Selena
Noch nie hatte ich so viel Hass empfunden. Ich hasste sogar diese dämliche Pflanze, die in diesem dämlichen Flur stand. Doch das, was ich am meisten hasste, war die Tatsachen, dass ich Keyden nicht hasste. Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, deren Freundlichkeit verflogen war, sobald sich die Türen geschlossen hatte.
Ohne etwas zu sagen gingen wir in gemächlichem Schritttempo nebeneinander durch den großen Flur und erreichten anschließend das Foyer.
Weit und breit war niemand zu sehen, was Misstrauen in mir weckte, doch ich versucht mir nichts anmerken zu lassen.
Das Klacken unserer Absätze auf dem Boden, hallte von dem Wänden wider und nachdem wir eine mit Milchglas verglaste Tür durchschritten hatten, fand ich mich im Wohnzimmer der Millers wider.
Brianna kramte kurz in einer versteckten Schublade unterm Tisch herum und zog dann ein Scheckbuch hervor. „Wie viel willst du?“, hackte sie trocken nach und sah mich abwartend an. Der Kugelschreiber lag schreibbereit in ihrer Hand.
„Was?“, fragte ich gespielt verwirrt, woraufhin mich das Miststück mit einem genervten Seufzen bedachte.
„Weiß du was“, sagte sie und fing bereits an etwas ins Scheckbuch zu schreiben, „ich stelle dir jetzt einen Scheck von fünfzigtausend Dollar aus und im Gegenzug lässt du meinen Sohn in Ruhe.“
Mit einer gekonnten Bewegung riss sie den Scheck heraus und hielt in mir hin.
„Kein Interesse“, sagte ich entschlossen und machte keine Anstalten den Scheck entgegen zu nehmen.
Erstaunte zog Brianna eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen nach oben. „Sein wir mal ehrlich: Was sollte ein Mädchen wie du von jemandem wie Keyden wollen?“
Da hielt aber jemand viel vom eigenen Sohn.
„Ich will nichts von ihm; nichts materielles“, sagte ich nur und stand entschlossen auf, um mich auf dem Weg zu meinem eigentlichen Ziel zu machen.
—Bevor ich hierhergekommen war, hatte mir Bryn eine Karte der Räumlichkeiten gezeigt. Deshalb wusste ich dank meines fotografischen Gedächnis genaustens, wo sich welcher Raum befand.
Eine Etage, fünfzehn Treppenstufen und drei Türen später stand ich vor Leans echtem Büro.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, das Bryn die Überwachungskameras auf Schleife gestellt hatte und niemand in der Nähe war, zog ich ein Tuch aus meinem Ausschnitt und umwickelte mit diesem meine Hand, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
Ich drückte die Klinke herunter, aber die Tür war natürlich abgeschlossen. Jetzt hasste ich auch diese Tür.
Als ich nach dem Schlüsselloch suchte, um es knacken zu können, wurde mir klar, dass die verhasste Tür nur mit einem beschissenen vierstelligen Code geöffnet werden konnte.
Ich versuchte es mit Keydens Geburtstag.
2410.
Ein kleines Lämpchen leuchtete rot auf. Dann eben Leans Geburtstag.
2109.
Wieder nicht. Ein wenig frustriert wollte ich es mit dem Geburtstag von Keydens Mutter, Brianna, versuchen, als hinter mir eine tiefe Stimme erklang. „Entschuldigen Sie, Miss, kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
Mit einem sanften Lächeln und einem vertrauenerweckendem Blick drehte ich mich um, während ich meine Betuchte Hand mit meinem anderen Arm überdeckte. „Oh, ich wollte nicht...Ich wollte eigentlich in den Garten, aber anscheinen bin ich wohl falsch abgebogen.“
Damit ich ein wenig glaubwürdiger erschien zauberte ich eine leichte Röte auf meine Wangen und ließ meinen Blick abwechselnd zu Boden und zu dem alten Mann im Anzug vor mir huschen.
Einen kurzen Moment musterte er mich kritisch, doch dann lächelte er mich freundlich an und bot mir seine Hand an. „Soll ich ihnen den Garten zeigen?“, bot er mir an und ich ließ meine Wangen noch stärker erröten, bevor ich ein schüchternes Ja nuschelte und seine Hand entgegennahm. Während des Weges beobachtete er mich genaustens und redete mit mir übers Wetter, während ich das Tuch in meinem Ärmel verschwinden ließ.
Da er bewaffnet war und nicht nach meinem Namen fragte, nahm ich an, dass er wusste, dass ich Keydens Freundin war und er für Lean arbeitete.
Ich hätte ihn vielleicht nicht umbringen wollen, wenn er mit mir nicht gesprochen hätte, wie mit einem sechsjährigen Kind, dass auf der Straße fragte, wo seine Mummy war.
Als er schließlich begann mir ziemlich persönliche Fragen über meine Eltern zu stellen, wurde ich unruhig. Auf die selbe Weise, wie ein Weisenkind, dass es noch immer nicht verkraftet hatte, dass seine Eltern es als Baby angeguckt und entschieden hatten es wegzugeben, unruhig werden würde.
Doch noch bevor ich zu einer Antwort ansetzten konnte, kam meine Freund um die Ecke und erblickte mich.
„Keyden“, begrüßte ich ihn, viel zu erleichtert, als das er denken könnte ich hätte die Gesellschaft dieses Typen genossen.
Mit einer ruckartigen Kinnbewegung bedeutete Keyden ihm zu gehen, was der Typ auch tat – ohne sich zu verabschieden oder mir noch wenigstens zu sagen, wie er hieß.
„War er gemein zu dir? Soll ich ihm wehtun?“, fragte Keyden sofort und sah mich besorgt an. Nachdem er sich vergewissert hatte, das ich keine Verletzungen oder blaue Flecken in seiner Abwesenheit kassiert hatte, legte er seinen Arm um meine Taille und führte mich weiter den Weg entlang, auf den der Fremde mich ebenfalls geführt hatte.
„Nein, er hat nur...Er wollt etwas über meine Eltern wissen“, meinte ich ausweichen und lehnte mich an ihn. Er sollte sich nicht so gut anfühlen. Und ich sollte mich nicht so zu ihm hingezogen fühlen.
„Was wollte meine Mutter von dir?“, hackte er scheinbar ruhig nach.
Ich zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Nur ein bissen Smaltalk.“ Wieso ich das sagte, wusste ich nicht. Vermutlich wollte ich einfach nur nicht, dass seine Mutter später etwas anderes behauptete und er ihr mehr glaubte als mir.
Schließlich erreichten wir den Garten und spazierten eine Weile schweigend durch die Dunkelheit. In der Ferne hörte ich das Rauschen von Wasser.
Kaum waren wir richtig allein, da wirbelte er mich herum, zog mich zu ihm und küsste mich. Vielleicht hätte ich überrascht sein sollen, doch sobald seine Zunge in meinen Mund drang konnte ich an nichts mehr denken und erwiderte den Kuss ohne zu zögern. Ich presste mich näher an Keyden, sodass nicht mal ein Blatt zwischen uns gepasst hätte, während er seine Hände über meinen Körper glitten und Stromstöße durch mich sandte. Seine Berührung entlockte mir ein wohliges Stöhnen, als er sich plötzlich zurückzog. Mit gerunzelter Stirn sah ich ihn verwirrt an.
„Ich wusste es“, hauchte er atemlos.
„Was wusstest du?“
„Dass du mich liebst“, erklärte er verliebt. „Küsse können nicht lügen.“
„Wenn das, was ich gerade gefühlt habe, nur die Wahrheit sein kann, dann bin ich mehr als verliebt in dich“, flüsterte ich, legte meine Hand in seinen Nacken und küsste ihn wieder. Keyden erwiderte den Küss und mein Herz explodierte, als sein Verlangen sich mit meinem verband. Ich könnte mir später sorgen darüber machen, dass das, was ich gesagt hatte, nicht gelogen war.
Jetzt zählte nur noch Keyden und mein Wunsch ihn nie wieder loszulassen.
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Lying Love
RomanceDer Auftrag, sein Vertrauen zu gewinnen. Sie: Ich bin dein Feind, du weißt es nur noch nicht. Du wirst mir vertrauen und dich in mich verlieben, denn ich lasse dir keine andere Wahl. Trotz allem, was ich getan habe, denkst du immernoch ich wäre das...