𝕯𝖗𝖊𝖎𝖟𝖊𝖍𝖓𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

55 11 4
                                    

Für eine Weile war es in dem Raum einfach still. Niemand sagte irgendwas.
Während mich die Anderen einfach nur anstarrten, wartete ich nervös auf eine Antwort oder Reaktion.
„Da...das war ein Witz, oder?" fragte Sir Lorten endlich.
„Nein, ich meine das ernst. Ich bin gut und in zehn Tagen kann man noch besser werden. Und kein weiterer Soldat soll dort sein Leben verlieren für das Volk für das ich verantwortlich bin."
Wieder eine kurze Stille.
„Königin Asena, noch kein König und noch keine Königin vor ihnen ist in einen Kampf oder eine Schlacht gezogen! Warum denken Sie, dass sie das müssen?"
„Weil ich nicht sein werde wie die anderen. Ich werde mich nicht von dem Thron zu einer toten Marionette machen lassen, ohne Gefühle und Willen. Ich werde nicht mein Volk sich für mich opfern lassen. Ich werde nicht meine Freunde im Stich lassen. Und ich werde keine Versprechen brechen.
Eine Königin ist dafür da, ein Volk zu leiten. Ihnen den Richtigen Pfad zu zeigen. Und es zu beschützen. Und ich werde diesen Krieg beenden, auch wenn ich dann vielleicht draufgehe."
Nach dieser Rede erfasste Lilian das Wort.
„Sie sind die Königin. Wenn das ihr Wunsch ist, soll das Sir Lorten so schreiben. Aber lassen sie mich noch einen Vorschlag machen. Wie wäre es, wenn sie nicht ganz alleine gehen würden? Sie sagten doch, aus mir unerklärlichen Gründen, dass sie wollten, dass die vier Gefangenen freigelassen werden. Rechtlich können sie das erst, wenn sie etwas für das Volk getan haben."
Sie musste nicht weiter reden. Es war klar woran sie dachte, und wenn ich ehrlich bin, hatte ich daran auch schon gedacht.
„Das kann ich nicht von Ihnen verlangen. Aber ich hatte die Idee, dass mich der beste Schwertkämpfer von Ihnen unterrichten könnte und damit die Strafe von allem abarbeiten könnte. Ich bin gut im Bogenschießen, aber im Nahkampf bin ich eine Niete."
Lilian nickte.
Eine Frau aus dem Rat erhob sich.
„Meine Königin, sie sollten trotzdem vier oder fünf Leute mitnehmen. Sonst ist die Situation völlig aussichtslos. Es gibt bestimmt ein paar freiwillige Soldaten, die Ihnen zur Seite stehen."
Lilian und Sir Lorten nickten synchron.
Ich seufzte. Um diese Sache kam ich wohl nicht drumherum.
„Einverstanden. Schreiben sie dem König von Xetras, dass höchstens sechs Leute da sein werden und ich einer davon sein werde."
Sir Lorten lehnte sich über das Papier und schrieb.

Ich band den Brief an das Bein der kleinen Drachens. Wie in Xetras hatten wir ein Tier, das uns vertritt. Selbst unser Wappen zeigte einen Drachen.
Ich hob ihn in die Luft und er flog direkt los. Ich sah im nach, bis er hinter dem ersten Berg verschwinden war. Jetzt gab es wirklich kein zurück mehr.
Ich verließ den Turm und machte mich auf zu Jake. Ich wusste, dass er der beste Schwertkämpfer von den Rebellen war.
Ich war mir aber nicht sicher, ob er mir helfen würde.

Als ich an der Küche vorbei kam, entschied ich mich ihm und Claire etwas mitzubringen. Ich schlich mich in die Küche, auch wenn das Schleichen sowieso vollkommen unnötig war. Es war sowieso niemand in der Küche. Ich schnappte mir leckeres Gebäck, das gerade auf einem der Tische stand.

„Jake, ich bin es!" meinte ich. Das Klopfen hatte ich mir inzwischen gespart. Ich kam rein und sah zuerst nach Claire. Es schien ihr besser zu gehen, doch sie war immer noch bewusstlos. Ihre Fesseln waren abgenommen worden, wie ich Lilian gebeten hatte.
„Was duftet hier so lecker?" fragte Jake und schaute mir über die Schulter.
„Leckeres! Hier." Ich gab ihm das Gebäck.
„Frisch aus dem Ofen."
„Viel besser als das was ich hier sonst kriege!" meinte er und biss in eines der Brötchen hinein.
„Ja, was das angeht. Ich habe eine Lösung gefunden, wie ihr hier rauskommt. Du müsstest mir nur ein paar Tage Schwertunterricht geben, dann wäre eure Strafe beglichen"
Er sah mich verwirrt an.
„Schwertunterricht? Wieso das den? Ist Dir etwa langweilig?"
Ich konnte ihn nicht ansehen. Ich wollte ihm nicht die Wahrheit sagen, da er mich sowieso nur aufhalten wollen würde.
„Ja, genau. Ich hab schlimme Langeweile. Also, bist du dabei?"
Er nickte und lächelte mich an.
„Deiner Wunde geht es ja schon besser!" meinte ich.
„Ja. Aber ich hasse es trotzdem, genäht zu werden."
Er fuhr sich über die Narbe.
Ich grinste. „Ja, ist schon eine eklige Vorstellung, dass jemand mit einem Faden in dein..."
„Asena! Bitte!" meinte er und lachte.
„Wann wollen wir dann mit dem Training anfangen?" wechselte Jake das Thema. Er mochte es wohl nicht so über Schwächen zu Reden.
„Morgen? Am besten ganz früh!"
„Du kannst es wirklich nicht abwarten!" meinte er lachend.
Dann sah er zur Tür.
„Weißt du wie spät es ist? Ist es Tag oder Nacht?"
„Abend."
Wir hatten Stunden gebraucht um den Drachen zu besorgen. Als wir ihn von seinen Geschwistern getrennt hatten, war er ziemlich Wütend. Und es half auch nichts ihm zu sagen, dass er sie bald wiedersehen würde. Er verstand mich sowieso nicht. Und so hatte es sich in Stunden hinausgezogen, sodass es jetzt bereits Abend war.
„Dann solltest du jetzt schlafen gehen. Wenn du schon so früh trainieren willst."
„Aber ich muss dich warnen: Ich bin ein blutiger Anfänger!"
Die Wache klopfte an die Tür.
„Ich sollte dann mal." Ich stand auf und öffnete die Tür.
„Ich freu mich schon auf morgen!" verabschiedete sich Jake.
Ich sah zurück in den dunklen, kalten Raum.
„Gemütlich habt ihr es nicht gerade." stellte ich fest.
„Hast du aber früh bemerkt." kam es von Jake.
„Meine Königin, sie sollten jetzt gehen." drängelte die Wache.
„Wissen sie was? Ich bleib einfach über Nacht hier!"
Jakes Blick war es schon alleine Wert.
„Du verzichtest auf ein warmes, kuschliges Bett? Du bist nicht mehr ganz dicht, Asena."
Nach ein wenig Zögern schloss die Wache die Tür und ich versuchte, es mir in einer Ecke gemütlich zu machen.
„Ja, ganz dicht war ich noch nie." Ich schloss die Augen und versuchte, einzuschlafen. Ich hörte Jake, wie er sich neben mich legte.
„Gute Nacht, Asena." sagte er.
Für ein ,gute Nacht' meinerseits reichte es nicht mehr. Den im nächsten Moment war ich eingeschlafen.

Throne of ArîsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt