234. Besuch

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Wieder fühlte es sich an, als würde ein Blitz mich treffen und ich erwiderte seinen Kuss.
Er löste sich von mir und sah mich nachdenklich an.

"Wo warst du die ganze Zeit?", fragte ich erneut, denn ich hatte nicht den Eindruck, dass er nur in der Küche bei den Hauselfen war.

Seufzend ließ er sich auf ein Sofa fallen und krallte sich Süßigkeiten, die einige Schüler für später liegen gelassen hatten.
"Habe meiner Familie geschrieben.", sagte er tonlos und wickelte die Süßigkeiten aus dem Papier.

Ich setzte mich auf das Sofa, ihm gegenüber und beobachtete ihn misstrauisch.
Er bemerkte meinen Blick und sah mich emotionslos an.

"Wie sind deine Eltern?", fragte ich interessiert, doch Deric zuckte mit den Schultern und setzte ein sarkastisches Lachen auf, "Arm und dreckig, so wie du es einst sagtest."

Er legte den Müll neben sich auf das Sofa und wartete auf meine Reaktion, "Stimmt es etwa nicht?", fragte ich belustigt und auch Deric musste auflachen.

"Doch, es stimmt.", sagte er einsichtig und musterte mich, "Deswegen wird das mit uns beiden wohl auch niemals funktionieren."
Fragend sah ich Deric an, doch unser Gespräch wurde unterbrochen, als der Schulleiter persönlich in den Gemeinschaftsraum trat und auf uns zustürmte.

"Lestrange. Du hast Besuch.", sagte er distanziert.
Überrascht sah ich den Professor an, "Besuch? Hier in Hogwarts?", fragte ich perplex.

"Natürlich hier in Hogwarts, wo denn sonst?", fragte er kühl, "Na los.", er nickte in Richtung des Ausgangs.
"Scott, in mein Büro.", genau so überrascht wie ich es war, sah Deric den Professor an und erhob sich.

Wir beide folgten Snape und sahen uns fragen an.
Vor seinem Büro blieb er stehen und öffnete die Tür für Deric, "Nehmen Sie schon einmal Platz."

Wortlos folgte ich Snape, bis vor die große Halle, wo der Lehrer sich zu mir umdrehte und stehenblieb, "Ich hätte diesen Besuch gerne verhindert, doch es war mir leider nicht möglich."

Immer noch fragend blickte ich ihn an, doch er wich meinem Blick aus, "Benimm dich bitte anständig, Aries.", er blickte auf mich hinab, wie auf ein kleines Kind.
Ich bemerkte, wie sich ungewollt mein Mundwinkel kurz nach oben zog und wieder senkte.

Mit einem Zauberstabschlenker öffnete sich die Tür der großen Halle leise.
Zögernd trat ich ein und drehte mich noch einmal um, doch die Tür war schon wieder verschlossen.

Die Halle war vollkommen leer, nur vorne, vor dem Lehrertisch stand jemand.
Langsam ging ich auf die Person zu, die mir mit verschränkten Armen vor der Brust den Rücken zukehrte.

"Vater?", fragte ich ungläubig, als ich fast hinter ihm stand.
Er drehte sich langsam um und musterte mich in meiner Schuluniform.
"Aries.", sagte er zynisch, "Schön dich zu sehen."

Ich bemerkte sofort, dass er dies nicht ernst meinte, denn er verzog keine Miene, "Setzen wir uns?", fragte er gespielt freundlich und zog mich auch schon am Arm an den Tisch der Slytherins.

Ungewohnt sah mein Vater sich um, "Es ist ewig her, dass ich an diesem Tisch saß.", sagte er fast melancholisch. Er sah sich noch einige Augenblicke um und wendete sich dann an mich.

"Wie geht es dir? Was macht der Unterricht?", er legte seine Arme auf den Tisch und drehte an seinem Ring am Finger abwartend herum.

"Er ist...lehrreich?", sagte ich unsicher, denn er war sicher nicht hier, um nach dem Unterricht zu fragen.
Mein Vater zog seine Augenbrauen hoch.
"Ah ja.", er versuchte schnell auf den Punkt zu kommen und suchte nach passenden Worten.

"Was ist mit diesem Scott-Jungen?", fragte er vorwurfsvoll, "Caelum kam vor einigen Tagen zu mir und erzählte mir, Draco habe ihm eine beunruhigende Nachricht überbracht."

Ich verzog mein Gesicht schlagartig. Dieser miese Versager. Ich ballte meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten und sah meinen Vater ohne zu antworten an.

"Er ist dein...Freund?", mein Vater versuchte freundlich zu wirken und setzte weiterhin ein merkwürdiges Lächeln auf.
Ich zuckte mit den Schultern, denn ich hatte keine Ahnung, ob er mein Freund war oder nicht.

"Caelum war so besorgt, dass er mit in die Schule gekommen ist, um mit ihm zu reden.", er tat so, als wäre er beunruhigt und würde sich sorgen.
Entsetzt riss ich die Augen auf.

"Caelum ist in Hogwarts?", fragte ich ungläubig.
Mein Vater nickte zustimmend, "Er spricht wohl gerade mit ihm, nehme ich an."
Wütend atmete ich aus und erhob mich von dem Tisch.

"Wieso kommt ihr beide eigentlich einfach so in die Schule, ohne mir zu schreiben?", fragte ich ihn laut.
Das gespielte Lächeln meines Vaters verblasste und auch er erhob sich.

"Ich möchte, dass du dich mit anständigen Jungen befasst!", er sah mich bestimmend an. Ich zog nur trotzig die Augenbrauen hoch und beschloss meinen Bruder zur Rede zu stellen.

"Bleib stehen.", sagte mein Vater kalt aber bestimmend, als ich mich aus dem Staub machen wollte.
Er kam auf mich zu und hielt mich fast väterlich an den Schultern fest.

"Ich kenne diese Familie nicht. Doch Rabastan ist mit seinem Vater zur Schule gegangen. Wir wissen beide, dass er auf der richtigen Seite steht, doch dieser Junge...", er. schüttelte langsam mit dem Kopf, "Ich möchte nicht, dass er dein Freund ist oder wird oder was auch immer.", bestimmend sah er auf mich hinab.

"Glaub mir Aries. Ich weiß du bist in einem Alter, in dem du glaubst alles besser zu wissen. Ich war auch mal so alt wie du.", er zuckte mit den Schultern, "Doch manch mal sollten Kinder auf die Ratschläge oder Anweisungen der Erwachsenen einfach hören."

Immer noch trotzig sah ich meinen Vater an, "Wir sehen uns im Sommer.", sagte ich kalt und verließ die große Halle.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Where stories live. Discover now