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Selena

„Naaahhh“, machte ich und war mir selbst nicht ganz klar, was das bedeuten sollte. 

„Vorschlag: Du vergisst, dass ich dir Heroin gespritzt hab und ich vergesse, dass du einen anderen geküsst hast“, sagte Keyden mit düsterem Blick.

 „Heroin?“, wiederholte ich ungläubig, das mein Hirn noch nicht in der Lage war seine Aussage als Gesamtes zu erfassen. „Kannst du denn vergessen, dass ich ihn geküsst habe?“

Keyden presste die Lippen fest aufeinander und seine Muskeln spannten sich extremst an, während er verkrampft nickte.

Ich verdrehte die Augen. „Boah, geht vielleicht auch etwas überzeugender?“

„Sorry, aber nicht jeder in dieser Beziehung verbirgt die Gefühle vor dem jeweils anderen!“

„Nicht jeder in dieser Beziehung...äh...warte“, meinte ich stocken und suchte verzweifelt nach einem guten Argument. Als mir keins einfiel entließ ich wütend die Luft aus meinen Lungen. „Ich kann nicht mir dir diskutieren, wenn das Heroin noch seine volle Wirk...Ha! Jetzt hab ich´s! Nicht jeder in dieser Beziehung spritzt dem jeweils anderem Drogen in die Blutlaufbahn.“

„Das heißt, du würdest nie auch nur daran denken mir etwas einzuflößen, um an Informationen zu kommen?“, hackte er lauernd nach. Wieso musste er eigentlich immer recht haben? Das nervte echt.

Aus Prinzip – Ja, seit gerade eben hatte ich Prinzipien! – antwortete ich ihn nicht.

„Okay, ich nehme dein Vorschlag an. Vergessen wir´s einfach“, gab ich nach. Gott, war das langweilig! Mit einem seufzen breitete ich Arme und Beine im Bett aus und imitierte einen Seestern. Plötzlich kam mir eine Idee. „Schlaf mit mir!“, verlangte ich. Das schien Keyden aus dem Konzept zu bringen. „W-W-Was?“

 „Schlaf mit mir! Mir ist langweilig und ich hab gehört, dass das Spaß macht. Außerdem hab ich ja nicht vor ewig Jungfrau zu bleiben, also warum nicht jetzt? Timing passt doch“, erklärte ich und zuckte unbekümmert mit den Schultern.

 „ich glaub´s nicht, dass ich das jetzt sage, aber ich werde jetzt nicht mit dir schlafen, Selena“, stellte Keyden fest und fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Haare. 

 Wieso nicht? Gefiel ich ihm nicht? Wollte er mich nicht mehr? Na ja, auch egal.

„Okay, dann such ich mir jemand anderen.“ Ich machte Anstalten aufzustehen, doch schon war Keyden bei mir und hielt mich auf. „So habe ich das nicht gemeint“, beschwichtigte er mich. Schult stand in seinen Augen, so als ob er denken würde, dass er mich verletzt hätte. Das verwirrte mich. Es war doch alles okay, oder nicht?

Als Keyden meinen verständnislosen Blick bemerkte schüttelte er resignierend den Kopf, während seine Augen belustigt funkelten. „Ich werde dir nie wieder Drogen verabreichen, wenn du dann immer so drauf bist.“

„Och, das kommt ganz auf den Stoff an“, versicherte ich ihn, woraufhin Keyden wieder sachte den Kopf schüttelte.

Ich stöhnte genervt auf. „Wenn du mir schon das Vergnügen verweigerst, dann erkläre mir doch bitte wenigstens wieso!“

„Weil ich es gern hätte, dass wir bei unserem ersten Sex clean sind. Verständlich?“

„Vollkommen! Aber wieso darf ich mit niemand anderem schlafen?“

Keyden raufte sich frustriert die Haare und sah einmal kurz gen Decke, als würde er für Beistand beten. Mit einem schwermütigen Seufzen sah er mir wieder in die Augen. „Wir reden weiter, wenn du das ganze Heroin abgebaut hast“, bestimmte er und ging zu seinem Schreibtisch, um willkürlich durch irgendwelche Papiere zu checken. 

Schulterzuckend betrachtete ich meine Nägel. Missmutig kratzte ich den Dreck darunter hervor und knibbelte an den eingerissenen Stellen herum. 

An meiner linken Hand waren noch ein paar Fitzel roten Nagellacks. Oder war das Blut? Vielleicht eine Mischung aus beiden. „Hast du eine Nagelfeile und Nagellack da?“

Keydens schnaufen ließ mich fragend aufschauen. „Oh natürlich, liegt im Bad direkt neben meiner Wimpernzange“, meinte er in ironischem Ton. 

Woher wusste er denn was eine Wimpernzange war? Skeptisch musterte ich meinen Freund.

„Gibt es da etwas, was du mir sagen möchtest, Keyden?“, fragte ich und sah vielsagend an ihm auf und ab. Er verdrehte die Augen. „Darf ein Kerl keine Wimpernzange kennen? Meine Ex hat sich mal eine zum Geburtstag gewünscht“, erklärte er dann doch genervt, während sein Mundwinkel verräterisch zuckte.

„Die Ex, die du umgebracht hast?“, wollte ich wissen. 

Er nickte. Ich nickte. Wir beide waren gestört. Aber nur ein bisschen – und er definitiv mehr als ich.

„Also hast du jetzt Nagellack und...“

„Nein!“

„Wieso so schlecht gelaunt?“

Keyden antwortete nicht. Fragend legte ich den Kopf schief. Fühlte er sich jetzt nicht „männlich“ genug, weil ich nach Maniküreprodukten gefragt hatte? Oder wegen seiner Ex? Hatte er irgendeinen Wimpernzangenfetisch? 

Männer! Die soll mal einer verstehen.

Plötzlich rang sich mein Gehirn eine Idee ab und mir wurde klar, warum mein Freund einen auf eingeschnappte Diva machte. 

Das rechte Bein leicht angewinkelt, die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick demonstrativ von mir abgewandt. Fehlte nur noch ein Kaugummi, auf dem er genervt kaute und das ungeduldige Tip!Tip!Tip! seiner Fußsohle. Keyden war doch tatsächlich eifersüchtig auf Bryn!

Jetzt musste ich gefühlvoll vorgehen. Elegant – zumindest glaubte ich, dass es elegant war – stand ich vom Bett auf – was gar nicht so einfach war – und ging zu meinem Freund. Ich legte ihm die Arme um den Hals und drückte mich ganz fest an seine Brust. Automatisch löste er seine Arme auseinander und schlang sie um mich, während seine Muskeln sich merklich entspannten.

„Hör auf eingeschnappt zu sein, Keyden“, sagte ich hart und räusperte mich schnell. Mit versöhnlicher Stimme fuhr ich fort: „Nein, warte, eigentlich wollte ich sagen...Ich meine: Ich liebe dich!“ So viel zum Thema gefühlvoll

Ich spürte die Vibration seiner Brust, als er mich auslachte. „Ich verspreche dir, dass ich keinen anderen mehr küssen werde.“ Als ich das sagte schmiegte mich Keyden noch enger an sich. Ich spürte seine Erektion an meinem Oberschenkel und mein Herz pochte augenblicklich schneller.

„Es sei denn natürlich, du gibst mir einen Grund dazu, dich verletzen zu wollen, dann ist das nämlich was anderes“, schon ich hinterher, woraufhin Keyden mich ein Stück von sich schob, um mich wütend anfunkeln zu können.

Träge hob ich meine Hände.  „Brauchst gar nicht so zu gucken. Mach einfach nichts blödes, dann mach ich auch nichts, was wir beide am Ende bereuen werden – du höchstwahrscheinlich mehr als ich.“

„Es ist mir wirklich ein Rätsel, wieso du so lange Singel warst, Selena“, meinte Keyden sarkastisch. Wir grinsten uns an.

„Ich liebe dich auch“, sagte er schließlich und zog mich zu einem leidenschaftlichen Kuss an sich.








Lying  LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt