237. Schularbeiten

211 21 2
                                    

Am späten Nachmittag saß mein Jahrgang gemeinsam mit den Siebtklässlern in der großen Halle, um Aufsätze und andere Schularbeiten vor den Ferien zu erledigen.

Die Carrows hatten die Aufsicht über uns und es herrschte Totenstille. Man hörte nicht einmal das Kratzen der Federn auf dem Pergament.
Ich blickte zu dem Tisch der Gryffindors, die mit der Zeit immer weniger geworden waren.

Wo sind die ganzen Gryffindors nur hin verschwunden? Schrieb ich auf ein Pergamentfetzen und schob es unauffällig an Brian weiter. Dieser sah auffällig zum Tisch hinüber und kritzelte eine Antwort auf die Rückseite.

Vielleicht endlich beseitigt.
Grinsend sah ich ihn an und er zuckte unwissend mit den Schultern.
Gerade, als ich einen neuen Fetzen beschriften wollte, ertönte die Stimme von Amycus Carrow.

Erschrocken zuckte ich zusammen, doch er hatte am Ravenclawtisch zwei Schüler beim reden erwischt.
Augenblicklich bekam einer nach den anderen den Cruciatus zu spüren.

"Meiner Meinung nach greifen die Carrows zu sehr durch.", wagte es Jolka zu flüstern, obwohl der Professor keine vier Meter von uns entfernt war.
Schnell blickte sie wieder auf ihren Zettel, denn Amycus schien sie gehört zu haben.

Suchend ging er an unserem Tisch auf und ab, konnte aber die Stimme nicht zu ordnen.
Ein Glück für Jolka.
Er blieb jedoch an der Spitze unseres Tisches stehen und beobachtete uns einige Minuten, bis er sich zu den Gryffindors verzog und das gleiche mit ihnen machte.

Warnend warf ich Jolka einen Blick zu, die einsichtig leise seufzte und weiter an ihrer Aufgabe schrieb.
Ich rollte noch kurz mit den Augen, bevor ich nach Richard Ausschau hielt, doch er war nirgendwo zu sehen.

Vorsichtig sah ich mich nach den Carrows um, die auf der anderen Seite der Halle standen und miteinander flüsterten.
Erneut kritzelte ich einen Fetzen Pergament voll, zerknüllte ihn und versuchte ihn in Theodores Richtung zu werfen.

Er flog zwischen meinem Cousin und Theodore auf den Boden.
Suchend sahen beide sich um, bis sie mich bemerkten.
Als wenn sie sich gleich prügeln würden, versuchten beide den Fetzen zuerst zu erreichen.

Natürlich erweckten sie sofort das Aufsehen der Carrows. Jedoch verschwand Alecto aus der Halle, statt etwas zu unternehmen.
Nachdenklich sah ich ihr hinterher, bis mein Blick wieder bei Theodore und Draco war.

Theodore hatte den Kampf um den Zettel gewonnen und öffnete ihn schnell, doch Amycus war schon hinter ihm aufgetaucht und riss ihm meine Botschaft aus den Händen.

"Wo ist Richard?", las er laut vor und sah uns Slytherins an, bis sein Blick auf Theodore fiel, "Woher kommt dieser Zettel, Nott?", fragte der Professor kalt.
Theo starrte still auf den Tisch vor ihm und brachte kein Wort über die Lippen.

Langsam drehte sich Draco zum Professor um, "Von Aries, Sir.", sagte er leise. Ob er dies tat, um seinen Freund in Schutz zu nehmen oder mich zu verpetzen war mir ein Rätsel.

Langsam Schritt der Professor den Tisch entlang und blieb mir gegenüber stehen. Er steckte den Fetzen in seinen Umhang und entriss mir meine Pergamentrolle, um sie zu studieren.

"Sind sie fertig, Miss Lestrange?", fragte er ruhig und langsamer als sonst.
Ich wusste, dass alle Schüler heimlich das Geschehen beobachteten, auch Deric.
"Nein, Sir.", flüsterte ich und sah, wie Theodore zuvor auf den Tisch.

Wortlos gab der Professor mir meine Rolle zurück und musterte mich einen Augenblick.
"Mister Boith ist beim Nachsitzen, auf Anordnung des Schulleiters.", sagte er extra laut und verließ wieder unseren Tisch.

Ich schluckte schwer. Was sollte Deric nun von mir denken? Ich fragte heimlich nach meinen Exfreund. Doch eigentlich sollte es mich nicht interessieren, schließlich hatte ich doch mit Deric abgeschlossen.

Vorsichtig sah ich rechts den Tisch herunter, wo er saß. Er sah mich gefühllos an, doch in seinem Blick war trotzdem etwas, was wie Interesse aussah.

Er nahm sein Blick nicht von mir, auch nicht, als ich mich wieder meinen Aufgaben widmete und kurze Zeit später wieder zu ihm sah.
Ich begann auf meiner Lippe herumzukauen und versuchte konzentriert meinen Text zu beenden.

Doch es klappte einfach nicht, schließlich warf ich ihm einen fragenden Blick zu, den er mit einem desinteressiert Schulterzucken abtat und seine Sachen zusammen packte.

Schnell schmierte ich die letzten Wörter auf meine Rolle, um sie abzugeben. Zeitgleich kamen Deric und ich bei Amycus Carrow an, um unsere Aufgaben abzugeben.

Er öffnete mein Pergament und bemerkte sofort die unsaubere Schrift und den voreilig beendeten Text, "Sie werden das noch einmal abschreiben, Lestrange.", sagte er kalt und drückte mir die Rolle achtlos gegen den Bauch.

Derics Aufgaben hingegen nahm er an, ohne auch nur einen kleinen Blick drauf zu werfen.
Mit einem fiesen und zufriedenen Lächeln sah er mich an und ging an mir vorbei.

Entsetzt drehte ich mich um und sah zu, wie er seine Tasche nahm und die Halle verließ.
"Wird's bald?", dröhnte plötzlich die Stimme des Professors in mein Ohr.
Ich zuckte zusammen, sowie einige Schüler an den Tischen.

Grob packte er mich am Arm und schubste mich zurück an meinen Platz.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als alles, was ich in den letzten 1 ½ Stunden geschrieben hatte, erneut aufzuschreiben.

Ich fühlte mich vor allen Schülern gedemütigt und sank auf meinem Platz zusammen. Eindeutig wurde Deric von den Lehrern bevorzugt behandelt. Es machte mich wütend, dass er jedes Recht besaß, was vielen Schülern verwehrt blieb.

Ich saß noch bis kurz vor dem Abendessen dort und war mitunter einer der letzten Schüler, die noch da waren.
Ich sah mich vorsichtig um und bemerkte, dass der Ravenclawtisch bereits leer war. Am Tisch der Hufflepuffs saß noch eine kleine Gruppe von drei Schülern zusammen und am Gryffindortisch wurden die übrigen fünf Schüler auseinander gesetzt.

Seufzend sah ich auf mein Pergament, denn ich war mit einer Schülerin der siebten Klasse die letzte an unserem Tisch.
Schließlich erhob sich Amycus von seinem Stuhl und trat nach vorne, "Sie werden nach dem Abendessen sich in meinem Büro einfinden und Ihre Arbeiten beenden. Um Punkt acht Uhr.", sagte er herrisch und wies uns an zu gehen.

Wie auf der Flucht riss ich meine Sachen vom Tisch, um sie in meine Tasche zu stopfen und die Halle zu verlassen.

Die besonderen Kinder der Lestranges (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt