190. Vorstellung

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Ich kämpfte mich zu der hinteren Wand, an der Caelum sonst immer auf uns wartete.
"Aries, warte!", rief plötzlich eine Stimme und schon wurde ich an der Hand gepackt und mitgezogen.
Es war Richard, der mich am Zug entlang zog und immer schneller wurde.
"Richard!", sagte ich erleichtert, denn ich wollte mich schließlich noch von ihm verabschieden.
"Ich stelle dich meinen Eltern vor.", sagte er hektisch und steuerte auf einen anständig gekleideten, großen Mann, mit dunklere Haut, braunen Augen und schwarzen Haaren zu. Neben ihm stand eine Frau, sie hatte braue Haare, grünliche Augen und war mittelgroß.
Neben der Frau stand Hannah und grinste vor sich hin.
"Mum, Dad, das ist Aries Lestrange.", sagte er und ließ meine Hand los.
Richards Vater streckte mir die Hand aus, "Leandro Boith. Es freut mich dich endlich kennenzulernen, Aries."
Ich nahm seine Hand, "Es freut mich ebenfalls, Mister Boith.", sagte ich anständig, als auch schon seine Mutter vortrat.
Im Gegensatz zu Richards Vater lächelte sie ein wenig und streckte mir nun ebenfalls ihre Hand entgegen, "Mein Name ist Quinn Boith,  freut mich sehr, Aries."
"Danke, mich freut es ebenso.", sagte ich und lächelte leicht.
Ich fühlte mich ein wenig hilflos, denn ich wurde von jeder Seite beäugt und gemustert.
"Also, ich verabschiede mich dann von Aries. Geht ruhig schon vor, ich komme nach.", sagte Richard und legte seinen Arm um mich, als wir uns umdrehten und gingen.
"Du hast viel Ähnlichkeit mit deiner Mutter.", sagte ich kurz, "Das Grinsen und Lächeln."
Er lachte kurz auf.
"Sag mal, hat es dich wirklich so getroffen, dass ich dir nicht von meinem Bruder erzählt hatte?", fragte er schließlich und blieb stehen.
Ich schüttelte mit dem Kopf, "Nein, es gibt schlimmeres.", flüsterte ich, "Kommst du noch mit zu Caelum?", ich nickte in Richtung meines Bruders, den ich gerade endeckt hatte.
Richard bestätigte und nahm seinen Arm von meiner Schulter, als wir zu Caelum gingen.

"Aries.", sagte er lächelnd und drückte mich an sich.
"Hallo Richard.", er legte seine Hand kurz auf Richards Schulter.
"Wo hast du Volans gelassen?", fragte Caelum und sah sich auf dem Bahnsteig um.
Ich blickte ebenfalls umher, doch drehte ich mich schnell wieder zu meinem Bruder, "Ihm fällt der Abschied schwerer als er zu gibt.", flüsterte ich kurz.
Caelum winkte ab, "Ich werde ihn schon finden. Verabschiede dich von Richard, Mutter und Vater warten Zuhause schon.", er lief den Bahnhof hinunter.
Ich biss mir auf die Lippen und sah zu Richard hinauf. Ohne lange zu zögern  drückte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn, "Vielleicht wird es irgendwie möglich sein und wir können uns in den Ferien sehen. Ich werde Mutter und Vater fragen.", sagte ich entschlossen.
"Meine Eltern haben ganz bestimmt nichts dagegen.", sagte er zuversichtlich und strich mir mit seiner Hand über die Wange, "Und wenn es nicht gehen sollte, können wir uns immer noch schreiben.", sagte er lächelnd und drückte mich schließlich an sich.
Ohne ein weiteres Wort verließ er mich nach der Umarmung und ging zurück zu seiner Familie.
Auch Caelum hatte bereits Volans gefunden und kam zu mir herüber, "Können wir?", fragte Caelum ruhig.
Volans sah mich dankbar an, als ich ihn musterte und Caelum zustimmte, "Auf nach Hause.", sagte ich grinsend.

Caelum öffnete die Tür zum Anwesen unseres Onkels. Ich sah mich in der Eingangshalle um, als wäre ich das erste mal in diesem Haus. Ich fragte mich schon länger, wann wir zurück nach Schottland kehren würden.
Die kleine Hauselfe kam sofort angelaufen und nahm uns unsere Koffer ab.
"Willkommen.", hörte ich eine bekannte Stimme sagen. Ich starrte kurz zu Caelum und drehte mich anschließend in die Richtung, aus der die Stimme kam, "Onkel Lucius.", sagte ich überrascht und musterte ihn von oben nach unten.
Askaban hatte ihn ziemlich zugerichtet. Er sah mitgenommen und blasser als sonst aus.
Sein  makelloses Aussehen war Geschichte, stattdessen waren seine Haare verfilzt und strähnig. Seine ganze Art schien eben so Vergangenheit zu sein.
Unser Onkel warf uns einen letzten musternden Blick zu und verschwand die Treppe hinauf.
Ohne seinen Gehstock ging er merkwürdig und schneller als sonst, es passte einfach alles gar nicht mehr zusammen.
Volans und ich sahen uns total perplex an, als Lucius verschwunden war.
"Er wird schon wieder.", murmelte unser ältester Bruder, dem unsere Blicke nicht entgangen waren.
"Seit wann ist er zurück?", fragte ich, "Wieso hat uns das niemand erzählt?"
Caelum sah zum Treppenabsatz hinauf und schüttelte anschließend den Kopf, "Er ist erst seit zwei Tagen wieder hier. Am ersten Tag hättet ihr ihn kaum wieder erkannt, glaubt mir. Er wird wieder.", wiederholte er sich und nickte in Richtung Treppe, "Los, Schlafenszeit. Alles weitere besprechen wir morgen."
Gemeinsam stiegen wir die Treppen hinauf und verschwanden nach einem leisen Gemurmel aus gute Nacht Wünschen, welche uns allen galt in unsere Zimmer.

Früh am morgen, ich war noch im Halbschlaf, hörte ich eine Stimme flüstern, "Aries. Bist du wach?", anschließend vernahm ich ein lautes Krachen, als die Tür ins schloss fiel.
Aus dem Schlaf gerissen schreckte ich auf und ruderte herum.
"Rabastan!", vorwurfsvoll sah ich ihn an und verzog das Gesicht.
Meine Wanduhr zeigte, dass es halb 8 am morgen war, "Nicht einmal in den Ferien darf ich ausschlafen.", jammernd ließ ich mich zurück in mein Kissen fallen und zog die Decke bis über die Nasenspitze.
"Falls du es vergessen hast; auch hier herrschen Regeln, die du zu befolgen hast.", flüsterte Rabastan weder streng noch gerade nett, "Ich gebe dir 20 Minuten, dann möchte ich dich beim Essen sehen. Selbst Volans ist schon wach."
Mein Onkel verschwand so schnell wie er aufgetaucht war.
Stöhnend drehte ich mich auf die Seite und spielte mit dem Gedanken einfach weiter zu schlafen, doch ich hatte keine Lust schon am ersten Tag mit einem der Erwachsenen aneinander zu geraten.
Nachdem auch Gro mich freudig begrüßte stand ich auf, um mich zurecht zu machen.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Where stories live. Discover now