7. Farbige Träume

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Zelda's POV


Während ich mit dem Pinsel die hellblaue Farbe auf die raue Leinwand auftrug, fiel mir auf wie still es war. Das einzige Geräusch waren die Borsten des Pinsels den ich rasch über das Bild bewegte. Es kam mir einsam vor, zu leise, zu schweigsam. Ich unterbrach für einen Moment und sah zur Tür. Das dunkle Holz, in welches feine Details und Verzierungen eingeschnitzt waren, wirkte bedrängend und gleichzeitig auffordernd. Ich legte die Malutensilien bei Seite und trat zur Tür. "Link?", fragte ich leise durch das massive Holz. "Prinzessin?", erwiderte er, weniger wie eine Frage und mehr wie eine Bestätigung, als wollte er sagen Keine Sorge, ich bin da. Ich lächelte und öffnete die Tür einen Spalt. "Magst du nicht reinkommen?" Link drehte sich zu mir um, sah mich an, wirkte überrascht. Doch schließlich nickte er. "Wenn ihr es wünscht, eure Hoheit", sagte er charmant und folgte mir ins Atelier. Seufzend bedeutete ich ihm, dass er sich auf das Canapé in der Ecke setzen könnte. "Link weißt du noch was ich dir gesagt hatte? Dass du mich duzen darfst? Ich meine das noch immer so." Ich grinste ihn schief an und er lächelte frech zurück. "Entschuldigt, Prinzessin." Ich fühlte mich erinnert an unsere Unterhaltung im Schlossgarten damals und ein aufgeregtes Kribbeln überkam mich. Mit einem dünnen Haarpinsel steckte ich mir die Haare zu einem lockeren Dutt. Dann griff ich wieder nach der Farbpalette und fuhr mit dem Gemälde fort. "Was wird es, wenn ihr mir die Frage erlaubt, Prinzessin?", fragte er aufrichtig interessiert. Schulterzuckend drehte ich mich zu ihm um. "Der Ausblick aus dem Fenster", erwiderte ich mit einem Blick nach draußen, wo die Sonne langsam am blauen Himmel sank und den Horizont in eine zartes Violett tauchte. "Ich bin sicher es wird wunderschön..", murmelte Link, meinem Blick folgend. Dann saß er für eine ganze Weile schweigend da, sah mir zu wie ich malte, und das einzige Geräusch im Raum waren die Borsten des Pinsels, den ich rasch über das Bild bewegte. Und doch kam es mir kein bisschen einsam vor.


Schweißgebadet schreckte ich in meinem Bett hoch. Ich zitterte am ganzen Leib und kuschelte mich fest in meine Decke, während sich meine Augen langsam an die Dunkelheit im Raum gewöhnten. Ich hatte schlecht geträumt, ich hatte furchtbar schlecht geträumt. Aber so plötzlich wie ich aufgewacht war, waren auch jegliche Erinnerungen an den Traum verschwunden und alles was mir blieb, war dieses mulmige Gefühl in meiner Magengegend. Vorsichtig schlüpfte ich aus dem Bett, die Decke fest um meine Schultern geschlungen, und tapste auf den Flur. Es war dunkel und der Steinboden fühlte sich eiskalt unter meinen Füßen an. Mit kleinen Schritten ging ich hinüber ins Atelier. Der beinah volle Mond schien durch das Fenster und erhellte das Zimmer mit seinem kalten, bläulichen Licht. Ich lies mich auf das Canapé fallen, auf dem Link vorhin noch gesessen hatte und merkte wie ich mich langsam beruhigte. Der vertraute Geruch von Farben und dunklem Holz erfüllte den Raum und gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Mein unfertiges Bild, das auf der Staffelei wartete vollendet zu werden, hatte etwas magisches, wie es so vom Mondlicht angestrahlt wurde, und ich überlegte fast, es einfach so zu lassen. Dann fiel mir etwas auf, merkwürdige dunkle Linien, die definitiv nicht in das Bild gehörten. Verwirrt stand ich auf und trat auf die Staffelei zu. Als ich näher kam realisierte ich, dass die Linien nicht auf, sondern hinter dem Bild waren. Mit zittrigen Fingern hob ich die Leinwand hoch und drehte sie um. Ich war nicht überrascht als ich die schwarzen, verlaufenen Buchstaben auf der Rückseite des Bildes sah. Überrascht nicht, aber dennoch erstarrte ich. Die Angst kroch mir durch die Knochen und nahm mir die Fähigkeit mich zu regen. Für einen Moment vergaß ich zu atmen und meine Hände zitterten immer stärker, während die Leinwand mir aus den weißen Fingern rutschte und krachend auf dem Steinboden aufkam, wo der hölzerne Keilrahmen zersprang. Nein. Nein. Nein. Tränen sammelten sich in meinen weit aufgerissenen Augen, ohne tatsächlich meine Wangen herunter zu rollen. "Link", flüsterte eine Stimme. "Link! LINK!" Erst als die Tür mit einem Ruck aufging und Link besorgt und mit strubbeligen Haaren vor mir stand, begriff ich, dass es meine Stimme gewesen war. "Prinzessin." Er klang gehezt und besorgt. "Was ist passiert?"


Link's POV


Durcheinander stand ich im Türrahmen und sah sie besorgt an. Sie drehte den Kopf zu mir, ihre Augen geweitet in Schock. Langsam trat ich auf sie zu. "Prinzessin?" Ich strich sanft über ihren Arm, und war entsetzt zu spüren wie sehr sie zitterte. Auf dem Boden lag das Gemälde, an dem sie vorhin gearbeitet hatte. Ich hockte mich hin und hob es auf. Der Rahmen war zerbrochen und auf der Rückseite waren schwarze Buchstaben. Ich schluckte. Es war wie damals. Ich fuhr die Schrift mit den Fingern nach, ehe ich den Rahmen komplett vom Maltuch löste und dieses einrollte, und in meinem Morgenmantel verschwinden lies. Dann stand ich auf. "Hoheit? Soll ich euch zurück auf euer Zimmer bringen?" Sie nickte zögerlich. Auf dem Canapé lag die zartrosane Decke aus ihren Gemächern. Ich legte sie der Prinzessin um die Schultern, und brachte sie auf ihr Zimmer, ohne den Arm von ihrem Rücken zu nehmen. Sie kroch in ihr Bett. "Wirst du schlafen können?", fragte ich besorgt, obwohl ich die Antwort schon kannte. "Nein...", flüsterte sie. "Aber ich würde gerade gerne allein sein..." Ich nickte und zündete die Öllampe neben ihrem Bett an. "Wenn ihr mich braucht bin ich neben an", erinnerte ich sie. Das flackernde Licht der Lampe reflektierte sich in ihren glasigen Augen, die mich dankbar, aber vor allem verzweifelt anschauten. "Danke." Ein lächeln huschte über ihre schmalen Lippen. Erneut nickte ich, dann verließ ich ihre Gemächer und ging in mein eigenes Zimmer. Doch an schlafen war nicht zu denken. Ich fragte mich ob ich irgendwen informieren sollte. Aber potenziell war jeder im Schloss eine Gefahr, ein Täter, ein Komplize. So lange ich nicht wusste, wem zu trauen war, sollte ich die Geschehnisse verheimlichen. Vielleicht würde sich ja auch jemand "outen", wenn auf die Tat keine Reaktion folgte. Die Stirn in tiefe Falten gezogen setzte ich mich an den kleinen Sekretär in der Ecke des Zimmers, zündete zwei Kerzen an, und breitete das Maltuch auf der dunklen Holzplatte aus. Die Schrift war verlaufen und schmierig, aber trotzdem irgendwie ordentlich, grade, streng. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Was hatte er davon diese Nachrichten zu hinterlassen? Und wie hatte er wissen können, dass die Prinzessin mitten in der Nacht aufwachen würde? Als ich schließlich beschloss, mich ebenfalls hinzulegen, begann es schon zu dämmern, und die ersten Vögel kreischten. Ich war hundemüde, und hatte nur noch wenige Stunden bis ich wieder aufstehen müsste. Doch die schwarzen Buchstaben waren in meinen Kopf gemeißelt und neben der Sorge, die sich durch meine Knochen fras, war da auch ein Funken erregter Neugier, der mich davon abhielt einzuschlafen.


Schlecht geträumt, Prinzessin?



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Yay, okay, ich bin wieder da, die Geschichte nicht mehr pausiert. Halleluhja. Hab ein Kapitel rausgenommen, wie ihr vielleicht gemerkt habt. War aber storymäßig nichts drin also verpasst ihr nichts.

Bis zum nächsten Mal, meine Lieben :)

Vertraut mir, Prinzessin! (Zelda x Link)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt