𝕱ü𝖓𝖋𝖟𝖊𝖍𝖓𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

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„Asena!" Jake rannt zu mir rüber.
Genervt drehte ich mich zu ihm um.
„Was?"
„Es tut mir leid was ich gesagt habe. Du... bist nicht wie dein Vater. Aber bitte, lass diesen Unsinn bin Xetras!"
Ich starrte ihn an.
„Jake, ich werde das nicht lassen. Ich habe versprochen, zu beweisen, dass ich mein Leben..."
„Das heißt nicht das du dich einfach in irgendeine Schlacht hineinschmeißen sollst!" unterbrach er mich.
Lange sagte keiner von uns beiden etwas. Dann unterbrach ich die Stille.
„Ich hab mich bereits entschieden. Und es kann auch nicht mehr rückgängig gemacht werden."
„Es gibt immer eine Möglichkeit, etwas rückgängig zu machen."
„Ich versteh es gerade wirklich nicht. Warst du es nicht, der unbedingt wollte, dass das Volk nicht mehr unter dem Krieg leidet?"
„Ja, aber ich wollte nicht, dass du dafür dein Leben opferst."
Wieder trat eine lange Stille ein.
Der Regen wurde immer weniger und langsam kam die Sonne zwischen den Wolken vor.
„Naja, wenn du mir den Schwertkampf richtig beibringst, geh ich vielleicht nicht drauf." meinte ich und lächelte.
Jake lächelte zurück.
„Das kannst du vergessen."
„Was?"
„Ich meine, du kannst vergessen, dass du alleine in die Schlacht ziehst."
Ich sah in fragend an.
„Und... was hält mich davon ab?"
Er lächelte noch breiter.
„Ich halte dich davon ab."
„Du kannst mich nicht aufhalten."
„Ich halte dich nicht auf, ich komme mit."
Wenn ich ganz ehrlich war, fand ich das eine beruhigende Idee. Jake war wirklich gut und dann wären ich auch nicht alleine mit den fünf freiwilligen Soldaten.
Aber andererseits wollte ich nicht, dass er sein Leben nur für mich aufs Spiel setzt.
„Ich..." begann ich, doch Jake unterbrach mich.
„Egal was du sagst, ich ändere meine Meinung nicht. Du bist nicht der einzige Sturkopf hier!"
„Ich wollte sagen, dass ich sehr froh darüber wäre." meinte ich.

Den restlichen Tag trainierten wir weiter. Jake schien eindeutig viel motivierter zu sein. Und auch ich wurde immer besser.
Am Abend stattete ich Brooke und T einen Besuch ab. Beide waren ziemlich verwirrt, warum sie nicht mehr in die Zelle mussten. Aber vor allem T war froh darüber.
Am späten Abend hatte Sir Lorten ein Treffen vereinbart, an dem ich die freiwilligen Soldaten treffen sollte.
Ich stieg auf den Thron und seine Kälte umschlang mich. Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen und war nicht mehr daran gewöhnt.
Sir Lorten trat in den Thronsaal, gefolgt von Lilian. Sie verneigten sich beide kurz, dann rief Sir Lorten die Soldaten hinein. Drei Frauen und zwei Männer in der Uniform der königlichen Soldaten betraten den Raum. Sie sahen stark und entschlossen aus, als sie vor mir niederknieten.
„Das sind die Freiwilligen, die mit Ihnen in die Schlacht ziehen werden."
Sie standen auf und ich konnte in ihre Gesichter sehen. Wieso waren sie so entschlossen?
„Wir haben von den Grenzen erfahren, dass Xetras sich bereit macht." meinte Sir Lorten und Lilian fügte hinzu: „Wir werden in vier Tagen aufbrechen, um rechtzeitig dort zu sein. Es wird eine Viertage-Wanderung."
Ich nickte.
„Ist dann noch irgendwas?"
Lilian schüttelte den Kopf.
„Dann würde ich jetzt essen gehen."
Ich hob mich vom Thron und merkte, wie mir schwindlig wurde. Doch ich konnte mich halten und lief aus dem Thronsaal.

Als ich  endlich beim Essen war, war mir der Hunger schon vergangen. Trotzdem aß ich etwas, um nicht zusammenzubrechen.
Als ich auf dem Weg zu meinem Schlafzimmer war, begegnete ich Brooke. Sie schaute gerade in einen der Türen hinein, schloss sie dann aber wieder schnell.
„Was suchst du?" fragte ich und sie zuckte zusammen.
„Asena! Erschreck mich dich nicht so!"
„Sorry. Also, was suchst du?"
„Das Badezimmer."
Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Aber es gibt doch in eurem Zimmer ein riesiges Bad."
Brooke stöhnte.
„Ja, und dass besetzt T seit zwei Stunden weil er zu viel gegessen hatte! Der kotzt in Dauerschleife!"
„So genau wollte ich das garnicht wissen. Braucht er vielleicht einen Arzt?"
„Ne, der packt das schon. Aber ich nicht, wenn ich nicht gleich die Toiletten finde!"
Ich zeigte lachend auf eine der vielen Türen und sie sah mich dankbar an.
„Du entschuldigst mich für einen Moment?"
Sie machte einen eher lächerlichen Knicks und rannte davon.

Drei Minuten später war sie schon wieder da.
„Was macht eigentlich dein Arm?" fragte ich.
Sie zog den Ärmel ihres Oberteils hoch. Die Wunde war fast nicht mehr zu sehen, man erkannt nur noch eine leichte Rötung
„Der ist bestimmt bald komplett verheilt." vermutete sie.
„Und wie geht es dir so?" fragte sie. Ich war ein wenig überrascht, da mich das in letzter Zeit nie jemand gefragt hatte.
„Um ehrlich zu sein, nicht so gut. Aber das wird bestimmt auch wieder."
Sie lächelte.
„Ich sollte dann wieder zu T gehen und schauen ob er noch lebt."
„Sag bescheid, wenn du Hilfe brauchst."
„Du meinst Hilfe die Tür einzubrechen und ihn aus dem Zimmer zu werfen, wenn er noch im Bad ist? Nein, da brauch ich keine Hilfe." Sie grinste und lief davon.

„Ihre Werte sind zwar stabil, doch viel zu niedrig. Wir wissen nicht, ob wir sie am Leben halten können." meinte die Krankenschwester und schaute besorgt zu Claire. Ich hatte vor dem Schlafen unbedingt nochmal nach ihr sehen wollen.
„Sie stirbt wahrscheinlich in fünf Tagen. Es tut mir leid."
Tränen stiegen mir in die Augen. Claire lag auf einem weißen Bett, ihre Augen immer noch geschlossen. Eine weitere Krankenschwester gab ihr etwas Flüssigkeit in den Mund.
Fünf Tage. In fünf Tagen würden Jake und ich bereits weg sein. Ich wusste, dass Jake für Claire da sein wollte. Und bestimmt wollte er auch bei ihr sein, wenn sie... geht. Wie konnte ich es nur von ihm wollen, dass er mit mir kommt?
Aber was würde er sagen, wenn ich ihm das von Claire ausrichtete?
In diesem Moment ging die Tür auf und Jake kam rein. Als er mich sah, lächelte er matt. Dann schaute er besorgt zu Claire.
„Sie sieht noch nicht besser aus." stellte er fest und stellte sich neben mich.
Ich überlegte, ob er wohl schon wusste, dass sie bald sterben würde. Das sie es wahrscheinlich nicht überlebt, wusste er, doch er hatte sich bestimmt keine Gedanken gemacht, wann.
„Jake, sie wird wahrscheinlich in ca. fünf Tagen sterben." Ich hauchte eher, als dass ich redete. Ich war mir erst nicht sicher, ob er mich gehört hatte. Doch dann sah er mich erschrocken an.
„In fünf Tagen?" fragte er genauso leise wie ich. Ich nickte zart. Und zum ersten Mal sah ich Jake weinen. Ich nahm ihn in den Arm und versuchte, ihn zu trösten.
Doch es war schwer jemanden zu trösten, wenn man selbst nicht weiter weiß.

Throne of ArîsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt