Kapitel 4

84 24 71
                                    

" Ist okay! Meine Tante ist auch gestorben, da habe ich bestimmte eine Woche lang geheult", grinste ich. Weinen war okay, es zeigte nicht von Schwäche oder so. Das glaubten leider viele Menschen.

„Hast du nicht mal Hunger?" Laura versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Ich nickte. Wir packte unsere Essen aus und gingen auf die Blumenfelder. Die blühten in allen Farben. Ganz besonders mochte ich die roten Blumen, die hier wirklich in Massen blühten.

Ich fühlte mich frei und atmete die klare Luft ein. Das erdrückenden Gefühl, welches sich seit dem Tag im Krankenaus um meine Brust gelegt hatte, war verschwunden. Im Norden glitzerten die schneebedeckten Berge, der Himmel war fast wolkenlos. Über mir zog ein mir unbekannter Vogel seine Kreise. „Das war wirklich die beste Idee!" Ich rannte zu Laura und umarmte sie noch mal. Einfach so, weil sie meine Schwester war!

Nach der kurzen Pause ging es weiter. Laura fuhr die Nacht durch. Ich träumte von Kopenhagen und meinen Freunden. Was Mama ihnen wohl erzählt hatte? Die Wahrheit? Wohl eher kaum. Ob ich in Hjemme auch Freunde finden würde?


„Linda?!" „Was?" Ich fuhr zusammen. Denn das was ich vor uns sah, raubte mir förmlich den Atem. Vor uns stand ein schwarzes Schloss mit sicher 50 Türmen. Das goldene Licht verstärkte den Impuls eines mächtigen Schlosses. Die rotgelben Bäume schaukelten im Wind, das Internat sah einfach traumhaft schön aus! Ich war von dem Anblick so überwältigt, dass ich glatt vergessen hatte zu atmen. Ich atmete langsam aus und wieder ein.

Es war so groß wie die größte Kirche von Kopenhagen. Und diese war nicht gerade klein!

Eine lange Brücke führte über die Abteile, ich glaubte ich spann. Die Türme waren schneeweiß, Efeu kroch die Wand hinauf, ein großes Tor umrahmte das riesige Grundstück. Wiesen und der Wald gehörten sicher dazu und der wilde Bach neben der Schule auch...

Och, war das hier traumhaft! Ich wollte nie wieder weg von diesem magischen Ort! „Linda, steigst du aus? Ich nehme dein Gepäck!" Ich sprang aus dem Auto und drückte Laura meine Tasche in die Hand.

„Ich geh schon mal vor", rief ich ihr über die Schulter und rannte über das Steinpflaster zu dem Gebäude auf der Anhöhe. Dort angekommen schnaufte ich atemlos und sah mich um. Oha, man sah dass die Erbauerin des Schlosses reich war. Okay nicht reich, sondern steinreich!

„Du musst Linda Schulz sein, oder?" Ein alte Frau mit einem schwarzen Umhang und schwarzem Tuch vor der Nase kam auf mich zu. Sie streckte die Hand aus und ich ergriff sie: "Ja die bin ich! Und.." Da kam auch schon Laura mit meinen Taschen: „Hallo Mrs. Donald!" „Laura, das war lang her. Und das ist nun deine Tochter, genauso schön wie du", meinte die Frau und lächelte mich an.

Okay, man konnte mich schon mal als ihre Tochter erkennen. Ich hatte die gleiche langen, hellbraunen Haare, die gleichen meerblauen Augen und die gleiche Statur. Wir waren sogar fast gleich groß.

Ich sah fragend zu ihr. „Nein, das ist meine Schwester, Linda! Eine lange Geschichte, echt. Erzähl ich dir mal, aber jetzt geht es um sie. Sie muss lernen wie sie umgeht mit ihrer Fähigkeit", widersprach Laura und schob mich vorbei ins Gebäude: "Ich kenne mich ja hier aus!" Wir stiegen eine große Wendeltreppe hinauf in den obersten Stock. „Da sind die Zimmer, ihr schlaft zu dritt". Ich nickte.

Sie zeigte mir noch die Klassenräume im Erdgeschoß, die Küche, die Aufenthaltsräume und die Halle, wo wir wichtige Sachen zu besprechen haben und wo wir auch aßen. „Danke, woher kennst du dich eigentlich so aus?", fragte ich beiläufig.

„Als ich hier ankam, hatte mich Mrs. Donald aufgenommen, sie war wie meine Mutter!" Laura lächelte. Ich grinste vor mich hin:" Danke, für alles! Aber eins muss ich noch wissen: Warum töten wir Menschen?" Das lag mir schon lange auf der Zunge. „Wir..wir töten sie ohne Grund. Ihr Blut macht uns jünger, klar...aber ", verriet sie mir .

„Okay..." Ich war zugegeben ein bisschen geschockt. „Versprich mir dass du nie wieder nach Kopenhagen gehst, verstanden?" Sie nahm mich an den Schultern. „Ja, keine Sorge. Wie sollte ich auch allein von hier zurück finden?", schluckte ich und sah ihr nach, als sie das Schloss verließ und in ihr Auto stieg. Nun war ich allein, wieder mal! Wo fuhr sie überhaupt hin?


Ich schlich den langen dunklen Flur zur Halle entlang. Ich fühlte mich fehl am Platz. Da kam mir ein älterer Schüler mit Umhang und Tuch entgegen. „Hallo, ich bin neu und ähm..." Bevor ich überhaupt zu Ende gesprochen hatte, war er schon an mir vorbeigerauscht. Na toll!

Alle waren sehr freundlich hier, pff! "Doofer Schnösel", knurrte ich finster.

„Hi! Wer bist denn du?" Ein Mädchen stand plötzlich vor mir. Sie trug ebenfalls einen schwarzen Umhang und einen Bogen über der schmalen Schulter. Unter ihrem Wangenknochen befand sich ein Symbol.  Sie besaß auch ein schwarzes Tuch, das sie sich allerdings um das Handgelenk gebunden hatte.

„Achso..ich bin Linda Schulz.. und ähm..neu hier. Und du?", haspelte ich verlegen. Sie war echt unglaublich schön. Ihre rehbraunene Augen musterten mich freundlich, die schwarzen Haare glänzten unter der Kapuze hervor und ihr roter Mund war zu einem Lächeln verzogen. Wie Schneewittchen, fiel mir ein.

„Aha, die Neue. Mr. Phantom hat es schon gesagt. Ich bin Zoe Wely!" Zoe sah mich an:" Komm du musst was essen!" Ich rannte hinter ihr her und überlegte, ob ich echt so dünn war?! Sie zog mich durch die Flure und ich war mir schon sicher, dass wir uns verlaufen hatten.

Doch da stieß Zoe eine Tür auf und vor uns saßen unzählige Kinder auf Bänken und aßen. Jetzt sahen sie mir alle entgegen. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen! Hatte ich schon damals in Oldenburg gehasst und hier noch mehr. „Das ist Linda, Leute", meinte Zoe und zog mich zu einem freien Platz.

Ich ließ mich neben ein Mädchen nieder: "Hi!" Es erwiderte nichts, sondern löffelte nur gierig ihre Suppe. Okay, die war unübersehbar eine von den Überheblichen! Ich unterhielt mich mit Zoe und einem Jungen namens Josh. Josh und Zoe besuchten Hjemme schon seid fünf Jahren.

„Dann müsst ihr schon voll gut sein", war ich begeistert. „Ja, kann man so sagen", meinte Zoe. „Ich habe es erst vor ein paar Tagen rausgefunden..."Meine Stimme war nur mehr ein Flüstern.


Hey!

Ein neues Kapitel, wie findet ihr es?

Seit ihr schon gespannt, wie es weitergeht?

Firewolf - GetarntWhere stories live. Discover now