𝖁𝖎𝖊𝖗𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

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Ich hörte wie die Offiziere draußen miteinander redeten.
„Ich dachte du hast sie gesehen?"
„Hab ich auch, sie ist bestimmt wieder in die Menge abgetaucht."
Dann entfernten sich ihr Stimme langsam. Ich wurde weiter in das Haus gezogen und kam in einen hell beleuchteten Raum.
Erst jetzt erkannte ich, wer mich gerettet hatte. Es war ein großer Junge gleich alt oder ein wenig älter als ich. Er hatte dunkelbraune kurze Haare und leuchtend grüne Augen. In dem Raum saß noch eine weitere Person. Es war ein blondes, schlankes Mädchen mit braunen Augen. Da sie ein Ärmelloses Kleid trug, sah man ihre riesige Brandwunde, die sich von ihrem Handgelenk bis zur Schulter zog.
Sie schaute auf und starrte mich an.
"Wer ist das, Jake?"
Der Junge, anscheinend Jake, lehnte sich an die Wand. Ich fragte mich, ob er wusste wer ich war. Eigentlich konnten mich nur Angestellte des Königs erkennen, da ich noch nie in der Öffentlichkeit war. Aber man wusste ja nie.
„Sie ist vor Offizieren geflohen, die sie verfolgten." meinte er.
Den Göttern sei dank. Er wusste nicht wer ich war.
„Ach so. Ich bin Brooke und bin schon drei Jahre hier. Wie heißt du?"
Was in aller Welt meinte sie mit ,hier'?
„Lilian, äh Black. Ich war Kriegsgefangene in Xeteras." ratterte ich meinen Text runter.
„Oh. So haben wir wohl alle unsere tragischen Geschichten." Sie schaute wieder auf das Buch auf dem Tisch.
„Ich kann Dir mal die anderen vorstellen." meinte Jake.
Die anderen? Wo war ich hier nur gelandet?
Er führte mich durch eine andere Tür in den zweiten Stock.
„Was meinte Brooke damit, als sie sagte, sie sei schon seit drei Jahren hier?"
Jake klopfte fünf Mal in unterschiedlichen Abständen an eine Tür. Dreimal Kurz, einmal lang, zweimal kurz.
„Sie ist seit drei Jahren bei uns."
„Und wer seit ihr?" fragte ich genervt, da er einfach nicht auf den Punkt kommen wollte. Ein junger Mann öffnete die Tür.
„Hey Jake! Schon zurück? Ich dachte du wolltest zum Waffenschmied?"
Erst jetzt erblickte er mich.
„Wenn hast du da den mitgebracht?" Er streckte mir seine Hand hin.
„Ich bin Theo. Schön dich kennenzulernen."
Ich griff nach seiner Hand und er schüttelte sie.
„Lilian." murmelte ich kleinlaut.
„Na dann, Lilian, Willkommen bei den Rebellen!"
Ich stockte. Hatte er gerade Rebellen gesagt? Oh nein, in was war ich hier hineingerutscht?!
„Re...Rebellen?"
„Warum so verblüfft?" fragte Jake.
„Denkst du etwa, irgendjemand anders als Rebellen helfen dir gegen die Offiziere?"
Das hatte ich tatsächlich gedacht. Ich dachte, die Rebellen wären die letzten, die jemand halfen. Sie sahen es doch nur auf Macht und Geld ab.
„Wenn du magst, darfst du hier ein paar Tage bleiben." meine Theo. „Oder du schließt dich uns an!"
„Komm mal wieder runter T, das hast du nicht zu bestimmen."
Theo, oder T, verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber du? Ich bin um einiges Älter als du!"
„Ja, aber ich denke, dass das Claire entscheidet."
Jetzt wurde Theo ganz stumm.
„Ich bring sie schnell zu ihr." meinte Jake und nahm meinen Arm. Er drückte sich an Theo vorbei und zog mich mit sich.
Ich lief direkt in die Höhle der Löwen.

Im nächsten Raum war so etwas wie ein Gemeinschaftsraum. Er war gefüllt mit drei Tischen, Stühlen, Zwei alten Sofas, einer Tafel und einer kleinen Küche. Ich wollte gar nicht wissen, woher sie das ganze Geld hatten.

An einem der Tische war ein großes Brettspiel aufgebaut. Es bildete eine riesige Landschaft. Auf ihr standen schwarze und weiße Figuren. Sie hatten die Formen von kleine Soldaten, Pferde, Katapulte, und so weiter.
Ein Junge, ein wenig kleiner als ich, braunhaarig und viele Sommersprossen, spielte gegen eine junge Frau. Sie war groß und hatte sehr kurze, schwarze Haare. Ihre Augen schienen so dunkel, das ich dachte sie seien komplett schwarz.
Die junge Frau schob einen ihrer Katapulte ein Feld nach vorne und der Junge stöhnte verzweifelt.
„Hey, Claire!" rief Jake zu der Frau.
Sie drehte sich zu uns um und begutachtete mich streng. Dann stand sie auf und kam zu uns.
„Ich hab dich nicht zum Zweitchef ernannt, damit du mir hier irgendwelche Leute hinschleppst, Jake!"
Sie funkelte ihn zornig an, und wenn Blicke töten könnte wer er jetzt tot. Und zwar so was von tod.

„Das ist Lilian." fuhr er unbehindert fort.
„Sie wurde von ein paar Offizieren verfolgt und ich musste ihr helfen."
Jetzt schaute Claire zu mir. Ihre Augen funkelten kalt. Wie die meines Vaters.
„Von mir aus kann sie, wenn sie will, eine Woche hier bleiben. Oder willst du das überhaupt nicht?"
Nein wollte ich nicht! Aber das konnte ich schlecht sagen.
„Ich...wäre sehr froh darum." log ich. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als Claire nur zustimmend nickte.
Konnte sie mich nicht packen und aus dem Fenster werfen? Bitte?

Doch stattdessen fuhr sie ohne ein weiteres Wort mit ihrem Spiel fort. Jake lächelte mich an.
„Ist doch super gelaufen!"
Ja, super. Ich nickte und zwang mir ein Lächeln auf.

Mein Zimmer war nicht besonders groß, aber ich war froh, wenigstens ein eigenes zu haben.
„Da vorne kannst du dein Gepäck abstellen."
Ach ja, mein Gepäck.
„Habt ihr vielleicht irgendwo einen Stall für ein Pferd?" fragte ich.
Jake sah mich verstört an.
„Wieso, hast du eins in deinem Kescher?"
„Bevor ich geflohen bin, musste ich mich von meinem Pferd trennen. Ich bin mir aber ganz sicher das es noch hier im Dorf sein muss."
Jake überlegte.
„Ne, hier haben wir kein Platz. Aber du kannst es beim Nachbar auf die Weide stellen. Das machen wir immer, der merkt das nicht."

Jake zeigte mir noch das Bad, gab mir ein paar frische Kleider und ließ mich dann alleine. Sofort machte ich mich auf, Shadow zu finden. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach abzuhauen, aber das würde sie nur noch mehr auf mich Aufmerksam machen. Als ich die Tür aus dem kleinen Haus, das, wie ich erfahren hatte, ein umgebautes Hotel war, öffnete, stand Shadow direkt vor mir. Draußen war es bereits dunkel und der Dorfplatz war wie leergefegt. Shadows Fell verschwamm mit der Dunkelheit.
Unglaublich froh sie zu sehen schmiss ich mich um ihren Hals und grub mein Gesicht in ihre Mähne.
„Ich bin so dumm, Shadow, ich bin so dumm."
Ich ließ sie wieder los.
„Es ist ein Wunder wenn ich hier wieder lebendig rauskomme."

Throne of ArîsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt