𝕹𝖊𝖚𝖓𝖟𝖊𝖍𝖓𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

43 8 0
                                    

Jake half mir beim Aufsteigen. Nachdem ich auf Shadows Rücken saß, war das Fortbewegen um einiges erleichtert. Er setzte sich auf Milky-Moon und wir machten uns auf die Suche nach den anderen. Mein Bein schmerzte immer noch schrecklich und ich war mir nicht sicher ob es bis zum Kampf geheilt war. Wenn nicht, hatte ich ein riesiges Problem.
Ich könnte unmöglich mit einem verletzten Bein in die Schlacht ziehen. Auch wenn das an der Ausgangssituation nichts änderte. Wir würden verlieren, da war ich mir inzwischen sicher.

Jake pfiff laut, nun inzwischen zum fünften Mal. Doch zum ersten Mal kam eine Antwort. Ein weiteres Pfeifen, nicht weit weg von uns. Wir ritten in die Richtung und trafen dann tatsächlich auf Lilian.
„Den Göttern sei dank, da bist du ja Asena!" begrüßte sie uns.
Ich war erleichtert, dass sie endlich über das ,Prinzessin' hinweg war.
„Wie kommst du nur auf die Idee, einfach alleine weiter zu spazieren? Es hätte etwas passieren können!" motze sie mich an.
„Es IST etwas passiert." meint Jake und sah mich streng an. Ich schaute zu Boden. Erst jetzt schien Lilian den Verband zu bemerken.
„Das...kann jetzt nicht dein Ernst sein."
Sie stieg von ihrem Pferd und begutachtete das Bein.
„Wie willst du so kämpfen?"
„Das geht schon." murmelte ich und zog das Bein zurück, damit sie aufhörte, es anzustarren.

In dem Moment raschelte etwas. Ich zuckte automatisch zusammen und richtete mein Blick auf mehrere kleine Gebüsche, die ziemlich undurchdringlich schienen. Ein weiteres Rascheln und ich züchte meinen Bogen. Ich richtete den Pfeil auf das Gebüsch und wartete.
Dann schoben sich ein paar Äste zur Seite und T trat durch.
Ich atmete erleichtert auf und lies den Bogen sinken. T entfernte sich einige Äste und Zweige aus den Haaren.
Dann schaute er auf.
„Asena! Da bist du ja!"
Sein Pferd trat nun auch aus dem Busch, mindestens genauso dreckig wie T.
„Du hast nach mir im Busch gesucht?" fragte ich lachend.
„Nein, hinter dem Gestrüpp geht der Wald weiter. Doch als ich das Pfeifen gehört hab, wollte ich so schnell wie möglich... was zur Hölle?!". T griff in seinen Ärmel und zog ein kleines, echsenartiges Wesen hinaus.
„War vielleicht doch keine gute Abkürzung." meinte er, während er das Tier auf den Boden legte, welches ziemlich verstört von diesem Erlebnis weiter trottete.

Wir warteten ein paar weitere Minuten, doch Brooke tauchte nicht auf. Auch nicht, nachdem wir einige weitere Male gepfiffen hatten. Also machten wir uns auf die Suche, da Jake noch wusste, in welche Richtung sie gegangen war.
Lilian war am Ende ihrer Nerven. Wir waren sowieso schon spät dran, doch dann greift uns ein Wonigturs an, ich verletzte mich und Brooke verschwand. Wenn wir es noch pünktlich schaffen wollten, müssten wir fliegen können.

Es wurde bereits dunkel, als wir endlich eine Spur entdeckten. T fand ein Stück Stoff an einem Ast.
„Das sieht nicht so aus, als wäre das ein Ausversehen gewesen. Sie hat es extra hier hingehängt." stellte Jake fest. Ich schaute mich um. Weit und breit war nichts von Brooke zu sehen.
„Ne, wieso sollte sie uns den einen Fetzen hinterlassen?" meinte T.
„Könnte mehrere Gründe haben. Sie könnte uns warnen wollen. Oder sie braucht unsere Hilfe." erklärte Jake. Doch T lies nicht locker.
Ich schaute mir indessen den Ast an, an dem der Stoff hing. Der dazugehörige Baum hatte eine seltsame Form. Er war gebogen und ging auf der anderen Seite wieder in die Erde. Und die Rinde hatte seltsame Risse. All das kam mir irgendwie bekannt vor.
„Wenn Brooke unsere Hilfe gebraucht hätte, hätte sie uns gerufen. Oder gepfiffen." konterte T inzwischen. Lilian sah die zwei genervt an.
„Jungs, wir müssen sie jetzt suchen. Sie hat sich wohl nicht in Luft aufgelöst."
Jetzt fiel es mir wieder ein. Ich erinnerte mich an eine Lehrstunde bei meiner Lehrerin Madam Luis.
„Oder doch."
Ich riss ein Stück meines Ärmels ab und hing es neben das von Brooke.
„Ähm... wollen wir jetzt alle den Baum verzieren oder was wird das?" fragte Jake.
„Lilian hat Recht. Wir müssen Brooke suchen. Ich denke, sie wollte uns damit ein Hinweis geben, in welche Richtung sie gelaufen ist." meinte T.
Jake schüttelte genervt den Kopf.
„Mit einem Stofffetzen?"
Ich ignorierte die zwei und stellte mich vor den Bogen.
„Sie hat nicht uns den Hinweis gegeben, sie hat sich selbst einen Rückweg ermöglicht." meinte ich und lief durch den Bogen.

Der dunkle Wald verwandelte sich um mich herum, das Bild wurde verschwommen. Ich musste mich zwingen, weiter zugehen.
Ich erkannte nun eine Galaxie, die sich um mich herum breit machte. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meine Füße und im nächsten Moment wurde ich nach vorne geschleudert. Ich landete weich. Als ich mich aufrappelte, spuckte ich Sand. Warmen Sand. Ich hielt mir die Hand vor das Gesicht, um nicht von der Sonne geblendet zu werden, die auf einmal brutal vom Himmel hinunter schien.

Ich hatte Recht. Brooke hatte ein Portal gefunden. Wahrscheinlich hatte sie mich hier gesucht.
„Asena?" Da stand sie auch schon hinter mir und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie und sie half mir hoch.
„Ihr habt es also auch gefunden." meinte sie freudig.
Ich nickte.
„Das rettet uns wirklich gerade das Leben."
Das tat es wirklich. Denn Brooke hatte nicht nur irgendein Portal gefunden. Sie hatte ein Portal zu den weiten Steppen von Hyla gefunden.

Nach einigen Sekunden kamen auch Jake, T, Lilian und die Pferde durch das Tor.
Verwundert sahen sie sich um.
Lilian hatte es als erstes verstanden.
„Ein Portal nach Hyla! Das ist fantastisch Brooke!"
Brooke lächelte. „Ich weiß."
„Ihr habt doch was von euch an den Baum gehängt, oder?" fragte ich.
Die anderen nickten.
Ein Glück. Ohne das wäre es nicht möglich, den selben Weg zurück zu nehmen.
„Sind wir denn am richtigen Ort?" fragte ich, immer noch irritiert von der hellen Sonne. Doch hier ging sie sowieso nie unter.
„So wie ich das einschätze, müssen wir noch ein paar Kilometer laufen, bis wir den richtigen Ort erreichen. Doch ich würde, da wir jetzt so viel Zeit eingeholt haben, besser eine Pause einlegen und schlafen. Wir stellen unser Zelt hier auf und gehen dann in fünf Stunden weiter." bestimmte Lilian.
Also machten wir uns an die Arbeit. Nachdem das Zelt stand, holte ich aus der Satteltasche ein verschlossenes Glas heraus, in dem es so dunkel war, dass man nichts erkannte. Dort drinnen befanden sich sogenannte Nachtwürmchen. Sie spenden, nicht wie Glühwürmchen Licht, sondern Dunkelheit. Und sie blieben immer in der Nähe ihres Fängers.

Ich öffnete das Glas und tausende kleine schwarze Punkte flogen hinaus. Sie sammelten sich ums Zelt und sofort wurde es dort dunkel wie in der Nacht.
Wir legten uns schlafen. Es war jedoch schwierig einzuschlafen, da einerseits die Käfer nicht gerade leise waren. Andererseits war es nicht einfach, den Gedanken, dass morgen sein eigener Todestag sein könnte, aus dem Kopf zu bekommen.

Throne of ArîsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt