210. Duell der alten Freunde

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Richard hatte zuerst einen Fluch gesprochen. Dieser traf Deric mit voller Wucht und er wurde von den Beinen gerissen.

Ohne zu zögern und voller Wut setzte Richard nach.
Diese Seite hatte ich lange nicht mehr an meinem Freund gesehen.
Er war gnadenlos, kalt und unkontrolliert.

Plötzlich wühlte sich jemand durch die Menge und Hannah tauchte neben mir auf, "Was macht er da?", fragte sie ängstlich und beobachtete ihren Bruder.

Richard ging inzwischen auf den am Boden liegenden Deric zu.
Damals war Deric kein guter Duellant gewesen, doch ich hätte gedacht, dass sich das geändert hätte.

Gerade als Richard einen weiteren Fluch auf Deric jagen wollte, drehte dieser sich blitzschnell auf den Bauch und stand auf, "Crucio!", schrie er mit dem Zauberstab auf Richard gerichtet.

Dieser stürzte wie vom Blitz getroffen zu Boden. Krampfend lag er dort und schon bei seinem Anblick wusste ich, dass er höllisch Schmerzen durchlitt.

Ich dachte kurz an den Tag, an dem Volans den Cruciatus bei mir angewandt hatte. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken.
Jolka kniff inzwischen vor Entsetzen in meinen Arm.
Ruckartig zog ich meinen Arm aus ihrem Griff und sie stolperte leicht nach vorne.

Es herrschte Totenstille im Innenhof, nur noch Richards Schreie waren zu hören.
Als hätte ich es gewusst, was im nächsten Moment passieren würde packte ich Hannah, hielt sie so fest ich konnte und drückte eine Hand auf ihren Mund.

Sie hatte eine Weile gebraucht um zu verstehen was dort passierte, doch würde sie los schreien oder versuchen ihrem Bruder zur Hilfe zu kommen, würde ihr wohl das gleiche blühen, wie ihrem Bruder.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Deric den Fluch von Richard nahm, doch ich ließ Hannah nicht los.
Richard lag reglos auf dem Boden, als Amycus Carrow in die Mitte trat und Richard leicht gegen die Seite stieß.

"Lass ihn liegen Scott.", sagte er gerade so laut, dass wir nur ahnen konnten, was er von sich gab.
Deric sah kurz auf Richard herab, es kam mir vor, als würde ihm die Reue im Gesicht stehen.

"Und nun verschwindet!", rief er laut zu uns Schaulustigen und scheuchte eine Horde Schüler vor sich her, zurück ins Schloss.
Auch Deric ließ Richard einfach liegen und folgte dem Professor.

Doch wir blieben reglos und leise stehen, bis alle verschwunden waren, erst dann ließ ich Hannah los.
Sie rannte durch den Regen zu ihrem Bruder und stürzte sich zu ihm.

Ich wusste nicht was ich tun sollte. Einerseits war er mein Freund, ich sollte mich um ihn sorgen. Doch er hatte auch seinen stolz, vielleicht wollte er nicht, dass ich ihn so sah.

Auch Zacharias verschwand nach einer Weile desinteressiert.
Kurz sah ich zu Logan und Jolka, doch sie schienen eben so hilflos.

"Wenn wir erwischt werden, wie wir ihm helfen sind wir dran.", zischte Logan warnend und zog Jolka von mir weg.
Entschuldigend sah sie über die Schulter zu mir, als auch sie durch die Türen verschwanden.

"Aries!", schrie Hannah hilfesuchend. Mir lief wieder ein Schauer über den Rücken, als ich meinen Kopf langsam zu ihr drehte.
Flehend sah sie zu mir.

Bevor ich es wagte zu ihr zu gehen, sah ich mich noch einmal kurz um und ging langsam durch den Regen zu den beiden.
Ich hockte mich auf die andere Seite neben Richard, der sich langsam wieder zu bewegen begann.

"Bringen Sie ihn in den Krankenflügel, Lestrange.", hörte ich eine besorgte Stimme hinter mir.
Professor McGonagall kam über den Innenhof zu uns.

Sie half Hannah und mir Richard auf die Beine zu kriegen, "Gehen sie über die große Brücke, dort wird Sie keiner sehen.", mit einem leichten Lächeln verließ sie uns schnellen Schrittes.

Ich legte Richards Arm um meine Schultern und versuchte ihn auf den Beinen zu halten. Hannah tat es mir gleich und mühevoll machten wir uns auf den Weg zu Madame Pomfrey.

Es dauerte fast 20 Minuten, bis wir über den Umweg im Krankenflügel angelangt waren.
Schnell schloss Madame Pomfrey die Türen und half uns Richard auf das nächste freie Bett zu schaffen.

Hannah  und ich hatten auf dem Weg kein Wort miteinander geredet. Besorgt setzte sie sich sofort neben ihn, als Madame Pomfrey begann ihn zu untersuchen.

"Cruciatus.", flüsterte sie mehr feststellend als fragend.
Hannah nickte stumm.
"Davon hatte ich mehr als genug in dieser Woche.", immer noch flüsternd sprach sie diese Worte.

Sie flößte ihm einen Trank und kontrollierte seine Augen, bevor sie uns beide musterte, "Nun gut, ausnahmsweise dürfen Sie beide hier bleiben. Es wird nicht geredet.", bestimmend sah sie uns an, bevor sie an ihren Schreibtisch verschwand und etwas in einem großen Buch notierte.

Leise zog ich einen Stuhl vom benachbarten Bett zu mir heran und setzte mich hin.
Hannah blickte mich danken, aber skeptisch an, "Danke Aries.", flüsterte sie kaum hörbar.
Ich schüttelte kurz mit dem Kopf, um ihr zu signalisieren, dass sie sich nicht bedanken brauchte.

Es vergingen viele Stunden, in denen wir nur da saßen, uns anschwiegen oder Richard beobachteten.
Schließlich erhob ich mich, "Ich muss zum Apparierkurs.", sagte ich leise.

Hannah sah mich entsetzt an, "Wie kannst du jetzt noch daran denken?", zischte sie.
"Es war der Cruciatusfluch, nicht der Todesfluch Hannah. Er wird schon drüber weg kommen.", kalt sah ich sie an und verschwand aus dem Krankenflügel.

Auf dem Weg in die große Halle, dachte ich über den Streit zwischen den beiden nach.
Richard hatte eindeutig selber Schuld, schließlich ist er zuerst auf Deric losgegangen.

Das das Konsequenzen hatte hätte er wissen müssen, doch Richard war nun mal nicht er selbst, wenn die Wut ihn leitete und wer konnte wissen, dass Deric so einen mächtigen Cruciatusfluch zustande bringen würde.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora