[Kapitel 18]

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Eren's P.O.V


Die Luft staute sich in meinen Lungen wie massives Wasser vor einem risiegen Damm an, aber ohne, dass ich das Gefühl hatte die Luft wieder aus atmen zu können. Das Zittern meines Körpers reichte bis in meine Fingerspitzen hin und brachte meine Blutadern zum Vorschein. Tränen sammelten sich langsam in meinen Augen und schlichen lautlos meine Wangen runter, so wie der Falter, der auf einen Dornenstrauch mit seinen schwarz-roten Flügeln langsam hin und her schwankte.

Der Wind streifte sanft meine Haut und das gedämpfte Pfeifen des Windzuges erklang in Harmonie mit der raus drehenden Schraube in der Wand.

Das silber glänzende Messer fiel aus meiner zitternden Hand und mit einem dumpfen Aufprall landete es auf den Grass bedeckten Boden. Ich hustete rau und griff an meine Seitentasche von meiner Hose- ich fühlte wie mein Blut in meinen Adern stehen blieb. Mein Cortison Spray, ich hatte es nicht mitgenommen.

Mir wurde schlecht, meine Fingerspitzen wurden bläulich und das letzte was ich hörte waren die gierigen tierartigen Geräusche, die von den Erkrankten kamen und das klirren von einer fallenden Schraube.

-

Ich hörte ein schrillendes piepen was sich immer weiter entfernte bis es zu leise murmelnde Stimmen wurde. Das Flüstern bildete sich zu einem unverständliches lautes reden. Ich
öffnete langsam meine Augen und meine Augenlider fühlten sich schwerer an als Tonnen schwere Autos. Sonnenlicht schien durch den kleinen Spalt der Gardinen rein und feine Staubkörner schwebten im Licht umher. Mein Kopf dröhnte und mir erschien alles zehn mal heller.

Aufeinmal verstummten die Stimmen und ich sah nur ein leicht verschwommenes Bild einer Frau mit dunklen Haaren, die zusammen gebunden waren. Sie kam näher und sprach nun auf mich ein.

,,Eren? Kannst du mich hören?" Ich nickte leicht um es zu bestätigen.

Sie leuchtete in meine Augen mit einer kleinen Taschenlampe. ,,Kannst du bitte dem Licht nur mit deinen Augen folgen."

Ich sah die Lampe an und sie bewegte es von links nach rechts und wieder zurück. Hanji machte die Taschenlampe aus und nahm meine beiden Hände in ihre. ,,Drücke bitte meine Hände so fest du kannst."

Und genau so wie sie aufgefordert hatte drückte ich zu. ,,Kannst du dich erinnern was passiert ist?"

Ich dachte kurz nach und antwortete mit einer rauen Stimme. ,,Ich... hatte Patrouille und-" Ich machte eine kurze Pause. ,,Ich hatte wieder einen Anfall..." sagte ich nachdenklich. Hanji Zoe nickte. ,,Alles klar, keine Neurologischen Auffälligkeiten."

Auf einmal bemerkte ich noch jemanden der im Raum stand. Er stand rührungslos an der hinteren Wand angelehnt und hatte seine Arme ineinander verkreuzt. Einpaar schwarze Haarsträhnen hingegen vor seinen Augen und sein blick war so scharf wie tausend Messerklingen. Er sah fasst schon wie ein Auftragskiller aus.

Doch jetzt zog die Ärztin wieder meine Aufmerksamkeit auf sich mit einer sanften Berührung an meinem Arm. ,,Okay Eren, ich muss jetzt nach weiteren Patienten sehen und du ,mein lieber, Erhol dich und überanstreng dich nicht." Sagte sie fast schon warnend. ,,Sag bescheid, falls was ist." Fügte sie noch hinzu und lächelte leicht.

Schon verschwand sie durch die Tür und mein Blick viel wieder auf diesen Levi. Gruselig, dieser Typ. Es war für ein Augenblick still und nur das gleichmäßige piepen des Monitors füllte den Raum. Wäre da nicht dieser eiserne Geruch könnte man denken, man sei wirklich in einem Krankenzimmer gewesen. Nach ein paar Sekunden schien es als würde er nun was sagen wollen.

,,Pass das Nächste mal besser auf, ich werde nicht wie ein scheiß Babysitter auf dich aufpassen." Meinte er nur schroff und stieß sich von der Wand ab um gleich danach zu gehen. Ich war nun allein im Raum und sah noch in Richtung Tür, die gerade zugefallen ist. Was meinte er damit? Könnte es sein, dass er mich hier her gebracht hat? Aber das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Ich beobachtete über den Tag verteilt wie die Sonne mit jeder Stunde weiter in Richtung Horizont sank und wie sich die Farbe des Himmels langsam verfärbte. Auch das Krankenzimmer war nun im goldenem Licht der Abendsonne getaucht und ich dachte wieder an das was passiert war.

Es waren nur kleine Bruchstücke die aufblitzten und die wieder verschwanden. Meine Erinnerungen vermischten sich immer wieder, so dass ich zu keinen Entschluss kommen konnte. Ich gab es auf mich zu erinnern, seufzte laut und blickte an die Decke über mir. Wieso würde dieser Levi mich da rausgeholt haben sollen? Ich meine, es wäre viel glaubwürdiger wenn er meinen bewusstlosen Körper den Erkrankten zum fraß vorgeworfen hätte. Und so wie der aussieht hätte er noch versucht mich aufzuwecken, damit ich schön alles mitbekommen würde.

Ein ein Klopfen an der Tür unterbrach mein Gedankenfluss. Es war Armin der mit seinen Krücken reingehumpelt kam. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen und sah mich mitfühlend an. ,,Hey..." sagte er leise.

Er erzählte mir wo er den ganzen Tag war und wieso er nicht bei der Patrouille mit geholfen hatte. Sasha und Mikasa hatten seine Hilfe bei der Reparatur von den Agrargeräten gebraucht, da er einer der einzigen war der etwas von Elektronik und Technik verstand. Ich nahm es ihm nicht übel, im Gegenteil, ich war um ehrlich zu sein froh, dass er sich nicht überanstrengt hatte, so wie er es sonst immer tut.

Diese Situation erinnerte mich an das Schutzzentrum, nur dass wir dieses Mal die Rollen getauscht haben. Später merkten wir nicht einmal wie spät es geworden war und er verabschiedete sich von mir und sagte, dass er morgen früh wieder kommt.

Die finstere Nacht brach ein und es war im ganzen Gebäude still gewesen. Das ich hier sogar über Nacht bleiben musste war ziemlich übertrieben von Hanji Zoe, auch wenn sie es nur gut meinte. Ich versuchte immer wieder gezwungenermaßen meine Augen zuschließen, aber ich konnte nicht einschlafen. Nach Minuten des hin und her wälzen im Bett, öffnete ich meine Augen genervt und richtete mich im Bett auf. Es ist gut eine Stunde vergangen und ich entschied mich aufzustehen.

Ich ging zur Tür und öffnete sie ganz leise nur ein Spalt breit.  Ein Schleier eiserner und klarer Fabrik Luft kam mir entgegen und ich trat auf den Flur hinaus. Es war so ruhig gewesen, weswegen man nur leise den Wind heulen hören konnte. Ich hatte nichts besseres zu tun also ging ich mir die Beine vertreten, aber falls Hanji mich sehen sollte würde sie Hackfleisch aus mir machen.

Den leeren breiten Gang entlang gehend hörte ich auf einmal ganz leises Geflüster. Ich war mir nicht einmal sicher ob es doch der Wind gewesen war, der durch die kleinen Rillen durch wehte. Aber je länger ich weiter ging desto verständlicher war das Wispern.

Durch eine schwere rostige Metall Tür, die man zur Seite aufschieben musste, leuchtete orangenes gedämpftes Kerzenlicht und ich wurde immer vorsichtiger und leiser beim gehen.

,, ...es wird Panik ausbrechen wenn..."

 
,,...die Hauptsache ist..."

Ich verstand nur Bruchstücke der Sätze und es war definitiv mehr als eine Person in diesem Raum.
,,...weißt du ob..."

Die Neugier übernahm Kontrolle über mein Handeln und die Tatsache, dass es sich total geheim anhörte spornte mich an noch näher an die kalte Tür zu gehen bis ich vor Schock innehielt.
Alle Adern meines Körpers zogen sich zusammen und vor Ungläublichkeit zog ich scharf die Luft ein.

...

Burning Love [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now