Kapitel 39

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Roxanas Sicht

Zusammen mit Asha betrete ich die Bar. Wir sind den Weg her Zeitversetzt gegangen, allerdings habe ich draußen auf sie gewartet und hier drin interessiert es niemanden, dass wir Lehrerin und Schülerin sind. Hier drin, sind wir einfach nur wir. Und deswegen lege ich vorsichtig einen Arm um die Taille der Schwarzhaarigen und diese lächelt mich an. Es ist also Okay für sie. Natürlich hatte sie Bedenken, aber die konnte ich alle Widerlegen. Es sind bis jetzt nur meine Crew und Jones da. Und ich kenne alle. Alle haben irgendwas an Dreck am Stecken. Sei es Drogenhandel, Körperverletzung, Haftstrafen oder einfacher Diebstahl. Alle haben hier irgendwas Illegales getan und wir sind wie eine Familie, wir verraten niemanden. Jetzt sind alle zwar nicht mehr Illegal unterwegs, aber wir halten eben zusammen.

"Neo, na Dicker" lacht ein Tänzer, Rocko, sein Pseudonym, und klopft mir auf die Schulter. "Dicker? Sag Mal, hackts bei dir?" frage ich gespielt böse und lachend geht er an die Bar, um ein Glas Wasser zu trinken. "Ihr seid wie eine kleine Familie" lächelt Asha leicht, als sie sich umsieht. Alle stehen oder sitzen herum, unterhalten sich, sind am Handy oder erzählen sich Witze, reden aber auch über die ernsten Dinge im Leben. "Das sind wir. Also musst du dir hier, in dem Rahmen, keine Sorgen machen. Hier sind wir zwei verliebte Menschen, ein Paar. Nicht mehr und nicht weniger" lächel ich Asha zu und reiche ihr das Glas Apfelschorle, welches mir Jones in die Hand drückt. "Du bist hier immer herzlich Willkommen, Asha. Und wie Roxana sagt, ihr seid ihr selbst. Es interessiert niemanden, ob ihr das dürft oder nicht. Die Liebe zählt" lächelt Jones und Asha beginnt Dankbar und gerührt zu Lächeln. "Ich danke dir, oder euch" sagt sie geschmeichelt und ich streiche leicht über ihre Taille und ich drücke ihr einen Kuss auf die Schläfe. "Und auch wenn Roxana Mal nicht hier sein sollte, kannst du immer vorbei kommen" lächelt Jones, streicht Asha über die Schulter und kümmert sich um zwei Streithähne, die sich aus Spaß rangeln. "Es ist angenehm hier. Danke, dass du mich mitgenommen hast" lächelt Asha mich an und umarmt mich von der Seite. "Ich kenne deine Arbeitswelt und jetzt zeige ich dir meine. Dafür gibt es nichts zu danken, meine Schöne. Ich will, dass du mich verstehst, dass du mein Tun verstehst und das du weißt, wie sehr ich dich liebe. Und natürlich will ich, dass du alles weißt" lächel ich liebevoll und sanft legt Asha ihre Lippen auf meine. Sanft erwidere ich ihren Kuss und merke, wie sie in den Kuss lächelt.

Allerdings soll der Frieden nicht lange anhalten, denn Alissa kommt rein. "Was macht ihr denn?!" zischt diese und erschrocken löst Asha sich, ich sehe Alissa kalt an. "Die Frage ist eher, was du hier drin zu suchen hast!" sagt Jones sauer und sofort kommt Max, der sich hinter Alissa stellt und mit seinen 2 Metern Körpergröße überragt er uns alle. "Die Tür war auf" sagt sie schulterzuckend. "Max, bring sie raus" sage ich kalt, da Jones langsam vor Wut Rot anläuft. "Das kannst du nicht tun!" brüllt Alissa. Ich löse mich von meiner Freundin, nicke Max zu, packe Alissa an den Beinen und werfe sie über meine Schulter. "Bin ich nicht Nett, ich schmeiße dich sogar höchstpersönlich raus" lache ich sarkastisch und gehe nach draußen, ehe ich Alissa abstelle. "Und jetzt bleibst du draußen, verstanden?" knurre ich und sie schrumpft langsam. "Verstanden?!" frage ich sauer und sie nickt, ehe ich wieder rein gehe.

Ashas Sicht

"Du hast sie ernsthaft raus geschmissen?" frage ich Roxana als sie zurück kommt und sie nickt zustimmend. Gerade als sie bei mir ankommt, legt sie einen Arm um meine Taille und wieder umarme ich sie von der Seite. Ich will einfach so viel Körperkontakt wie möglich. Noch dürfen wir hier einfach nur ein Paar sein. Und dieses familiäre hier tut einfach nur gut, denn sie nehmen mich Alle so hin, wie ich bin. Es interessiert hier keine Sau, dass ich 14 Jahre älter bin als Roxana, genauso interessiert es niemanden, dass unsere Beziehung verboten ist.

"Ich muss mich langsam fertig machen. Möchtest du mitkommen, oder hier bleiben?" fragt Roxana ruhig und ich sehe ein wenig umher. Es ist unfassbar Groß, Modern und Dunkel hier. Das Licht beleuchtet alles, ansonsten wäre der Raum Schwarz. Hier drin erinnert einen alles an einen Club und eben deswegen mag ich die Bar sehr gerne. "Ich komme mit" lächel ich, drücke Roxana einen Kuss auf die Wange und verschränke unsere Finger miteinander. "Dann komm" lächelt Roxana und geht mit mir hinter die Bühne.

Als wir hinten ankommen, staune ich nicht schlecht. Eine komplette Spiegelwand, viele Schminktische, Klamottenständer ohne Ende und natürlich Klamotten bis zum Abwinken. "Wow" sage ich leise, als mich meine Russin zu ihrem Platz zieht. Woran ich den erkenne? Neben dem Schminktisch ist der Klamottenständer bereits voll mit ihren ganzen Klamotten und der Zylinder steht auf einem Huthalter Kopf, der auch das Monokel auf dem Auge hat. "Darf ich ihn Mal aufsetzen?" frage ich und bestaune den hohen Zylinder. Er ist Schwarz, glänzt ein wenig und sieht unfassbar gut verarbeitet aus. "Natürlich kannst du" lächelt Roxana, löst unsere Hände und setzt mir den Zylinder auf den Kopf. Er ist mir ein wenig zu groß, leicht und rutscht ein bisschen auf meinem Kopf umher, bei ihr passiert das nicht. "Der Zylinder steht dir" grinst Roxana und ich sehe in den Spiegel. Und sie hat recht. "Dir steht er aber besser" lächel ich und sie erwidert das Lächeln im Spiegel.

Vorsichtig schlingen sich ihre Arme vom hinten um mich und sie legt den Kopf auf meine Schulter. "Danke, dass du versuchst mich so zu akzeptieren" flüstert Roxana und vergräbt ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Meine Hand wandert in ihren Nacken und krault sie liebevoll. "Ich liebe dich, Roxana. Wenn ich dich habe, dann komplett" lächel ich und sie drückt mich an sich. Ich genieße das Gefühl ihrer starken Arme um meiner Taille, ihrem Atem in meinem Nacken und ihrer Haut unter meinen Fingern.

Ich habe Roxana beim Schminken zugesehen und es ist unfassbar spannend, was Make-Up alles anstellen kann, wenn man es richtig verwendet. Sie ist nicht wieder zu erkennen. Auch wenn sie die Piercings wieder vom Make-Up befreit, ist das echt krass. "Welche Kontaktlinsen soll ich nehmen?" fragt Roxana und ich überlege. "Nimm doch die Roten" gebe ich zu und sie legt sich gekonnt die Kontaktlinsen in die Augen. Gerade als sie sich den Zylinder aufsetzen will, ziehe ich sie an der Krawatte zu mir. Ich durfte mit entscheiden und wollte, dass sie Krawatte trägt. "Du weißt, dass wir uns gleich nicht mehr so offen zeigen können, oder?" frage ich und verwirrt nickt Roxana, welche die Arme um meine Taille legt. "Weiß ich, meine Schöne" murmelt der Dragking und küsst mich sanft, was ich sanft erwidere. Zum Glück hat sie auf Lippen Make-Up verzichtet. Langsam lässt sie den Kuss leidenschaftlicher werden und leckt mit ihren Zungenspitzen leicht über meine Unterlippe und sofort tanzen unsere Zungen miteinander. Meine Hände rutschen unter das offene Frack und an ihre Taille, ihre legt sie an meine Wangen.

Als wir Schritte hören, lösen wir uns langsam voneinander und legen unsere Stirnen aneinander. "Na komm, langsam wirds voll. Ich passe auf Asha auf und natürlich auch darauf, dass sie nicht umkippt" hören wir Jones väterlich Lächeln. "Bin gleich da" sagt Roxana und Jones verschwindet wieder. "Es tut mir leid, meine Schöne" murmelt Roxana und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. "Was tut dir Leid, Baby?" frage ich verwirrt und sehe in das Rot, was ihr wunderschönes Braun komplett überdeckt. "Das wir uns nicht so zeigen können, dass ich dich jetzt alleine lassen muss und vorallem, dass du eventuell vor Eifersucht um kommst" gibt Roxana zu und ich gebe ihr nur einen Kuss. "Ich werde nicht Eifersüchtig. Ich weiß doch, dass wir zueinander gehören" flüstere ich und mit einem Lächeln drückt Roxana mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin dir immernoch unendlich Dankbar, Ash. Und ich liebe dich. Nur dich. Vergiss das nicht. Nicht heute Abend. Einfach Nie. In Ordnung?" murmelt die Verkleidete und ich nicke. "Ich liebe auch nur dich, Baby. Ich vergesse das nicht" flüstere ich und wir küssen uns noch kurz, bevor Roxana mit mir raus geht, direkt in die Menschenmasse rein.

Kaum hat der Dragking, oder besser meine Freundin, die Show fertig, drehen alle durch. Jones hatte mich an die Bar gesetzt, mit dem besten Blick auf die Bühne den es gibt. Denn die Bar ist auf einer Art Erhöhung und dann noch auf dem Barhocker sitzen zu können, bietet die perfekte Möglichkeit über die Köpfe der anderen hinweg zusehen. Und als Roxana sich einen Weg zu mir bahnt, weiß ich was sie meint. Unfassbar viele Menschen berühren ihren Oberkörper, welcher nur in einem Muskelshirt steckt. Allerdings reagiert sie nicht sonderlich darauf und kommt zu mir, um mit mir zu trinken. Und wie wir das tun.

Komplett betrunken verlasse ich mit Roxana die Bar und sie stützt mich. "Du kommst mit zu mir" sagt Roxana leise und streicht einmal durch meine Haare. "Einverstanden" lalle ich und schwanke gegen meine Freundin. Scheiße, wie viel habe ich denn gesoffen? Ach du Scheiße ...

Kaum stehen wir vor ihrem Block, werde ich müde und stütze mich noch mehr an sie. "Na komm, ich trag dich hoch" flüstert Roxana, hebt mich auf ihre Arme und trägt mich wie eine Braut nach oben. "Ich freu mich auf den Tag, an dem wir heiraten" lalle ich vollkommen unverständlich, bekomme einen Kuss auf die Stirn und schlafe noch auf ihren Armen ein.

The Bandit Of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt