Kapitel 12

13 5 6
                                    

Doch ich bekam es fast nicht mit. Es war nur ein kleiner Picks, so in etwa als ob man von einer Mücke gestochen würde.

 Josh, Zoe, ich und das Mädchen mit den dunklen Augen, dass Meredith hieß, teilten uns in eine Gruppe ein. Neugierig durchstreiften wir die Läden. Mich störten der Umhang und das Tuch wirklich sehr. Wenigstens durfte man noch ein T-Shirt und eine Jeans tragen. Das hatte ich auch an meiner alten Schule gemocht. Man brauchte keine Uniform.

„Schade, dass wir nicht öfter herkommen. Ich möchte irgendwie schon hier leben, ihr nicht?", sagte Meredith unvermittelt und ließ ihre Finger auf einer Buche verweilen.  Sie war alt und strotzte nur so vor Kraft.

„Ja, schon! Oh, erste Probe! Ein Mensch auf 12 Uhr", sagte Zoe und sofort versteiften wir uns. Ein unsichtbares Seil zog mich auf den Jungen zu. Hilfesuchend sah ich zu Meredith, die auch dagegen ankämpfte.

Ich wagte es, ihm in die Augen zu sehen und schon war das Seil weg. Seine rehbraunen Augen musterten mich interessiert. Sie glänzten wie Karamell. Ich atmete hörbar aus und hielt Meredith am Arm fest.

Es funktionierte. „Hi, seid ihr neu?", wollte er unschuldig wissen. Wenn er dies wusste, dass er fast tot gewesen wäre...

„Ja, wir sind von der Schule hoch im Norden", antwortete Josh für mich. "Ah, cool! Ja, da will ich auch hin! Meine Schwester ist auch dort, sie heißt Bea. Kennt ihr sie? Sie ist 15 Jahre?!" „Ja, die kennen wir", fiel mir ein und ging weiter, nicht dass sie auf die Idee kamen ihm etwas anzutun. Unmöglich!

„Danke, man! Ich dachte mir passiert so was nicht", raunte Zoe mir zu. „Bitte". Ich war in meinen Gedanken ganz woanders und sprach sie laut aus: „Warum ist seine Schwester eine Feuerwölfin und er nicht? Kann dass sein?" Zoe, die sonst alles wusste, schwieg. „Das ist nicht wahr. Es kann nicht seine echte Schwester sein", meinte Meredith dann. "Wirklich nicht?", hakte ich nach. Nun schüttelte auch Josh den Kopf: "Wirklich nicht!"

                                                                    ~ ~

Wir saßen auf dem Brunnenrand und unterhielten uns, da ertönte ein Schrei. Er war qualvoll und lange.

Ich sprang auf und rannte los. Was ich in einer Seitengasse sah, raubte mir den Atem. Um einen Mann versammelt standen Ariadne und viele andere. Der Mann war blutüberströmt und tot. Das sah man auf den ersten Blick. Sein Körper hatte viele Wunden und sein Gesicht war weg, besser gesagt der ganze Kopf. Der lag neben ihm.

„Liebe Schüler, macht dass ihr wegkommt! Mrs. Stevens wird euch begleiten, los!" Ich bekam Panik und lief mit dem Strom in Richtung Berge. Was war hier passiert? Warum war es jemanden gelungen, den Mann hier umzubringen? Hat es nicht geheißen, der Chip würde schnell reagieren?

Mein Kopf ratterte, mir wurde heiß und kalt zugleich. Gleich waren wir wieder am Tor, das ja eigentlich ein Fels war. Es war nicht mehr offen, doch Mrs. Stevens klopfte bereits wieder.

„Wo ist Ariadne?", fragte die Freundin von ihr. Stimmt, wo war sie? Ich hate sie gar nicht mehr gesehen. Doch die anderen hörten nicht und gingen durch das nun geöffnete Tor. Selbst ihre Freundin!

Ich überlegte. Ariadne war nie nett zu mir gewesen, aber hier ging es vielleicht um Leben und Tod? Schließlich machte ich kehrt und ging zurück in den Latschenwald, aus dem wir gekommen waren.

Ich war heiser. Wo war Ariadne bloß? „ Ariadne!", schrie ich nocheimal und stolperte über eine Wurzel. Sie riss an meinem Bein und ich zischte böse.

„Hier!"Eine leise Stimme erklang und ich machte mich sofort auf in diese Richtung. Dort lag Ariadne mit verdrehtem Fuß, sie hatte sich übergeben. „Linda, du? Wo sind die anderen?" Sie reckte den Kopf. „Ich bin allein hier, die anderen sind vermutlich schon wieder in Hjemme, aber egal! Was tut dir denn weh?" Ich vermutete, dass ihr Knöchel gebrochen ist und stütze sie auf dem Weg.

„Da! Da sind zwei von der Mördertruppe!" Erschrocken drehte ich mich um und sah zwei Männer, die auf Pferden hinter uns herritten. Sie heilten Waffen in der Hand, die Mähnen der schönen Reittiere flatterten im Wind. Sie hatten den Toten wohl entdeckt.

„Los, renn Linda! Lass mich hier allein", bat Ariadne und versuchte sich aus meinen Armen zu befrein. Nein! Den ganzen Weg vom Wald bis hierher hatte sie nur bitter geschwiegen, aber nun war sie bereit sich zu opfern damit ich entkommen konnte?

Ehe ich es mir überlegen konnte, war einer der Männer schon abgestiegen und hielt mich an der Kapuze fest, die mir über den Kopf rutschte. Wir wehrten uns mit allen Mitteln, aber sie waren einfach zu stark! Der Mann, der mich festhielt, lachte grausam.

„Ihr kommt schön mit, euch wird man im Dorf verhaften", bellte der Dünnere. Er hatte einen Schnurrbart und weißblonde Haare, die hatten die Norweger gerne, fiel mir auf. Das glaubte aber auch nur er!

Mit einem geziehlten Tritt auf den Fuß befreite ich mich und rannte weg, um mich von dem Seilen zu befreien, die er mir um die Hände bebunden hatte. Es gelang mir schließlich ja auch. „Scheiße, Ariadne!" Ich hatte sie glatt vergessen.

Angst kroch in mir hoch. „Schnapp dir die andere, ich nehme die hier mit". Ich hörte laute Stimmen und presste mich noch enger in den Busch, doch schon hatten sie mich erwischt! Der Dünne riss mich an meinen Haaren nach oben, ich wimmerte. Er riss mir fast die Haare aus, so fest hielt er mich.

„Lasst Linda gehen!" Ariadnes Stimme drang in mein Ohren. Wie nett von ihr! Die Männer lachten los: „Ja, klar!" „Ich meine es ernst", fauchte sie und öffnete ihre geballten Hände leicht. Ich ahnte was kommen würde und duckte mich.Ich spürte ihre Macht als leichtes Vibrieren in der Luft. Ich hatte nicht übertrieben. Ariadnes Magie schoss aus ihr heraus wie ein Wasserstrahl! Das Wasser traf uns mit voller Wucht, ich wurde weggeschleudert. Die Männer wurden ertränkt, sie hatten keine Chance.

„Linda! Oh, ich dachte das wird unsere letzte Stunde". Ariadne kam zu mir gehumpelt. „Ja, aber wow! Seid wann kannst du dass?" Sie wurde rot: „ Wusste ich auch nicht! Aber wenn man Todesangst hat, macht man andere Dinge.. Komm, sie vermissen uns sicher schon". Das gab mir zudenken und ich war es, die auf dem Weg nach Hjemme schwieg.

Ich hatte mir eine Platzwunde an der Schläfe geholt, aber sie war nicht der Rede Wert. Das Tor passierten wir ohne Probleme. Ich hatte mir den Rhythmus gemerkt. Aber von dem Trommeln taten mir die Fingerknöchel weh, aber das sagte ich natürlich nicht laut.

Endlich-Hjemme kam in Sicht. Vor lauter Glück bekam ich weiche Knie! „Da kommen sie", machte mich Ari auf Laura und die Wächter aufmerksam. „Linda! Ariadne!" Meine Schwester war sichtlich glücklich uns in einem Stück zu sehen.

Firewolf - GetarntWhere stories live. Discover now