Kapitel 68

286 19 0
                                    

Ashas Sicht

Mit meinen Eltern spaziere ich, drei Tage nach Roxanas Eskapade, an ihrem Wohnblock vorbei. "Und hier wohnt deine Angebetete?" schmunzelt mein Vater und ich nicke. Ich hatte erzählt, dass ich erst einmal eine räumliche Trennung brauche. Und beide verstehen es. "Ich habe nur Angst, dass sie denkt, ich würde sie alleine lassen" gebe ich nachdenklich zu und sehe auf den großen Pick-Up, welcher vor dem Block steht. "Warum?" fragt meine Mutter und die Stimmung kippt von entspannt zu angeschlagen. "Weil ich ihre Probleme kenne und bei ihr sein will. Ich kann doch nicht einfach kneifen, sobald es Ansatzweise schwer wird" jammere ich und bekomme ein zustimmendes Brummen. "Aber vielleicht redest du jetzt mit ihr darüber" schlägt meine Mutter vor und ich lache sarkastisch auf. "Wie denn? Sie ist mit Sicherheit trainieren" antworte ich, als ich sehe, das wir 15 Uhr haben. "Von da komme ich nicht" kommt es von hinten und ruckartig drehe ich mich um. "Roxana!" sage ich erschrocken, da ich nicht mit ihr gerechnet habe. Sie ist mit ihrem Skateboard beladen, mehr nicht. "Ich muss bald los. Können wir vorher reden, bitte?" fragt sie kleinlaut und ich sehe zu meinen Eltern, welche nicken. "Schlüssel haben wir. Klärt das" sagt mein Vater, legt den Arm um die Taille meiner Mutter und beide gehen davon. "Justin ist bei Freunden, also sind wir allein" sagt sie kleinlaut und schließt auf.

"Es tut mir leid, Asha, dass ich vor drei Tagen so war. Ich ... ich habe deine Angst gesehen. Mir ist erst viel später bewusst geworden, warum du solche panische Angst hattest ... wegen mir. Aber wegen mir solltest du keine Angst haben. Ich liebe dich doch ... so sehr, dass ich es nicht in Worte, Zahlen oder materielles fassen kann. Du sollst keine der Personen sein, die vor mir Angst haben müssen. Ich ... ich hatte selber Angst vor mir. Ich war wütend auf mich, nur auf mich. Weil ich es nicht besser mache als meine Eltern, weil ich andauernd trinke und aggressiv werde, sobald ich einen gewissen Pegel erreicht habe" sagt sie vor sich hin, während sie in ihrem Wohnzimmer auf und ab tigert. "Baby, komm mal her" sage ich ernst und schluckend kommt sie zu mir, sieht mir nicht in die Augen und kaut auf ihrer Unterlippe herum. Ich lege meine Finger unter ihr Kinn, drücke ihren Kopf nach oben und ziehe mit meinem Daumen ihre Unterlippe hervor, sehe permanent auf ihre Lippen und will sie einfach küssen.

Ich hatte es nämlich gewusst. Sobald ich bei ihr bin, ist es mir sofort egal und ich will einfach alles negative vergessen.

"Verzeihst du mir?" fragt sie vorsichtig und ich sehe in ihre dunkelbraunen Augen, streiche über ihre Wange und ich kann diesen schönen Lippen einfach nicht widerstehen. Mit einem Grummeln drücke ich meine Lippen auf ihre und spüre wie sie sanft erwidert. Ein deutliches Ja kann es nicht geben und sie weiß, wie schnell ich ihr verzeihen kann. Vorsichtig bahnen sich ihre Hände einen Weg zu meiner Hüfte und ziehen mich an ihren Körper heran. Meine Arme schlinge ich um ihren Nacken und lege eine Hand auf ihren Hinterkopf, die andere wandert zu ihrer Schulter.

Langsam lösen wir uns und mit geschlossenen Augen legen wir unsere Stirnen aneinander. Stress oder Streit gehört in einer Beziehung dazu. Beide müssen daraus lernen und sich finden. Und immer wieder bekomme ich eine Bestätigung, dass ich meinen Seelenverwandten gefunden habe, indem ich einfach alles vergesse, wenn ich auch nur in ihren Armen liege.

Wie oft habe ich mir damals die Birne abgeschossen, oder mich mit irgendeiner Frau vergnügt, nur um für eine kurze Zeit alles zu vergessen. Und dann kam mein Vollidiot in mein Leben, stellt alles auf den Kopf, ist ein Tiger und in meiner Umgebung das zahmste Kätzchen der Welt, was mich einfach frei sein lässt. Eifersucht? Ist bei ihr im gesunden Maß vorhanden, ja. Aber nie will sie mehr wissen, als nötig, weil sie weiß, wie ich solch eine Kontrolle finde. Sie will wissen wo ich mich mit wem und wann treffe, fertig. Wenn ich sage "Um 16 Uhr mit Kerstin im Café" dann hat sich das erledigt. Sie wünscht mir viel Spaß, sagt das sie mich liebt, sagt ich solle auf mich aufpassen und dann kann ich gehen. Und das liebe ich. Ich müsste ihr nicht einmal diese Informationen geben, wenn ich es nicht wollen würde. Wir geben uns genug Freiraum, je nachdem wie wir ihn haben wollen. Wenn sie zocken will, lasse ich sie. Wenn ich laufen gehen will, lässt sie mich. Und wenn jemand von uns eine räumliche Trennung will, fragen wir nach und akzeptieren jede Antwort. Auch ein "Möchte ich jetzt nicht sagen" oder "Ich brauche mal Zeit für mich".

"Worüber denkst du nach, meine Schöne?" fragt Roxana und reißt mich aus den Gedanken. "An nichts wichtiges, alles gut" lächle ich und spüre sie leicht nicken. "Wann musst du los?" frage ich und bekomme einen Kuss auf die Stirn. "In ein paar Stunden, wahrscheinlich um 18 Uhr. Kommst du heute?" kommt die lächelnde Antwort und ich beginne ebenfalls zu lächeln. "Ich weiß es noch nicht, vielleicht treffe ich mich noch mit Kerstin. Ich kann dich aber morgen früh abholen, wenn du willst" schmunzle ich und öffne die Augen, werde direkt angegrinst und könnte sie schon wieder küssen. "Du musst nicht extra für mich da aufkreuzen" lächelt Roxana und ich nicke zustimmend. "Ich weiß. Aber vielleicht will ich das ja" grinse ich und bekomme einen Kuss. "Dann hol mich gerne ab, habe ich kein Problem mit" grinst sie und ich kraule über ihren Kopf. Grummelnd schmiegt sich meine Freundin an mich und ich habe mit dem Vergleich mit der Katze also voll ins Schwarze getroffen. "Na, Grummli. Lass uns doch ein wenig was im Fernsehen schauen" lache ich und bekomme ein Nicken. "Oder auf YouTube. Wie wäre es mit einer Doku?" schlägt sie vor und schiebt mich zur Couch, auf die ich mich fallen lasse. "Auf Netflix gibts ne Doku ... hier ... Im Todestrakt! Die ist bestimmt spannend" gebe ich zu und sie überlegt. "Auch eine gute Idee. Willst du was essen, oder was trinken?" fragt sie mich und reicht mir einen XBox Controller, damit ich schonmal alles vorbereiten kann. "Eine heiße Türsteherin zum hier essen, bitte" grinse ich und bekomme ein Grinsen zurück. "Humor hast du" lacht sie und geht in die Küche.

"Heiße Türsteherin zum hier essen, bitte sehr" grinst Roxana und legt sich zu mir, nachdem sie die Energy Dosen auf den Couchtisch gestellt hat. Grummelnd schmiegt sich Roxana an meine Seite, schlingt ihren Arm um mich herum und legt den Kopf auf meine Brust. Meine Hand lege ich auf ihre Schulter, lasse sie aber immer weitet nach vorne wandern. Sofort schießt eine Gänsehaut über ihren Körper und sie kuschelt sich dichter an mich. "Deine Hand ist kalt" schmunzelt sie und nimmt meine kalte Hand in ihre warme. "Dann musst du sie aufwärmen" grinse ich frech und spüre wie sie unsere Hände unter ihren Hoodie und somit auf ihren nackten Bauch schiebt. Vorsichtig lässt sie los und ich lege meine Hand auf die angespannten Muskeln. Und weil sie mich ärgert, ärgere ich sie und kratze leicht über ihre Muskeln. Mit einem mal setzt sie sich auf, schwingt sich auf meine Hüfte und ich sehe in ihre dunkelbraunen Augen. Erregung. Und genau das wollte ich erzielen. Wir haben beide eine unfassbare Wirkung aufeinander, die man sehen könnte.

Langsam stützt sie sich zu mir runter und ich lege meine Hände um ihre Oberarme, komme ihr mit meinem Kopf näher und will sie gerade einfach nur küssen. "Oh nein, das hast du dir jetzt verspielt" grinst sie mit einem mal böse und beginnt meinen Hals zu küssen, während ich mir auf die Unterlippe beiße und meinen Kopf zur Seite lehne.

The Bandit Of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt