𝖅𝖜ö𝖑𝖋𝖙𝖊𝖘 𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑

55 11 1
                                    

Die Wachen vor der Zelle von Jake und Claire waren immer noch die Selben. In dem Moment als sie mich sahen, verzogen sie sich gleich aus dem Gang. Als sie an mir vorbei gingen, gab mir eine der Wachen ein Zeichen, ich solle mich beeilen.
Ich klopfte, bekam aber wie beim ersten Mal keine Antwort. Ich schloss die Tür auf und trat hinein. Das schwache Licht der Fackeln erhellte den Raum immer noch. Und immer noch war Claire bewusstlos.
Nur Jake hatte seinen Platz geändert, er lehnte jetzt an der rechten Wand.
„Hi." meinte ich leise.
Jakes Augen ruhten auf mir, doch er antwortete nicht. Ich setzte mich auf den Boden an der Wand neben der Tür.
Dann schaute ich zur Claire. Ihr Zustand hatte sich überhaupt nicht verbessert, im Gegenteil. Ihre Narben waren nicht verheilt, ihrem Bein ging es nicht besser. In dem Moment fiel mir etwas ein. Ich griff nach dem Beutel, den ich mitgenommen hatte. Als ich die Salbe für Brooke geholt hatte, hatte ich auch noch Sachen für Claire und Jake aus der Apotheke mitgenommen.
„Was machst du da?" meinte Jake, als ich den Verband heraus geholt hatte und mich neben Claire gesetzt hatte. Ich wickelte den Verband sorgfältig um ihr Bein.
„Ich sorge mich um meine Freunde." meinte ich, ohne von Claires Bein hoch zuschauen.
Jake setzte sich mir gegenüber.
„Das ist... nett."
Ich sah hoch und er lächelte mich an.
Mein Herz machte einen Sprung. Ich war so glücklich wie noch nie, dass auch Jake langsam wieder gut mit mir auskam.
„Ich weiß. Ich bin halt nett." meinte ich grinsend. Ich knotete die Enden von ihrem Verband sorgfältig zusammen.
„Und jetzt zu dir."
Jakes Blick wurde wieder ernst.
„Zu mir? Mir geht es gut!"
„Der Narbe in deinem Gesicht aber nicht."
Ich betrachtete die tiefe Wunde im Licht der Fackeln.
„Ich glaube die muss genäht werden."
„Was?!"
Ich lachte, als Jake mich ängstlich ansah.
„Angst vor Nadeln?"
Jetzt wurde er rot.
„Vielleicht, wenn sie dir damit im Gesicht rumstechen!"
„Ich sag dem Arzt, er soll vorsichtig sein."
Jake stöhnte. „Das muss wirklich nicht sein!"
Ich stand auf und reichte ihm ein paar Kräuter.
„Die solltest du Claire geben, falls Sie aufwacht. Er nickt und stand ebenfalls auf.
„Ich sollte wieder gehen, sonst bekomm ich noch Ärger."
Dann trat ich an die Tür.
„Was ist den mit deinen Haaren passiert?" fragte Jake, trat zu mir und nahm sich eine Strähne in die Hand. Sie waren jetzt schon fast bis zu meinen Schultern weiß geworden. Er hatte es anscheinend erst jetzt bemerkt, da ich hier näher an den Fackeln stand.
„Nichts" meinte ich forsch und nahm ihm die Strähne aus der Hand.
Er sah mich besorgt an.
„Der Thron tut dir nicht gut, Asena."
„Keine Angst, ich weiß wie ich damit umzugehen habe und ich werde es irgendwann unter Kontrolle bekommen. Versprochen."
„Du versprichst ziemlich viel wenn der Tag lang ist."
Ich drückte die Tür auf und trat in den Türrahmen.
„Erstens: Es ist mitten in der Nacht. Und zweitens: Ich halte meine Versprechen immer."
Er lächelte und ich verschwand aus der Tür, die sich hinter mir automatisch schloss.

Todmüde fiel ich ins Bett.
Ich halte meine Versprechen immer.
Ich hatte versprochen, alles wieder gut zu machen.
Ich hatte versprochen, mich um meine Freunde zu kümmern.
Ich hatte versprochen, bis morgen eine Lösung zu finden.
Ich hatte versprochen, mich nicht vom Thron beeinflussen zu lassen.
Und ich hatte versprochen, zu Beweisen, dass ich mein Leben für meine Freunde opfern würde.
Eins hatten all diese Versprechen gemeinsam. Eine Lösung, die sie alle erfüllt. Es war mir die Lösung für alles eingefallen.

Ich war wieder in dem unendlichen Nichts mit dem Boden aus Glas. Um mich herum hörte ich Stimmen, sie riefen mich alle gleichzeitig. Ich konnte nicht hören was sie sagten, aber sie wurden immer und immer lauter. Ich musste mir die Ohren zuhalten, doch es half nichts. Die Stimmen kamen nicht von außen, sie waren in meinem Kopf. Vor Schmerzen kniete ich auf den Boden und spannte alle Muskeln zusammen.
Obwohl das Geschrei in meinem Kopf stattfand, schien es Auswirkungen auf meine Umgebung zu haben. Das Glas unter mir bekam Risse. Schnell sprang ich auf und versuchte, den Rissen auszuweichen. Doch dann brach das Glas unter mir und ich fiel in die Tiefe.
Ein weicher Sandboden fing mich auf. Ich stand auf und befand mich in einer unendlichen Steppe.
Vor mir fand die letzte Schlacht statt. Ich erkannte meine Leute, die sich mühsam gegen die Armeen von Xetras wehrten.
Doch dann gewannen sie die Oberhand. Sie schienen sich zu verwandeln und wurden alle zu der selben Person.
Jake taucht hinter mir auf.
„Du hast es versprochen."

Ich schlug die Augen auf. Es war früh am Morgen, die Vögel waren gerade wach geworden.
Dieser Traum hatte meine Idee bestätigt.
Langsam stand ich auf und zog mich um. Danach machte ich mich auf zum Frühstück.
Als ich im Speisesaal ankam, kam mir der Duft von frisch gebackenen Brötchen und saftigen Beerensaft entgegen.
Außer mir war niemand da. Doch die Köche hatten anscheinend schon aufgetischt, wofür sich mein Magen sehr bedankte.

Nach dem Essen ging ich zum Raum, in dem ich mich gestern mit dem Rat getroffen hatte. Es waren bereits alle anwesend und diskutierten stark, bis sie mich bemerkten.
„Meine Königin! Wie schön, dass sie so früh auf sind! Haben sie die Vögel geweckt?" fragte Sir Lorten heiter, als gäbe es nicht zu beklagen.
„Nein, eigentlich war es ein schlechter Traum. Aber wenigstens weiß ich jetzt, was wir machen. Sir Lorten, könnten sie für mich den Brief schreiben? Sie kennen sich aus mit so... Sachen."
Er nickte und setzte sich wieder, da er sich zu meiner Begrüßung erhoben hatte.
Ich begann zu reden.
„Wir werden die letzte Schalcht führen. Bei dem Ort stimme ich zu. Der Tag soll in zehn Tagen sein. Und die Anzahl der Armee..."
Alle sahen mich fragend an.
„Er darf höchstens eine halbe Einheit einsetzten."
Jetzt starrten mich alle entsetzt an.
„Aber Königin Asena! Er hat doch ausdrücklich in seinem Brief erwähnt, dass er nicht unter eine Einheit gehen wird!" meinte ein Mann aus dem Rat.
„Ja, und wir müssen seinen Forderungen nachgehen." erklärte Sir Lorten.
„Vielleicht ändert er ja seine Meinung, wenn wir anbieten, weniger Leute als er einzusetzen."
Im Raum wurde es still.
„Das würde wahrscheinlich gehen. So würden wir es schaffen, dass er möglichst wenig Leute einsetzt. Die Stärke seiner Armee liegt in der Anzahl. Es könnte klappen!" meinte Lilian begeistert.
„Königin Asena, sie sind genial!"
Sir Lorten stimmte dem zu und verfasste den Brief. Es war eine seltsame Situation, nur da zu sitzen und ihm zuzusehen.
„Jetzt müsste ich noch schreiben, wie viele Soldaten sie einsetzten wollen." meinte Sir Lorten.
Ich atmete tief ein.
Gleich gab es kein Zurück mehr.
„Einen. Oder besser gesagt Eine. Ich werde alleine gegen Xetras antreten."

Throne of ArîsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt