Deeskalation

71 6 0
                                    

Sie laufen durch so viele Nebengassen um nicht entdeckt zu werden, dass selbst Lizzy, die seit 22 Jahren hier lebt, sich nicht mehr auskennt. Vor der Bar bleibt Hans stehen und legt sich wieder hin, damit sie absteigen kann. Sie zittert und kann sich kaum auf den Beinen halten. Vorsichtig drückt er sie mit seiner Schnauze in Richtung Tür und nickt ihr zu. Er und die anderen sind gleich da, sie soll sich schon einmal reinsetzen. Felicitas lehnt sich an die Wand neben der Tür und sieht dabei zu wie zuerst Hans abzieht und die anderen Werwölfe danach ebenfalls folgen. Erleichtert schließt sie die Augen und atmet ein paar Mal tief durch, ehe sie die Tür öffnet. Die komplette Bar ist leer. Zwar war sie nur zwei Mal hier, aber komplett leer war sie trotzdem noch nicht und das fühlt sich komisch an. Nur zögerlich geht sie bis zu dem Platz an welchem sie bis jetzt immer saßen und setzt sich auf die Bank. War es wirklich die richtige Entscheidung? Was passiert wenn Alucard herausfindet wo sie ist und das war es mit den Werwölfen? Ist sie schuld wenn er durchdreht? Natürlich ist sie schuld daran! Das war dumm. Dumm, dumm, dumm! Lizzy merkt gar nicht wie die Tür aufgeht und sich die Bar langsam aber sicher wieder füllt. Sie starrt auf den Tisch vor sich, die Hände in den Haaren und sich selbst die Schuld für alles zuschiebend was bis jetzt passiert ist. Vom Ghul bis jetzt mit den Werwölfen. Ein Schlag auf den Kopf, nicht von der leichten Sorte, lässt ihr Kinn ungebremst auf die Tischplatte knallen und sie beißt sich damit auch noch auf die Zunge. Vielleicht hat Hans seine Kraft ein wenig unterschätzt, aber zumindest hat er ihre Aufmerksamkeit! Dachte es zumindest. Ihr Winseln klingt in seinen Ohren wie das eines unbeholfenen Welpens und Lizzy hält sich das Kinn. Der Schmerz breitet sich gerade überall aus und sie versucht gerade einfach nur nicht zu heulen. „Du grobmotorischer Vollidiot!" Cory schiebt Hans auf die Seite und streicht der jungen Frau über die Haare. „Hey, Süße. Geht's dir gut? Ich bring dir ein bisschen Eis zum Kühlen, ja?" Die braunhaarige wirft Hans einen warnenden Blick zu und verschwindet im Zimmer hinter der Bar, welches als kleines Lager und gleichzeitig Küche dient. Nicht viel später kommt sie wieder mit einem Eisbeutel und gibt ihn diesen, ehe sie sich wieder an den stummen Riesen wendet. „Ihr ging es einigermaßen gut als du sie geholt hast, sie hat keine Kugel abbekommen nichts! Und dann knallst du ihren Kopf voll gegen die Tischplatte? Also ich weiß ja dass du wenig mit Frauen zu tun hast, aber lern ein wenig sanfter zu sein!" Hans muss das einfach nur über sich ergehen lassen und sieht dann zu der jungen Frau hinunter die zusammengesunken und mit dem Eisbeutel an ihrem Kinn am Tisch sitzt und niemandem so wirklich in die Augen sieht. Cory kann sich das nicht länger geben, setzt sich neben sie und legt ihr einen Arm um die Schultern. „Wir wurden nur von deinem Retter in weiß aufgescheucht um dich zu holen, willst du erklären was passiert ist?" Doch eben jener weißer Retter legt sein Handy auf den Tisch und drückt auf Play. Als er Alucards Stimme hörte hatte er das Gefühl dass es besser wäre das Gespräch aufzunehmen. Ab der ersten Drohung, als er ihr das Handy geklaut hatte, bis zu dem Moment als Hans auflegte um alle zusammenzutrommeln ist alles drauf. Jeder in der Bar hört was gesagt wurde und es lässt die alte Feindschaft wieder aufflammen als man ihnen mit der Auslöschung droht. „Dieser übermächtige Arsch droht uns wirklich? Will er einen Krieg? Den kann er-" „Nein." Lizzy sieht vom Tisch auf und blickt Cory an, die vor Wut gerade so ein wenig schäumt. „Das bringt nichts. Wer ist der stärkste von euch?" Cory sieht zu Hans, dann wieder zu Felicitas. „Hans? Würdest du dich gegen Alucard stellen?" Stumm erwidert er den Blick der jungen Frau. Es kommt auf den Grund drauf an, aber einfach so sicherlich nicht. „Wenn er sich nicht gegen ihn stellen will, dann sieht es scheiße für euch aus. Ich kann nur hoffen dass das alles nicht eh schon größere Züge annimmt als es sollte." Entgeistert verschränkt Cory die Arme. „Du hast gehört was er gesagt hat, du weißt dass er in der Lage wäre es zu tun!" Lizzy nickt und wechselt den Ort des Eisbeutels. „Dass ist das Problem. Ich habe euch wahrscheinlich eh schon in die Scheiße geritten, auch wenn ich euch unendlich dankbar bin dass ihr mich da rausgeholt habt! Aber ich will euch nicht noch mehr in Gefahr bringen als ihr wahrscheinlich schon seid, okay?" Die grauen Augen gehen auch zu den anderen Leuten in der Bar, die zwar einen respektvollen Abstand halten, dennoch interessiert und neugierig zuhören. „Wir wussten in welche Gefahr wir uns bringen als er meinte dass es zum Anwesen geht, hier sind nur freiwillige mitgekommen." Cory zieht die junge Frau an sich und nimmt sie in den Arm. Ob sie nun wirklich einen fatalen Fehler gemacht haben?

Fatal DiaryWhere stories live. Discover now