Netflix'n'Crack

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Die Haut brennt, aber zumindest war die heiße Dusche wirklich ein Segen. Mit neuer Kleidung, sogar einem Pullover über dem Shirt und Kuschelsocken, sitzt sie auf ihrem Bett, eingewickelt in die Decke und will nicht mehr raus. Hans hat sie kurz abgesetzt und ist dann selbst in seine Wohnung um sich Kleidung zu holen und dann wieder zurück zu ihrer Wohnung zu laufen. Ist nicht einfach ungesehen in dieser Form herumzulaufen, das kann man ihm glauben. Sie scheint ihm noch ein wenig sauer zu sein, aber auf der anderen Seite aber spürt er weder Hass noch direkte Wut von ihr ausgehen. Er macht seinen Mund auf, doch sie hebt eine Hand. „Wähle deine Worte, die du zum ersten Mal aussprichst, weise, mein Freund." Okay, sie ist noch ein wenig nachtragend. Hans zögert kurz, ehe er nickt. „Sorry." Ein Wort, aber es reicht um sich schlecht fühlen zu lassen. Lizzy sieht den weißhaarigen an, der zum ersten Mal wirklich gesprochen hat und legt leicht den Kopf schief, ehe sie seufzt. „Ich- Ich starte einfach zu viel Drama, ich sollte mich entschuldigen. Im Nachhinein war es... vielleicht sogar lustig." Einer ihre Mundwinkel geht hoch und auch der Werwolf schmunzelt wieder leicht. Nach einer kurzen Stille deutet sie auf einen der anderen Stühle. „Gibst du mir die Decke?" Zwar könnte sie ja selbst aufstehen, aber er macht es trotzdem. „Perfekt, dann sollte die Deckenlänge ausreichen, komm!" Sie will nicht mehr raus, sondern einfach nur noch hier drin chillen wo es warm ist. Leicht irritiert runzelt er die Stirn, ehe sie zur Bettkante rutscht. „Ich habe Netflix auf dem Handy! Du legst dich auf den Bauch, ich mich auf dich drauf, das Handy haben wir dann da-" Lizzy deutet auf das Kopfende des Bettes und sie hebt die Decken hoch. „-und damit wird uns nicht kalt! Deal? Ich... wir können später noch in die Bar, oder?" Eigentlich sollte er solchen Welpenaugen standhalten können, eigentlich. Seufzend schließt er die Augen und tut wie ihm geheißen wurde. Seine Beine hängen über der Kante und es ist irgendwie ungemütlich, aber sagen will er auch nichts! Es könnte- „Achtung!" Überrascht dreht er den Kopf als er spürt wie seine Unterschenkel leicht angehoben werden. Felicitas schiebt ihm ein paar Kissen darunter, öffnet auf ihrem Handy Netflix und kniet sich erst über ihn, ehe sie die Decken ausbreitet und sich dann auf ihn drauflegt. „Filmwunsch?" Leichtes Kopfschütteln. Sie kann sich das Grinsen nicht verkneifen. „Wie wäre es mit ‚Der mit dem Wolf tanzt'?" Sie hat noch nie in ihrem Leben so einen warnenden Blick abbekommen wie jetzt in diesem Augenblick. „Okay! Okay, kein Grund mich umzubringen!" Kurz entkommt ihr ein Lachen, ehe sie einen alten, aber eigentlich ihrer Meinung nach guten Film aussucht. „Kennst du den?" Hans liest den Namen und sieht sich auch das Bild an, schüttelt aber den Kopf. Ein großer Film- oder Seriengucker ist er nicht wirklich, von dem her kennt er auch relativ wenig. „Ich mag ihn relativ gern!" Was bleibt ihm anderes übrig, als das jetzt einfach mitzumachen? Außerdem ist es gar nicht SO schlecht, man kann damit leben. Lizzy kuschelt sich noch ein wenig ein und entspannt sich. Wärme von oben durch die Decke, Wärme von unten durch Hans, das Bett hält es anscheinend auch aus, alles in bester Ordnung. Essen und Trinken können sie später in der Bar, also dahingehend steht der Plan eigentlich auch schon. Sie haben es warm, gemütlich, ein Film läuft, was kann jetzt eigentlich noch schief gehen? Alucard. Alucard kann noch schief gehen, denn der erfährt jetzt gerade erst dass Lizzy NICHT mit den anderen zurückgefahren ist, sondern er hatte diese komischen Gefühle, beziehungsweise er HAT diese komischen Gefühle und Emotionen, während sie unterwegs ist. Wo auch immer auf der Strecke sie gerade ist, denn sie war einmal total glücklich, dann hatte sie Panik, dann hat er so etwas wie Peinlichkeit gespürt, dann war es plötzlich eisig kalt, bevor es nach ein paar Minuten auf seiner Haut gebrannt hat und jetzt fühlt er sich sicher, wohl und geborgen. Das ist ein sehr komischer Fußmarsch den sie da macht! Wobei er nicht glaubt dass sie wirklich noch unterwegs ist. In ihre Gedanken kann er auch nicht, selbst durch das Band! Sie scheint ihren Kopf irgendwie abgeriegelt zu haben, merkwürdig. „Ihr seid Euch sicher dass sie unterwegs ist?" Alucard will sich da bei der Lady noch einmal vergewissern, die aber nur nickt. „Natürlich, wir haben sie mitten im Nirgendwo rausgelassen und ihr Geldbeutel lag noch im Auto, sie kann also nicht einmal den Bus nehmen, ein Taxi ist auch fragwürdig." Dass sie eines dieser Transportmittel nehmen würde, das glaubt er nicht. „Ich werde-" „Nein, Alucard. Ich verbiete dir sie aufzusuchen. Sie wollte es, sie bekommt es auch! Ihre eigene Entscheidung, du kannst ihr nicht immer helfen." Es juckt ihm in den Finger das Verbot zu ignorieren.

Fatal DiaryWhere stories live. Discover now