Kapitel 11

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"Ich kann das immernoch nicht glauben. Weißt du wie viele es versucht haben und du hast einfach den größten Schwarm auf dieser Schule geküsst?", sagte Olivia und setzte sich fassungslos auf mein Bett. Sie konnte es immernoch nicht glauben.

"Alle profitieren davon.", sagte ich und legte den letzten Pullover in meinen Koffer. Beth gab mir die Schachtel mit meinem Geschenk aufs Bett. Sie wollte nicht, dass ich es vergesse. Soviel lag ihr daran.

"Wie war es Caleb zu küssen? Küsst er gut?", fragte Fiona und setzte sich falsch herum auf ein Stuhl, den sie an mein Bett stellte. Beth holte sich auch einen Stuhl und wollte wohl genauso alle Informationen bekommen. Als ich zu Olivia sah, schaute sie genauso neugierig aus. Ich kam aus der Sache nicht mehr heraus, weswegen ich mich auf mein Bett setzte und antwortete.

"Ich habe nicht wirklich darauf geachtet, immerhin wollte ich es nicht mal, aber es war ganz okay. Es war nicht Calebs erstes Mal, aber viel Erfahrung hatte er nicht. Es gibt bessere und schlechtere.", sagte ich und machte meine Koffer zu. Ich schaute durchs Zimmer und ging sicher, dass ich alles hatte.

"Ich müsste glaub ich alles haben.", sagte ich und schaute im gleichen Moment wie die anderen zur Tür, als es kurz klopfte. Ich war der festen Überzeugung, dass es Miss Kingston sein muss, weswegen ich lächelnd die Tür öffnete und sie weiter anlächelte, als sie mich etwas kritisch ansah.

"Soll ich direkt meine Sachen mitnehmen?", fragte ich und schaute kurz ins Zimmer. Das Lächeln der drei verschwand, als sich wohl auch der Gesichtsausdruck von Miss Kingston änderte. Als ich mich wieder umdrehte, schaute sie mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Mitleid an. Was passierte gerade?

"Guten Morgen Mädels. Louisa, du müsstest mal mit mir mitkommen. Ein Anruf wartet auf dich in meimen Büro."

*

Mir machte es nichts aus wenn Blicke auf mir lagen, aber die Blicke an diesen Morgen waren andere. Vielleicht war es einfach die Ungewissheit, die bei mir dieses Gefühl auslöste. Miss Kingston und Ich bogen um die Ecke ab und sahen Caleb der vor uns lief. Als er das Geräusch von hochhackigen Schuhen sah, drehte er sich um und lächelte uns als seinen ersten Instinkt an. Der Blick seiner Mutter änderte die Stimmung bei ihm komplett.

"Alles gut?", fragte er mich etwas besorgt, aber er bekam nur mein Schulterzucken als Antwort, immerhin wusste ich genauso wenig was gerade vor sich ging. Caleb blieb stehen und unsere Blicke trafen sich ein letztes Mal, bevor Miss Kingston die Tür ihres Büros schloss.

Obwohl ich noch nicht wusste was mich erwartete, war die Stimmung im Büro sehr kalt und angespannt. Das Telefon lag offen auf ihren Schreibtisch und sie drückte es mir direkt in die Hand. Ich schaute sie etwas komisch an und machte es langsam an mein Ohr.

"Hallo?", fragte ich vorsichtig und hatte mein Blick durchgehend zu Miss Kingston gerichtet. Ihr Gesicht sagte mir nichts gutes. Die Angst und die Sorgen stiegen in mir auf.

"Louisa Harrison? Hier ist Doktor Lombardi. Weißt du noch wer ich bin?"

Wie könnte ich diesen Namen je wieder vergessen? Egal ob es traurige oder glückliche Errinerungen waren. Dieser Name wird mich bis an mein Lebensende verfolgen.

"Ist was mit meinem Vater?", fragte ich sie direkt und merkte wie ich langsam zitterte. Bevor das Telefon auf dem Boden fiel, nahm Miss Kingston es mir aus der Hand und hielt es mir ans Ohr.

"Dein Vater kam heute früh zu uns ins Krankenhaus. Er hat sich selber eingeliefert. Ich will dir die Details ersparen. Ich habe schon mit deiner Direktorin gesprochen. Dir steht es frei ob du kommen willst oder nicht. Ihm geht es den Umständen gut.", sagte sie, aber verlor mich schon bei ihren zweiten Satz. Es ist wieder passiert. Er hat einen Rückschlag.

*

Die Stille im Büro hielt schon für einige Minuten an. Ich schaute aus dem Fenster und versuchte nicht gleich wieder los zu weinen. Miss Kingston muss schon ganz verstört von dieser Seite von mir sein. Sie bekam sonst immer nur die provokante und ironische Seite von mir zu spüren, aber diese empfindliche Seite war nur selten zu sehen.

"Er wird es schaffen. Er hat es davor auch geschafft.", sagte Miss Kingston und lenkte meinen Blick auf sie. Sie hatte recht. Immerhin kannte sie ihn genauso. Wieso bekam ich das Gefühl aber nicht los, dass ich schuld war?

"Ich bin daran schuld. Ich habe ihn viel zu sehr gestresst und dass er mich hier her geschickt hat, war genauso schwer für ihn. Ich hab es wieder ausgelöst.", sagte ich und merkte wie die Tränen wieder langsam in meine Augen stiegen. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sah. Erst recht nicht Miss Kingston.

"Louisa du bist nicht daran schuld. Sowas hat immer verschiedene Gründe, aber du bist keiner davon. Ich kann es dir versichern. Ich kenne deinen Vater lang genug um zu wissen, dass du ihn zu wichtig bist.", sagte sie und schaute mich an.

Ich wischte mir kurz durch mein Gesicht und dachte an ihre Worte. Es war der perfekte Moment um sie zu fragen woher sie meinen Vater kennt.

"Wie ist das Zustande gekommen? Mit meinem Vater?", fragte ich sie und brachte sie kurz zum lächeln, bevor sie auf meine Frage antwortete.
"Ich kannte deine Mutter. Wir haben zusammen studiert. Daraufhin habe ich dein Vater kennengelernt und wir sind im Kontakt geblieben.", sagte sie und verwirrte mich etwas.

Sie kannte meine Mutter?

"Ich bin immer hier, wenn du was über deiner Mutter erfahren willst. Du solltest dich vielleicht langsam auf dem Weg zurück machen, bevor sich die anderen Sorgen machen."

*

Ich bedankte mich noch kurz bei ihr, bevor ich die Tür hinter mir zu zog. Als ich mich wieder umdrehte, schreckte ich etwas zusammen, als Caleb plötzlich vor mir stand. Hatte er die ganze Zeit etwa gewartet?

"Alles gut bei dir? War es was wegen uns?", fragte er mich und brachte mich dazu mit meinen Augen zu rollen. Nicht alles dreht sich um ihn.

"Die Welt dreht sich nicht nur um dich Caleb.", sagte ich und lief an ihn vorbei. Ich wischte mir kurz unter meine Augen und sah aus meinen Augenwinkel, dass er mir nach lief.

"Was willst du?", fragte ich ihn leicht genervt und drehte mich zu ihn um. Meine patzige Art war gerade wohl etwas ungewohnt, denn er schaute mich leicht verwirrt an.
"Ich mache mir nur etwas Sorgen um dich. Du bist für fast eine Stunde bei meiner Mom drin und dann kommst du verheult heraus.", sagte er und schaute mich besorgt an.

"Du brauchst dir keine Sorgen machen. Lass mich einfach in Ruhe.", sagte ich und lief weiter. Caleb blieb dieses Mal stehen.

Plan Caleb hat nicht geklappt. Ich brauchte einen neuen Plan.

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