16. Ein Kleines Gebet

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Zeldas POV

Und das tat ich.

Ich vertraute ihm.

Ich kramte den Zettel heraus, auf dem ich feinsäuberlich die Punkte notiert hatte, die dafür sprachen, dass Link schuldig war. Ich las sie erneut und drehte den Zettel dann um. Link war am Tag der ersten Botschaft zwar im Schloss gewesen, hätte aber einen wirklich genialen Plan gebraucht um irgendwie unbemerkt in meine Räumlickeiten zu gelangen, schrieb ich auf. Link hätte mir den Knopf nie geben müssen, ergänzte ich dann. Und das schien ein unglaublich gutes Argument gegen seine Schuld darzustellen. Warum sollte er mir einen Knopf geben, der ihn selbst verdächtig machte? Hätte er den Knopf nicht verschwinden lassen, wenn es tatsächlich eine Spur wäre, die er hinterlassen hatte? Und schließlich der letzte Punkt: Link hatte eine völlig andere Handschrift. Nicht gerade und steif, sondern geschwungen, rund und belebt. Ich kam also zu dem Schluss, das Link unschuldig war. Das bedeutete, der Knopf gehörte nicht ihm und es fehlte nur zufällig einer an Links Uniform.

Oder dass jemand Link verdächtig aussehen lassen wollte, und seinen Knopf dort deponiert hatte. Aber wer? Und wieso? Ich fischte ein neues Blatt Papier aus meiner Schreibtischschublade und versuchte das ganze noch einmal systematisch an zu gehen.

1: Wer hatte Zugang zu meinen Gemächern? Link. Mein Vater. Toku. Impa. Angestellte zur Reinigung.

2: Wer wusste von meinem Umzug in den Westflügel? Link. Mein Vater. Toku. Impa.

3: Welches Motiv könnte der Täter haben?

Ich wusste es nicht. Mir fiel nicht ein plausibles Motiv ein. Hatte der Täter aus Hass gehandelt oder mit dem Ziel den König zu erpressen, dann hätter er mich getötet oder entführt. Er war ohne Probleme in meine Zimmer gelangt, es wäre ihm also ein Leichtes gewesen, wenn er das gewollt hätte. Aber ich war immer noch hier und immer noch lebendig. Ich grübelte eine halbe Ewigkeit aber ich kam zu keiner Antwort. Es war zum verrückt werden. Gerade als ich meine Notizen in einen Briefumschlag steckte und versiegelte klopfte es an der Tür. Es war Impa, die mir ausrichtete, dass mein Vater mich zu sprechen wünschte. Mich überkam eine gewisse Unruhe und Nervosität, während ich mich auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer machte.

Mit ernstem Blick saß er da und schaute mich an. Er fuhr sich mit der Hand durch den Bart und räusperte sich einige Male, bis er endlich das Wort hob. "Zelda es geht um Folgendes", setzte er an und machte dann eine lange Pause, ehe er fort fuhr. "Ich denke es wäre das beste, wenn du für eine Weile in das Schloss in den Bergen ziehen würdest." Alarmiert schüttelte ich den Kopf. "Was ist mit Link? Vater, ich kann jetzt nicht fort!" Doch mein Vater seufzte nur. "Doch, Zelda, das kannst du, und das solltest du. Vor allem wegen Link. Es tut mir Leid, dass ich damals nicht auf dich gehört habe und wir uns den Jungen ins Haus geholt haben. Das hätte nie passieren dürfen. Die Situation ist sicher schwierig für dich, aber ich möchte dass du in Sicherheit bist. Wir werden uns hier um ihn... kümmern, du brauchst dir keine Sorgen machen." Ich sprang ruckartig auf und der Stuhl auf dem ich gesessen hatte kippte nach hinten weg. "Das kann ich nicht zulassen, Vater. Ich glaube an Link! Ihm darf nichts geschehen, du musst es versprechen. Vater, bitte!" Es hatte keinen Sinn, ich sah es in seinen Augen, ich sah es daran wie er die Stirn in Falten legte, ich sah es in seinem Blick. Es tat ihm Leid, mich so zu sehen, es tat ihm bei nahe weh. Aber da lag auch Zorn in seinem Ausdruck. "Diese Diskussion ist unnötig." Seine Stimme klang scharf. "Ich habe deine Abfahrt schon organisiert. Aber du kannst natürlich nicht alleine fort, weshalb Toku dich begleiten wird. Ich vertraue ihm voll und ganz und ich bin mir sicher, dass er auf dich acht geben wird. Und du kannst euren gemeinsamen Aufenthalt auch nutzen, um ihn besser kennen zu lernen. Er kommt aus gutem Hause und hat Manieren. Es erscheint unkonventionell, aber heutzutage ist es längst keine Seltenheit mehr, dass man Prinzessinen oder Prinzen mit Angehörigen aus nicht adeligen Familien vermählt. Wenn du willst, kannst du Impa bitten, dich ebenfalls zu begleiten. Das war alles, du kannst jetzt gehen um zu packen." Ich fiel aus allen Wolken. Hatte ich meinen Vater gerade richtig verstanden? Hatte er angedeutet, dass ich in Betracht ziehen sollte, Toku zu heiraten? Wie konnte er in solchen Zeiten über das Heiraten nachdenken? Die Frustration in mir stieg ins Unermessliche. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Nichts hiervon konnte wahr sein. Wütend knallte ich die Tür hinter mir zu, als ich ging. Mein Vater konnte sagen und planen was er wollte. Aber eins stand fest: Ich würde nicht einfach brav abreisen. Ich würde Link jetzt nicht im Stich lassen. Ich würde ihn beschützen. Wenn das am Ende bedeutete, dass ich Toku tatsächlich heiraten müsste, wäre das ein kleiner Preis. Ich konnte nicht zu lassen, dass Link etwas zu stößt.


Links POV

Als die Wachen mich im Westflügel entedeckt hatten, leistete ich keinen Widerstand. Ich rannte nicht davon, ich schrie nicht, ich kämpfte nicht. Ich stand da und wartete, während sie auf mich zu stürmten. Ich hob meine Hände. Zwei der Männer packten mich grob und drückten mich auf den Boden. Schmerz schoss durch meinen Kopf als er auf den Boden prallte, dann durch meine Arme, die rabiat hinter meinen Rücken gezerrt und an den Handgelenken zusammen gebunden wurden. Einer der Wachen schrie mir etwas ins Ohr. Ich verstand ihn nicht, es kam wie durch Watte bei mir an. Sie schoben mich durch die Gänge, die immer schmaler wurden, und zahlreiche Treppen hinunter. Schließlich landete ich in meiner Zelle. Die scheuernden Fesseln um meine Handgelenke wurden durchgeschnitten und die schwere Tür fiel krachend hinter mir ins Schloss.

Ich saß schon eine gefühlte Ewigkeit auf dem klammen Stroh in der Ecke der kleinen Zelle. Die einzige Lichtquelle war ein winziges, schmales Fenster an der Außenwand, durch das jetzt spärlich die Morgensonne hinein strahlte. Die Kälte machte mir zu schaffen und ich war furchtbar müde. Aber ich konnte nicht schlafen. Der Gedanke an die Prinzessin hielt mich wach.

Bitte sei in Sicherheit. Bitte sei in Sicherheit. Bitte sei in Sicherheit.

Es war wie ein Gebet, dass ich immer wieder leise vor mich hin flüsterte. Ein kleines, verzweifeltes Gebet zu den Göttern.


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Danke, dass ihr auch diesmal wieder reingeschaut habt! &auch für die Kommentare und Votes!

Hoffentlich bis zum nächsten Mal!<3


Vertraut mir, Prinzessin! (Zelda x Link)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن