-Shirt, einen Mantel und warme Stiefel.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, führte ich Shadow aus dem Stall. Wir schlichen an der Mauer entlang, da man sie dort am schlechtesten erkannte. Ihr schwarzes Fell verschmolz mit der Nacht.
Dann erreichten wir das Loch. Es war gerade noch groß genug, um hindurch zu schlüpfen. Ich atmete einmal tief ein, schaute zurück zum Palast und stieg dann hindurch. Shadow folgte mir. Ich stieg auf und ritt ohne mich einmal umzudrehen in die Nacht, in Richtung der Lichter des Dorfes.

Throne of ArîsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt