Kapitel 18

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Ich grinste: „Wenn ich mal eine Wächterin bin, dann nicht mehr!" Wir lachten. "Du, eine Wächterin? Hast du es dir denn genau überlegt?" Roy strahlte mich an. "Ja, klar. Ich muss zwar noch über ein Jahr warten, aber es läuft mir nicht davon, oder?", grinste ich.

„Lasst uns zurückfliegen", meinte Aysima dann. „Ich möchte nicht, dass wir gleich schlecht dastehen und Mr Phantom einen Kollaps bekommt, weil wir nicht kommen!" „Okay, ich fliege mit Laura zurück.." Ich stockte. Meine Schwester hatte ich ja komplett vergessen.

Ich drehte mich um und mein Magen rebellierte. Meine Schwester lag am Boden, ein Pfeil steckte in ihrer Brust. Eine Lache hatte sich unter ihr gebildet, sie war kirschrot. „Laura", flüsterte ich erstickt und rannte stolpernd zu ihr. Roy und die anderen begriffen es erst jetzt und waren starr vor Entsetzen.

Nur Roy folgte mir und hielt mich fest. „Lass mich los", bat ich, schon längst waren meine Wangen nass. Wer hatte dies getan? „Linda, ich bin Schuld an allem!". Er sah mich dabei nicht an. „Ach Unsinn!" Ich befreite mich aus seinem Griff und ließ mich neben ihr nieder. Es brach mir das Herz, nein, es zersplitterte meine Seele.

Meine Schwester kämpfte um ihr Leben! Ich legte meine ausgestreckte Hand auf ihren Brustkorb. Er hob und senkte sie leicht, schon mal ein gutes Zeichen. Ich atmete tief durch.

„Ich habe den Pfeil geschossen", wisperte Roy leise und zeigte auf ein Pfeil, wo ein R eingeritzt war. „Das war mein Lieblingspfeil". Ich brauchte einen Moment um zu begreifen, dann war ich nicht mehr aufzuhalten: „Du hast sie umgebracht! Wie konnest du nur! Das mit uns ist aus, verzieh dich! Ich hasse dich mehr als alles andere!" Meine Wut gab mir neue Energie und ich zog meine Bogen. „Linda.." Ich wusste, dass ich es bereuen würde.

„Nein!" Ich schoss, verfehlte jedoch, gab aber nicht auf! Es wurde ein Duell, Roy hatte zwar sein Schwert gezogen und kam bedrohlich nahe an mich heran, würde mich aber niemals töten, nicht so wie ich! In meiner Wut und Trauer tat ich Dinge, die ich bei klarem Verstand nie geatn hätte. Ich wollte ihn töten, wollte ihn genauso leiden lassen wie er Laura.

"Hört auf, man, Linda! Er hat es nicht mit Absicht getan, okay?" schrie Zoe. Sie hatte ebnfalls ihre Waffe gezogen und ihr verzweifelter Blick huschte zwischen uns hin und her. "Hört auf Linda, bitte!" Olivia schüttelte den Kopf, doch ich ging nicht auf ihre Einwände ein.

Roys Klinge schnitt mir ins Bein, ich fiel auf die Erde. Es tat weh, aber nicht so sehr wie mein Herz. Es blutete. „Roy!" Die Schreie der anderen kamen näher, doch ich wollte jetzt einfach nur mehr sterben. Wenn Laura starb, wollte ich das auch. So einfach war das.

„Was ist hier los?" Mr Phantom, Mrs Stevens und Mrs Donald kamen an. „Laura wurde getroffen", piepste Olivia: „Wir haben hier gegen die Dämonen gekämpft und Roy hat sie erschossen!" Ich schloss meine Augen, alles wurde dumpf wie Watte. "Hey.." Mrs Stevens ließ sich neben mir nieder, aber ich driftete ab.

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Laura hatte nur mit Mühe überlebt und lag nun auf der Krankenstation im Palast. Gute Ärzte kümmerten sich um sie. Das hatte mir zumindest Ari gesagt. Ich starrte an die Decke. Zoe und Ari waren wie alle anderen Schüler beim Magiertraining und hatten Spaß.

Der Kampf, der mittlerweile schon vier Tage zurücklag, hatte einiges bewirkt. Nun gab es das Magietraining für Fortgeschrittene. Jeder hatte endeckt, dass man die Elemente stark beeinflussen kann. Also z.B Stürme heraufbeschwören oder Feuerbälle abschicken. Sie übten nun Wasser zu spalten, den Wind zu beeinflussen, Feuerbälle zu modelieren und Erdbeben zu verursachen. Die ganzen Lehrer waren begeister von der neuen Entdeckung gewesen. Es war viel besser als vor dem Kampf, doch für mich nicht.

Tja, mein Ex-Freund hätte ja um ein Haar meine Schwester ermordet. Er wurde nicht von den Wächtern ausgeschlossen, so wie ich es mir gewünscht hatte. Es ging als ein Unfall durch. Roy kam aber jeden Tag zu mir.

Ich sah ihn aber nicht an, dann ging er nach einer Stunde wieder. Da ging wie aufs Stichwort die Tür auf und ich wollte mich schon unter der Bettdecke vergraben, doch da erkannte ich Mrs East, die immer mal wieder bei mir nach dem Rechten sah und auch Rius und Aduel versorgte. Mein Fuchs war zwar die meiste Zeit bei Zoe, aber wenn sie schlief oder so versorgte sie ihn.

„Hi!" Ich lächelte ihr entgegen. Sie ließ sich auf meiner Bettkante nieder: „Du weißt, du kannst dich nicht ewig hier verstecken?!" Ich nickte stumm: „Wie geht's Mrs Donald?" Mrs Donald hatte einen Herzinfarkt erlitten, als sie das mit Laura sah. War auch kein Wunder gewesen, hätte ich auch!

Sie ist von uns gegangen, zwei Stunden zuvor!" Mrs. East rieb sich über die Schläfen: „Man Linda! Ich bin hier um dich aus diesem Loch zu befreien." „Ich will nicht befreit werden", gab ich knapp zurück und stand auf. „Kann man Laura jetzt besuchen?"

Sie schüttelte den Kopf und ich ließ den Kopf hängen. „Roy braucht dich", begann sie dann unvermittelt und sah mir in die Augen. „Wir alle brauchen dich hier. Sieh an, du hast entdeckt, dass wir alle die Elemete in uns haben und nutzen können". „Roy hat Laura fast ermordet, und da soll ich ihm vergeben?" Ich schrie schon fast vor Wut. Mrs East hob die Hände: „Es ist an der Zeit, aber denke selbst! Es war ein Unfall, er wollte es sicher nicht so. Ich will nur, dass du mich auf einen Flug begleitest, hast du Lust?"

Lust? Auf was hatte ich bitteschön Lust? Aber da sie sich so viel Mühe gab, willigte ich ein: „Fünf Minuten". Ich zog mir meinen Pullover, die weiße Hose und den Umhang an. Dann blieb ich vor dem Spiegel stehen. Alle hatten recht. Ich musste weiterleben und Roy vergeben. Er hatte es ja schließlich nicht mit Absicht getan, doch dies war leichter gesagt als getan.

„Wow, siehst ja wieder fit aus". Auf dem Hof des Palastes erwartete mich Mrs. East. „Danke." Ich hatte mich noch schnell gewaschen und mir meine Haare hochgesteckt, damit ich wieder normal aussah und nicht wie eine Hülle meines Körpers.

Wir hoben ab und ich fühlte mich das erstemal nach vier Tagen wieder so wie ich selbst. Ich flog Loopings. Die Sonne schien uns entgegen, als wir an einem See rasteten. Mrs. East kam mir kaum hinterher, so ausgelassen flog ich.

Störche nisteten dort, überhaupt war das ein Ort der Tiere. Vögle machten Landungen im Wasser und ein riesiger Hirsch schritt hervor, um zu trinken.

„Siehst du? Das verpasst du alles..." „Ja, danke Mrs East. Danke, dass Sie mich mitgenommen haben". Ich lehnte mich gegen den alten Stamm einer Rotbuche. Aduel, der unbedingt mitwollte, rollte sich auf meinem Bauch zusammen. Ich fuhr ihm durchs Fell und hielt nach einer Fuchsfamilie Ausschau, damit er auch mal wieder Artgenossen sah.

Doch hier gab es mal keine, was für ein Wunder.

„Huhu!" Ich blickte auf und sah meine Mitschüler, die über mir mit Mr. March flogen. Ari und Zoe kamen zu mir, wir umarmten uns. „Super dass du endlich wieder in der Natur bist!", freute sich Zoe. „Ja! Hast du genug vom Zimmer?" "Ja, habe ich", entgegnete ich.

Ari und Zoe strahlten sich an, okay, das war neu. Was hatte ich bloß alles verpasst? „Könnte ich gleich mit Ihnen mitfliegen?", fragte ich Mr March. Der nickte. „Vergiss den hier aber nicht. So wie ich Mr. March kenne, wird er euch jetzt wohl gleich zu den Gletschern mitnehmen, um dort Schießübungen zu machen!"   

Mrs East zauberte meinen Bogen hervor, den sie heimlich aus meinem Zimmer entwendet hatte.

Firewolf - GetarntWhere stories live. Discover now