Selena
Ich sah wie sich ein rachsüchtiges Lächeln aufs Keydens Züge stahl, doch ich verstand es nicht. Auch seine Fragen ergaben für mich keinen Sinn, schließlich kannte er Bryn bereits. Gut, ich hatte ihn als Dustin vorgestellt, aber war er jetzt deshalb sauer? Eigentlich war es mir auch egal. Alles war mir egal. Keyden war da, ich hatte keine Schmerzen und generell hatte ich in Moment keine Probleme, nichts zu beklagen.
„Erinnerst du dich nicht mehr an Bryn?“, fragte ich und sah ihn an. Er presste seinen Kiefer zusammen und ballte seine Hand zu seiner Faust, bevor er mir wieder in die Augen sah und seine Gesichtszüge sich glätteten. Keyden hob eine Hand und strich mir liebevoll eine Haarsträhne aus der Stirn. Seine Finger glitten an meinen Schläfen entlang, über meine Wange, zeichneten die Konturen meines Kiefers nach und blieben schließlich seitlich an meinem Hals lieben. Irgendwie vermutete ich, dass er es ausnutzen würde, dass ich mich nicht währte und zudrückte, bis ich rot anlief. Doch er tat es nicht. Seine Hand lag einfach an meinem Hals, beinahe liebevoll.
Es war mir egal ob Keyden zudrücken oder seine Hand verweilen würde. Mir ging es gut, ich war zufrieden, also wieso sollte mich der Rest kümmern?
„Doch, ich erinnere mich. Und ich werde es auch nicht vergessen. Niemals. Hat er besser geküsst als ich?“, wollte er wissen. Ich überlegte, doch mein Gehirn reagierte nicht so schnell, wie ich es gern hätte. „Hmmm“, machte ich und runzelte der Stirn. Der Kuss mit Bryn...
„Er war nicht schlecht, sogar..Ja, ich glaube es war richtig gut. Bryn hat aber auch schon oft Frauen geküsst, also hatte er auch gutes...Training“, antwortete ich ihn schließlich. Keyden nickte nur und zog seine Hand weg. Mit aufeinander gepressten Lippen stand er auf und ging zu seinem Schrank. Mit gerunzelter Stirn überlegte ich weiter. „Aber es hat mir nicht gefallen“, stellte ich schließlich laut fest. Abrupt drehte Keyden sich um und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Nicht?“, hackte er nach und ich schüttelte verneinend den Kopf, während ich angestrengt weiter nachdachte.
„Der Kuss war gut, definitiv, aber es warst nun einmal nicht du. Vielleicht bedeutet ein Kuss mehr, wenn man etwas für die Person empfindet. Das kann ich allerdings nicht genau sagen, ich habe Bryn jetzt eine Zeit lang nicht mehr geküsst. Ich wiederhole das einfach beim nächsten und dann kann ich besser vergleichen“, schlug ich vor und zuckte mit den Schultern.
Das war eigentlich sogar eine ziemlich gute Idee, aber sie schien Keyden nicht zu gefallen.
„Wir werden ja sehen“; murmelte er verärgert und wandte sich von mir ab. Ich verstand seine plötzliche Diskretion nicht, aber gut.
Keyden musste dringend mal abschalten und entspannen. Das wollte ich ihn auch gerade sagen, als er sich das Shirt über den Kopf zog und ich einen atemberaubenden Ausblick auf seine Rückenmuskeln hatte. Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als auch seine Hose fiel und er nur in Boxershorts vor mir stand.
Heilige Scheiße, wieso hatte ich noch nie wahrgenommen, wie verdammt heiß Keyden war?!
Nachdem er sich wieder angezogen hatte, drehte er sich zu mir um und sah mich amüsiert an. „Selena, du sabberst auf dein Kissen“, eröffnete er mir mit einem schelmischen Grinsen in Gesicht.
Mir war nicht einmal aufgefallen, dass mein Mund aufgeklappt war. Schnell schloss ich ihn wieder. Als ich mit meinen Fingern über meine Wange strich spürte ich etwas nasses. Oh Gott, ich hatte tatsächlich gesabbert!
Vielleicht sollte mir das peinlich sein, doch das war es irgendwie nicht. Ich meine, Keyden sah verdammt gut aus, also war das eigentlich nur eine...menschliche Reaktion.
Selbst diese fadenscheinige Begründung ließ mich nicht von dem Gedanken wegkommen, dass es mir eigentlich total peinlich wäre meinem Freund so offensichtlich zu zeigen, was ich von ihm halte.
Verwirrt runzelte ich die Stirn, während ich mich im Bett von einer Seite zur anderen rollte. Meine Haare flogen mir dabei ums Gesicht und ein paar auch in den Mund. Ich sollte sie mal wieder scheiden. Ob ich mir auch seinen Pony machen lassen sollte? Würde mir bestimmt gut stehen. Ich sollte mir eine zweite Meinung dazu holen. „Keyden, findest du-“, ich stockte als ein Kissen beim auf-dem-Bett-rollen verrutschte und meine Hand etwas entdeckte. Eine Spritze.
Ich hielt in meiner Bewegung inne und musterte sie. Die Spritze war leer, also entweder bereits benutzt oder Keyden hatte sie besorgt, um sie später zu benutzen. Doch wieso hatte er sie dann unterm Kissen versteckt? Hatte er Angst ich könnte ihn mit der Nadel erstechen?
Ganz langsam sickerten Informationsfetzen durch den Nebel in meinen Gedanken.
Keyden musste mir etwas gespritzt haben. Es dauerte mehrere Sekunden, bis auch diese Erkenntnis zu mir durchgedrungen war.
Oh. Oh...mein Gott!
„Du hast mich unter Drogen gesetzt?“, ich wollte ihn anschreien oder wenigsten etwas Empörung in meine Stimme bringen, doch stattdessen klang ich vollkommen ruhig; gleichgültig.
Ich rief mir alles in dem Kopf, was ich Keyden gesagt hatte und hätte meinem Freund am liebsten einen Arm ausgerissen, um ihn damit zu erwürgen, als mir einfiel, dass ich Bryns Identität preisgegeben hatte.
Keyden müsste nur noch ein wenig tiefer Graben und schön könnte er Bryn...Scheiße, zehn mal lebenslänglich war save drin!
„Ja, aber glaub mir, dass habe ich wirklich ungern gemacht“, dementierte er und hob beschwichtigend die Hände, als müsste er ein wildes in die Ecke gedrängtes Tier besänftigen. Ich hatte ihm zwar gern gezeigt, was ich von seiner Beschwichtigungstour hielt, doch die Droge zeigte noch immer volle Wirkung. Zumindest, wenn es ihre Wirkung sein sollte mich ruhig zu stellen.
„Glaubst du das macht es besser?“, fahre ich ihn genervt an, klinge allerdings als würde ich jede Sekunde einschlafen.
„Du hast einen anderen geküsst!“
Ich verdrehte die Augen. „Ich hab doch gesagt, dass es mit dir besser ist.“
Keyden verschränkte die Arme vor seiner Brust, was seine Muskeln wirklich gut zur Geltung brachte und zog herausfordernd eine Augenbraue ach oben. „Glaubst du, dass macht es besser?“, wiederholte er meine Worte, was mich beleidigt schnauben ließ.
Ich wusste nicht, was mich wütender machte: Das er meine Worte gegen mich verwendete oder dass er dabei auch noch recht hatte.
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Lying Love
RomanceDer Auftrag, sein Vertrauen zu gewinnen. Sie: Ich bin dein Feind, du weißt es nur noch nicht. Du wirst mir vertrauen und dich in mich verlieben, denn ich lasse dir keine andere Wahl. Trotz allem, was ich getan habe, denkst du immernoch ich wäre das...