Kapitel 73

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Roxanas Sicht

Verkatert stehe ich in meiner Küche und schaue vom Fenster aus auf die Straße. Das Treiben ist relativ groß, ich bin einfach nur fertig und in Gedanken.

Als ich die Küchentür höre, sehe ich hin und bemerke meinen kleineren Bruder. "Lass uns später reden, ich bin gerade am Arsch" schlage ich vor, nippe am Energy und bekomme ein Nicken. "Eine Line Pep oder Koks und das hat sich" denke ich mir, lasse es aber sein. Vielleicht war Ecstasy nicht mein einziger Drogenfreund, allerdings lasse ich davon die Finger. Ich will mir nichts illegales mehr rein pfeffern, nichts was mir meine ganzen Sinne nimmt oder sogar verstärkt. Okay ... Alkohol vielleicht ab und zu, aber es ging mir um illegale Substanzen. Denn das wirkt sich wirklich auf mein Verhalten aus. Und da ich nun eine offene Identität habe, trage ich auch als Roxana Verantwortung in der Social Media Welt.

Entspannt gehe ich auf die Couch, kuschle mich an Asha und schließe die Augen. Eigentlich will ich nicht mit Nathan über die Probleme reden, welche ihn aus der Familie getrieben haben. Allerdings muss ich es tun. Zumal eine Cousine von mir bald heiratet und ich Asha auch nochmal erläutern wollte, wie eine russische Hochzeit abläuft. Das wollte ich eigentlich Nüchtern tun, allerdings will meine Cousine bald eine Antwort haben und mit Nathan wollte ich auch noch reden. Was ich mir alles vorgenommen habe und es dann doch nicht so ganz mache ... zum kotzen.

Alles geklärt und abgesprochen bestätige ich also meiner Cousine, dass ich mit Justin, Nathan und Asha zu ihrer Hochzeit komme. Na das kann ja was werden. So wie ich meine Familie kenne, wird Justin eventuell sogar seinen ersten Vollrausch erleben. Allerdings werde ich verhindern, dass es gegen seinen Willen passiert. Da stelle ich mich gegen meine Familie, das wird sich nicht mehr ändern und das ist auch gut so. Bei mir war es damals so halb gegen meinen Willen, allerdings will ich das einfach verhindern, das habe ich bei Nathan auch schon getan und ich werde es wieder tun. Traditionen hin oder her, unsere Eltern sind beide stark Alkohol abhängig und von daher will ich einfach vermeiden, dass es meine Brüder auch werden könnten. Alkohol wird einfach sehr stark verharmlost, wie oft musste ich schon Schnapsleichen aus der Bar schleppen, sich prügelnde Leute eskortieren oder Krankenwagen sowie Polizei rufen, weil einfach Maßlos übertrieben wurde. Ich musste mir den Umgang mit Alkohol auch selber beibringen, meine Eltern waren immer das perfekte Beispiel, damit aufzupassen. Und als gute große Schwester, passe ich auf meine kleinen Brüder auf, sie sind mein Ein und Alles, nie wird ihnen jemand weh tun. Wenn doch, bekommt die Person, oder die Personen, es mit mir zu tun. Und das will keiner.

"Also, Bruderherz. Was genau ist gestern vorgefallen?" frage ich seufzend und nippe an meinem Energy, er an seiner Cola. "Du weißt ja, dass ich mit Gras was am Hut hatte, mit vielen Männern gevögelt und mir einen Haufen Schulden angeschleppt habe. Die Dealer, bei welchen ich Schulden habe, haben mir gestern gedroht und sind mir gestern in den Park gefolgt, allerdings konnte ich sie irgendwie abhängen. Ich schulde denen das Geld schon lange, aber da ich kein Geld habe, kann ich meine Schulden nicht abbezahlen und ihnen hat es gestern einfach komplett gereicht. Verständlicherweise. Ich kannte keinen anderen Ausweg, als dich anzurufen und um Hilfe zu bitten. Du bist und warst immer mein sicherer Anker und hast mich aus jeder Scheiße rausgeholt. Ja, ich habe riesige Scheiße gebaut und mich alles andere als vernünftig benommen. Aber bitte, bitte hilf mir. Egal wie, bitte hilf mir. Hol mich wieder auf den richtigen Weg und zeig mir das wahre Leben ..." murmelt er und kuschelt sich bereits am Anfang des Gespräches in meine Arme. Natürlich habe ich ihn beschützend und liebevoll in die Arme genommen. Er ist nach wie vor mein kleiner Bruder. "Ich werde dir helfen, versprochen. Ich besorge dir ein Zimmer und einen Mini-Job, damit du anfangen kannst deine Schulden zu begleichen. Ich werde dir bei den Dealern auch helfen, allerdings nicht mit Geld, das regelst du alleine. Morgen gehen wir zusammen zu Jones und ich lehre dich, zu kellnern und wie man hinter der Bar arbeitet, ein Zimmer bekommen wir für dich bestimmt auch bei Jones. Mit den Dealern werde ich ein paar Takte reden und dann warten die geduldig auf jeden Cent von dir. Aber es gibt ein paar Bedingungen. Keine Lügen, keine Abstürze unter der Woche oder vor Arbeitstagen, kein Murren wegen der Schichten, rergelmäßig Kontakt und vorallem: keine Drogen, egal welche. Nichts chemisches, kein Gras, kein garnichts, Verstanden?" erkläre ich und bekomme ein mehr als dankbaren Nicken und wir kuscheln ein wenig weiter. "Wir bringen morgen Justin zur Schule, Asha zur Arbeit und dann fahren wir zusammen zur Bar. Ich telefoniere gleich mit Jones und dann kläre ich das. Danach bringst du mich zu den Dealern und wir erklären denen die Situation. Passt denen was nicht, redet halt meine Faust ein ernstes Wörtchen. Also steh morgen pünktlich auf, wie früher" ordne ich an und bekomme wie ein Nicken. "Gut. Und jetzt genießen wir den Tag" lächle ich und schreibe Asha, dass sie mit Justin wieder ins Wohnzimmer kann. Ich wollte nicht das Justin das ganze mitbekommt und Asha wollte sich mit ihm beschäftigen, von daher konnten Nathan und ich ohne Zeitdruck reden. "Haben wir uns wieder alle lieb?" fragt Justin freudig und springt ebenfalls zu mir. Asha kommt lächelnd dazu und Nathan nickt mit einem erleichterten Lachen. "Wir gucken jetzt einen Film, den ihr euch aussucht, okay? Und ja, wir haben uns alle wieder lieb" grinse ich und bekomme von Justin und Nathan einen Kuss auf die Wange. "Sucht euch einen Film raus, Asha und ich holen Snacks und Getränke" grinse ich und gehe mit Asha in die Küche.

Ashas Sicht 

"Du bist vollkommen übermüdet" sage ich zu Roxana und nehme sie liebevoll in den Arm, sie erwidert die Umarmung und atmet erleichtert auf. Die Sache mit Nathan hat sie vollkommen fertig gemacht und von ihr scheint eine Last abzufallen. "Ich liebe dich, Asha. Danke das du auch in schlechten Zeiten zu mir hältst" murmelt sie gegen meine Stirn und gibt mir einen langen Kuss darauf. "Danke, dass du mich daran teilhaben lässt, das zeigt mir dein Vertrauen" lächle ich und drücke sie fest an mich. "Bereit für Jumanji?" fragt sie lächelnd und holt eine Tüte Chips, Gummitiere und ein paar Softdrinks. "Den Dschungelfilm?" frage ich und bekomme ein Nicken. "Das ist ihr absoluter Lieblingsfilm. Mittlerweile kann ich den auswendig" lacht sie und ich grinse. "Ich kann mit dem Film eindeutig leben" grinse ich und wir gehen zu ihren Brüder, welche sich schon auf die Couch gekuschelt haben, wir kuscheln uns dazu und machen einfach einen Filmenachmittag oder auch Filmeabend.

The Bandit Of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt