Kapitel 23

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Roxanas Sicht

Mit einer verdammt guten Laune betrete ich die Gaybar und sofort sieht Jones mich verwirrt an, welcher Gläser poliert. "Sorry Schätzchen, aber wer bist du und was hast du mit Roxana gemacht?" lacht er und ich grinse nur. "Manchmal läuft man halt Menschen über den Weg, die einen glücklich machen" grinse ich und er nickt zustimmend. "Du sprichst bestimmt von der Kleinen, dessen beste Freundin du in mein Büro gebracht hast. Stimmts?" grinst er mich an und ich verschlucke mich an mir selbst. "Was?!" frage ich und er grinst vielsagend. "Wie du sie angesehen hast, sagt alles. Sie scheint dich glücklich zu machen" lächelt Jones und ich nicke. "Ja, sie tut mir gut ... aber es ist verboten" murmle ich und er sieht mich fragend an. "Weiß sie, wer du bist?" fragt er und ich schüttele den Kopf. "Sie kennt Neo King und sie kennt Roxana. Allerdings kommt sie, bis jetzt, nicht dahinter, dass ich ein und dieselbe Person bin. Sie hat noch keinen Zusammenhang dazwischen gesehen. Was gut ist" gebe ich zu und Jones seufzt resignierend. "Solange sie nicht deine Lehrerin oder sonst wer ist, ist es doch kein Problem?" fragt er und man merkt, dass er mich gerne hat. Ich grinse nur ultra schief und er haut sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Du reitest dich aber auch in die größte Scheiße rein ..." murmelt er und ich nicke zustimmend. "Oh ja" stimme ich zu und er greift in einen unteren Schrank, nimmt sich zwei Shotgläser und schenkt mir Wodka ein, ehe er mir sie rüber schiebt. "Du sollst dich nicht besaufen, aber die werden dir helfen, um dich von der Kleinen abzulenken. Hier solltest du keine Gedanken haben. Sei nicht Roxana, sondern sei die Kunstfigur, die du erschaffen hast" lächelt Jones und ich nicke, ehe ich die beiden Shotgläser sofort herunter kippe. Alkohol ist alles andere als gut und auch keine Lösung, meine Eltern sind das perfekte Beispiel, aber jetzt vertraue ich auf Jones.

Der letzte Schritt meiner Verwandlung: der Zylinder. Gerade als ich mir diesen aufsetzen will, sehe ich nachdenklich in mein Spiegelbild. Wie sehr schaffe ich es, mich in dieser Kunstfigur zu ändern, dass es Asha nicht bemerkt? Ich bin wer komplett anderes. Anderer Name, anderes Leben, anderes Verhalten. Warum tue ich das? Für Geld. Klar, es macht mir auch riesigen Spaß, aber das ist gerade kurz nebensächlich. Ich verändere mich, um Geld zu verdienen. Ich schminke mich ins unerkennliche, verstelle meine Stimme, überdecke meine Augenfarbe, klebe meine Weiblichkeit zur Seite und stopfe die Boxershorts mit einer Attrape aus. Viele denken, ich wäre ein Mann. Und umso mehr ich darüber nachdenke, fühle ich mich gerade immer unwohler. Ich bin nicht mehr Ich. Ich verkaufe meinen Körper, in vielerlei Hinsicht, für Geld ...

"Fuck ey!" fluche ich auf, haue mit der Faust in den Spiegel und dieser bricht unter der Wucht in tausende Scherben. Sollen Scherben nicht Glück bringen? Achja ... wenn ein Spiegel bricht gibt es 7 Jahre Pech oder sowas. Na danke, wenn so ein Scheiß stimmen sollte, bin ich am Arsch! "Was ist hier los?!" fragt Jones sofort als er rein kommt und sieht auf meine blutende Hand. "Die Phase?" fragt er vorsichtig und nicke, ehe ich wie hypnotisiert auf meine Hand starre. Es ist mein Blut, was da fließt. Nicht Neo Kings. Neo King ist eine erfundene Figur, die ich verkörpere. Nicht mehr und nicht weniger. "Komm, wir gehen ins Büro und ich sehe mir deine Hand an. Abmarsch!" sagt er väterlich und ich wickle mir ein paar Taschentücher um die Finger, welche Jones mir reicht. Dann lege ich meinen Zylinder drüber und niemand wird ahnen, dass ich gerade einen Wutanfall hatte, der einen Spiegel in Mitleidenschaft gezogen hat.

"Sie tut dir unendlich gut Roxana, wirklich. Das glaubst du jetzt nicht, aber denke Mal nach, wie blind du die letzten 5 Jahre durch die Welt gegangen bist" sagt Jones und ich nicke, mir die Tränen verkneifend. Ich habe ihm alles erzählt, wirklich alles was Asha betrifft. Er hat Recht. Ich habe nur die Arbeit gesehen, habe das Wohl meiner Brüder gesehen und habe alles getan, damit Roxana und Neo zwei verschiedene Personen bleiben. Aber wo bin ich geblieben? Ich habe mich nie um mich gekümmert. Der einzige Ausweg: zum Piercer und Tätowierer rennen, Sport machen. Mehr gab es in den letzten Jahren für mich nicht. Wann war ich das letzte Mal wirklich glücklich, bevor ich bei Asha war? Das weiß ich nicht mehr. Wann habe ich das letzte Mal einen Spiegel zerschlagen? Vor 3 Jahren, bevor ich meine erste Strip-Show hatte. "Tue alles, um sie zu bekommen. Lasse sie nicht mehr los, dass würdest du bereuen. Ja, du bist 21. Aber du bist so viel reifer. Wenn du sie liebst, dann kämpf um sie. Sie ist es Wert, da bin ich mir mehr als sicher" sagt Jones ehrlich und ich nicke niedergeschlagen. "Komm, schmink dich ab. Lass Neo King heute Neo King sein" sagt Jones und streichelt mir über den Rücken. "Aber-" will ich mich direkt widersetzen, allerdings schweige ich sofort bei seinem Blick. "Nein. Sei Roxana, sei wie jeder 21 Jährige Mensch. Sei du. Geh zu Asha, wenn es dich glücklich stimmen sollte. Vögel irgendjemandem das Hirn raus, wenn du dazu Lust hast. Oder besauf dich und hab morgen den übelsten Kater. Aber heute, denkst du an dich. Heute tust du das, was du willst. Heute arbeitest du nicht, heute sind deine Brüder gut aufgehoben und jetzt schmink dich ab, hol dir 2 oder 3 Flaschen von der Bar und hau dir die Birne weg. Sei der Teenager, der du nie sein konntest" grinst mein Chef, der mehr wie ein Vater ist, und ich nicke. Dann verschwinde ich nach hinten, um 2 Stunden Arbeit innerhalb von ... 5 Minuten zunichte zu machen.

Mit 2 Flaschen Wodka und einer Flasche Bacardi gehe ich, nüchtern, durch die Stadt und genieße die Sommerluft. Meine Hand hat Jones grob verbunden, da ich Pflaster hasse. Es ist zwar ein ungewohntes Gefühl, aber es fühlt sich verdammt gut an, durch die Gegend zu streifen. Nathan und Maverick passen auf Justin auf und ich habe endlich wieder Mal Zeit für mich. Als ich mich das nächste Mal für mein Umfeld interessiere, stehe ich vor Ashas Apartmentkomplex. Was macht diese Frau bloß mit mir ...

Ich setze mich gegenüber von Ashas Komplex an die Hauswand, drehe eine Wodkaflasche auf und rieche daran. Jones hat sich nicht Lumpen lassen, um mir guten Wodka zu geben. So schlau wie er ist, hat er das Etikett abgemacht, damit ich mich nicht schlecht fühle wegen der Kosten. Ich nehme einen Schluck und genieße die Wärme, die sich langsam in meinem Magen ausbreitet. Ich werde mich definitiv nicht zur Besinnungslosigkeit saufen, erst recht nicht auf der Straße oder vor Ashas Apartment. Apropros Asha ... diese steht mit, ich glaube, weit aufgerissenen Augen auf ihrem Balkon und sieht zu mir herunter. Hammer ... und ich sitze hier mit 3 Flaschen voll hochprozentigem Alkohol! "Roxana! Was zur Hölle?!" ruft Asha und stürmt in ihr Apartment, mit Sicherheit um hier runter zu rennen. Langsam stehe ich auf, packe die Flaschen und stelle mich hin. Als ich Asha tatsächlich unten an der Tür sehe, renne ich. Denn das, war Mal so überhaupt nicht geplant.

"Roxana, jetzt bleib stehen verdammte Scheiße!" ruft Asha, welche mir schon bis in den Park gefolgt ist. Hier ist zum Glück niemand. Und dann brüllt sie mir auf russisch "Du bleibst jetzt stehen!" zu. Sofort halte ich an und drehe mich zu ihr um. Ich fühle mich den ganzen Abend wie ein geprügelter Hund, aber wenn jemand mich auf russisch anbrüllt, ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Die Schwarzhaarige kommt auf mich zu gejoggt, nimmt wortlos eine der Flaschen selbst, nimmt meine Hand und zieht mich ohne Aufmerksamkeit zu erregen zu ihrem Apartment.

Sie hat gerade die Flaschen auf die Arbeitsplatte der offenen Küche gestellt, als sie mich ansieht. Mitleidig? Ich hoffe nicht, dass ich verheult aussehe. Ich habe nämlich beim Kontaktlinsen raus nehmen mit meinem Finger voll in mein Auge gegrabscht. Das tat weh, unfassbar. Wortlos schiebt mich Asha zum Sofa, ehe sie mich darauf schubst, sich neben mich setzt und ich sie in die Arme nehme. Ich höre auf Jones, ich werde alles versuchen um diese Frau an meiner Seite zu wissen! Zufrieden brummend kuschelt sich Asha an mich und alle negativen Gedanken sind vergessen, ich fühle mich wohl, sicher und frei. Ich kuschle mich ebenfalls mit einem zufriedenem Brummen an Asha heran und genieße einfach nur ihre Nähe.

"Du Roxana?" fragt Asha leise und ich gebe mit einem Grummeln zu verstehen, dass ich Aufmerksam bin. "Wieso hattest du so viel Alkohol dabei?" fragt sie ruhig und ich überlege, wie ich das erklären soll. Zum Glück lässt sie den Verband an meiner Hand, Verband sein. "Habe ich mir einfach so gekauft. Keine Sorge, ich wollte nicht alles auf einmal trinken. Manchmal kann man an meiner Intelligenz gerne zweifeln, aber da bin ich schlau genug" lächel ich und Asha nickt, ehe sie ihren Kopf wieder auf meiner Schulter ablegt. "Gib mir Mal dein Handy" sage ich leise und komplett verwirrt gibt Asha mir ihr entsperrtes Handy. Das ging jetzt leichter als gedacht. Ihre Hintergrundbilder? Mein letzter Post als Neo King ... fuck. Unbeirrt suche ich aber die Kontaktliste raus, speichere mich selbst ein und gebe ihr das ausgeschaltete Handy wieder. Sie legt es einfach neben mich und streicht mit der Hand durch meine Haare. "Wir müssen schlafen" murmelt Asha und ich schüttle den Kopf. "Morgen ist Sonntag" lache ich leise und Asha brummt einfach nur.

Seryy kommt mit etwas Mühe auf das Sofa, klettert auf mir herum und legt sich genau vor Ashas Gesicht auf meine Brust. Ich verstehe Seryy, Brüste sind wirklich bequem. Warm, weich. Was will man mehr? "Seryy, du liegst mit deinem Hintern zu mir, dreh dich um" lacht Asha leise und ich greife nach dem Knäuel, hebe es hoch und drehe es um. "Danke" lächelt Asha und ich nicke nur, ehe ich ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn drücke. Dann sieht sie zu mir auf und wir starren uns in die Augen ...

The Bandit Of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt